Pressemitteilung | Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)

Dienstwagenbesteuerung: Jobs bleiben auf der Strecke

(Köln) - Die geplante Anhebung der Dienstwagenpauschale soll dem Staat zusätzliche Einnahmen von etwa 500 Millionen Euro verschaffen. Wenn die Beschäftigten allerdings auf kleinere Fahrzeuge umsteigen, um höhere Steuern zu vermeiden, bleibt für den Fiskus alles beim Alten. Der Automobilindustrie drohen dann jedoch sinkende Umsätze und der gesamten Wirtschaft weitere Job-Verluste.

Mit dem Ende vergangenen Jahres von der Bundesregierung beschlossenen „Steuervergünstigungsabbaugesetz“ sollen die größten Löcher in den öffentlichen Kassen gestopft werden. Dabei greift der Staat gerade der Wirtschaft in die Tasche – sie wird mit jährlich knapp 8 Milliarden Euro rund 45 Prozent der vorgesehenen Mehrbelastungen tragen.

Verstärkt den Steuerknüppel schwingen will Rot-Grün dabei auch in Sachen Dienstwagen. Die Anhebung der Steuerpauschale für die private Nutzung dieser Fahrzeuge von monatlich 1 auf 1,5 Prozent des Listenpreises soll rund 500 Millionen Euro zusätzlich in den Staatssäckel spülen. Doch die erhofften Einnahmen stehen auf wackligen Füßen – wie eine Beispielrechnung zeigt.

Dem Arbeitnehmer, der einen Dienstwagen privat nutzt, entsteht laut Steuerrecht ein geldwerter Vorteil – spart er doch die Anschaffung und den Unterhalt eines privaten Pkw. Der Vorteil wird dem Einkommen hinzugerechnet, und zwar in Höhe der gesetzlichen Pauschale. Steigt diese auf 1,5 Prozent des Listenpreises, erhöht sich der zu versteuernde Arbeitslohn.
Für einen verheirateten Arbeitnehmer mit einem Jahresverdienst von 40.000 Euro, der einen 30.000 Euro teuren Dienstwagen privat fährt, fallen so jährlich künftig gut 546 Euro mehr Steuern an (einschließlich Solidaritätszuschlag).

Der Beschäftigte muss zudem höhere Sozialabgaben abführen. Sein bar ausgezahltes jährliches Nettoeinkommen verringert sich damit um 780 Euro. Der Staat darf sich dagegen über knapp 1.015 Euro mehr in der Kasse freuen. Der Arbeitnehmer kann die schwerere Steuerbürde jedoch abwerfen, wenn er auf einen kleineren Dienstwagen umsteigt. Um netto den gleichen Betrag aufs Gehaltskonto zu bekommen, muss er sich künftig mit einem 20.000-Euro-Auto bescheiden.

Mit dieser Strategie könnten die laut Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) rund 2 Millionen Dienstwagenfahrer dem Fiskus ein Schnippchen schlagen – der Staat ginge unter Umständen völlig leer aus. In jedem Fall dürften aber die Steuer-Mehreinnahmen geringer sein, als es die Regierung auf der Rechnung hat, weil zumindest ein Teil der Dienstwagennutzer sich wohl künftig für ein kleineres oder einfacher ausgestattetes Modell entscheiden wird.

Verlierer der Neuregelung wäre die Wirtschaft. Denn gemäß den Zahlen des Leverkusener Instituts AutoFuture werden über 45 Prozent aller in Deutschland abgesetzten Pkws von Firmen gekauft. Und knapp 90 Prozent der gewerblich genutzten Autos stammen aus deutscher Produktion. Nach der Prognose von AutoFuture würde die Erhöhung der Dienstwagensteuer die Zahl der Neuzulassungen in diesem Jahr um 100.000 auf rund 3,2 Millionen senken – der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung. Der Grund: Die bisherigen Dienstwagennutzer könnten verstärkt wieder auf vorhandene eigene Pkws umsteigen.

Der VDA rechnet mit Umsatzeinbußen von etwa 2,6 Milliarden Euro und dem Abbau von 10.000 Stellen. Dies wäre nicht nur für die Automobilindustrie mit zuletzt über 770.000 Beschäftigten ein schwerer Schlag, sondern würde auch den ohnehin gebeutelten Arbeitsmarkt hart treffen.

Wer sich nicht wieder hinter das Steuer des eigenen Fahrzeugs setzen, die höhere Pauschalbesteuerung aber dennoch vermeiden will, dem bleibt als Ausweg nur die Führung eines Fahrtenbuchs. Darin wird die berufliche und die private Nutzung des Wagens getrennt erfasst. Dies wäre jedoch sowohl für den Dienstwagenhalter als auch für die Finanzverwaltung mit erheblichem Kontrollaufwand verbunden. Zudem war die 1-Prozent-Pauschale gerade mit dem Hinweis auf eine einfachere Bewertung eingeführt worden.

Quelle und Kontaktadresse:
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) Gustav-Heinemann-Ufer 84-88 50968 Köln Telefon: 0221/49811 Telefax: 0221/4981592

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