Pressemitteilung | Demeter Baden-Württemberg e.V.

Drei Demeterbetriebe erhalten Naturschutzpreis / Bundesumweltminister überreicht ersten Preis an Demeterhof Wüst aus dem Main-Tauber-Kreis

(Leinfelden-Echterdingen/Bonn) - Gleich drei Demeterbetriebe erhielten heute (13. Februar 2007) in Bonn einen Preis für ihre herausragende Naturschutzarbeit. Zum ersten Mal haben das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Stiftung Ökologie und Landbau (SÖL) den „Förderpreis Naturschutzhöfe“ ausgeschrieben. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel überreichte einen der drei ersten Preise über 5.000,- Euro an den Demeterhof Uwe Krautfürnix (Wüst) aus Königheim-Brehmen im Main-Tauber-Kreis. Zwei weitere Preise über jeweils 1.000,- Euro erhielten die Demeterbetriebe Müllerhof aus Allensbach im Landkreis Konstanz und Hof Luna aus Everode im Landkreis Hildesheim. „Über die besonderen Auszeichnungen für die praktische Naturschutzarbeit unserer Landwirte freue ich mich sehr. Der behutsame Umgang mit Natur und Landschaft ergänzt hervorragend eine nachhaltige ökologische Bewirtschaftung“, freut sich Johannes Ell-Schnurr, Geschäftsführer von Demeter Baden-Württemberg, bei der Preisverleihung.

Uwe Wüst geht mit seinem Engagement als erster Preisträger noch weiter: „Für mich ist es wichtiger eine alte Hecke oder Bäume zu pachten als ein neues Feld“. So leben auf seinen arten- und strukturreichen Flächen rar gewordenen Gäste, wie Rebhuhn und Wachtel. Ackerrandstreifen mit blühenden Wildblumen oder eingesäte Blühstreifen mit Kornblume und Malve locken nützliche Insekten in Scharen an. Durch sie entsteht ein natürliches Gleichgewicht zwischen Nützling und „Schädling“. Durch den späten Grünlandschnitt, meistens erst Ende Juni, können sich Wiesenblumen selbst aussäen. Das kräuterreiche bio-dynamische Futter ist eine Delikatesse für die rund 15 Mutterkühe (Hinterwälder und English Longhorn) mit Nachzucht und 54 Rinder.

Alle Tiere der Familie Wüst leben das ganze Jahr im Freien. Davon profitieren besonders die sechs Muttersauen und 20 Mastschweine. Das Feuerwerk von innovativen Ideen ist damit noch lange nicht zu Ende. So haben den Landwirt die besondere Qualität und Backeigenschaften von Urgetreidesorten überzeugt. Er baut unter anderem Linsen, Einkorn, Erbeweizen, Leindotter und Imperialgerste in Demeterqualität an. Bei der Aussaat von Grünroggen wird noch zusätzlich die vom Aussterben bedrohte Kornrade untergemischt. Ein behutsamer Umgang mit dem Boden ist Uwe Wüst sehr wichtig. Seit mehreren Jahren arbeitet er ohne Pflug. Für eine extrem flache und naturschonende Bodenbearbeitung nimmt er allerhand kuriose Geräte, zum Beispiel einen speziell von ihm umgebauten Stoppelhobel. Weil er die Flächen seltener bearbeitet, schafft er auf dem 150 Hektar Betrieb viele einzigartige Lebensräume. Davon profitiert unter anderem die Feldlerche, die hier noch ungestört brüten kann. Der positive Nebeneffekt der großen Naturliebe: eine geringere Arbeitsbelastung für die ganze Familie und trotzdem ein gutes wirtschaftliches Einkommen.

Der zweite prämierte Betriebsleiter legt besonderen Wert auf einen ganzheitlichen Umgang mit der Landschaft und den Tieren. Seit 30 Jahren bewirtschaftet und pflegt Helmut Müller 100 Hektar Schilfzonen, Feucht- und Streuwiesen im Naturschutzgebiet Mindelsee. Das meiste Mähgut wird kompostiert und mit Bio-Dynamischen Präparaten behandelt auf die Äcker ausgebracht. Helmut Müller schwärmt, trotz jahrzehntelanger Bewirtschaftung, von dem gesunden Wachstum seiner Kulturen. Rund um den Müllerhof blüht es in den schönsten Farben, da erst spät gemäht wird. „Seitdem ich mehr als zwanzig Prozent der Fläche sehr lange stehen lasse, gibt es hier wieder viel mehr Schmetterlinge und Insekten.“ Besonders achtet der Landwirt auf große Abstände zu wertvollen Naturschutzflächen. Auf seinen 150 Hektar baut er auch alte Getreidesorten wie Einkorn, Emmer und Dinkel bio-dynamisch an. Ein weiterer Schwerpunkt des Müllerhofes ist der Tourismus mit Ferienwohnung und Heuhotel. Außerdem engagiert sich die Famillie als „Lernort Bauernhof“. Rund 60 Schulklassen besuchen sie jedes Jahr und lernen dabei viel über Landschaftspflege, Kulturpflanzenvielfalt, Streuobstbau und Ökolandbau.

Auch Wilhelm Bertram vom Hof Luna hat auf 140 Hektar neue Lebensräume geschaffen. Das Besondere dabei sind die 14 großen Feldhecken aus rund dreißig heimischen Sorten, Obstbaumalleen und Gewässer, die zusammen fast ein Zehntel der Fläche einnehmen. Damit wird den unterschiedlichen Bedürfnissen von Flora und Fauna Rechnung getragen. „Seitdem die Hecken ein prägendes Element geworden sind, leben hier mehr als doppelt so viele Insekten und Vögel gegenüber früher.“ Das Herzstück des Hofes, der auch Arche-Hof ist, sind die 30 Milchkühe der vom Aussterben bedrohten Rasse „Angler alter Zuchtrichtung“, 30 seltene Zackelschafe und Leinegänse. Seit mehr als zwanzig Jahren ist Wilhelm Bertram an einem Ackerwildkräuterprogramm beteiligt. Durch besondere Fruchtfolgen hat sich die Anzahl von 15 seltenen Ackerwildkräutern auf dreißig erhöht. Bei der Landschaftspflege und in der Öffentlichkeitsarbeit wird Hof Luna vom dem Verein „Landleben e.V.“ tatkräftig unterstützt.

Quelle und Kontaktadresse:
Vereinigung der Arbeitsgemeinschaften Biologisch-Dynamischer Wirtschaftsweise Baden-Württemberg e.V. (Demeter) Pressestelle Hauptstr. 82, 70771 Leinfelden-Echterdingen Telefon: (0711) 902540, Telefax: (0711) 9025454

(tr)

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