Pressemitteilung | Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)

EMI: Der Konjunktur-Knoten ist noch nicht geplatzt

(Frankfurt am Main) - Dank anhaltender Auftragszuwächse ist die deutsche Wirtschaft gut ins neue Jahr gestartet. Vor allem das Verarbeitende Gewerbe konnte wieder leicht an Dynamik gewinnen. Das signalisiert der Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der im Januar mit 50,9 (Dezember 2014: 51,2) erneut über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten liegt. "Erfreulich auch, dass sowohl Produktion als auch Neuaufträge zu Jahresbeginn wieder leicht anzogen", betonte Dr. Christoph Feldmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt.

"Der Wendepunkt lässt noch auf sich warten. Viele Marktteilnehmer sind aufgrund des niedrigen Ölpreises und des schwachen Euros schon wieder sehr euphorisch für die deutsche Konjunktur in 2015", sagte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, dem BME. Auch das Staatsanleiheankaufprogramm mache manchen Mut. "Ich teile meine Sicht der diesjährigen Konjunktur eher mit dem jüngsten EMI: Er bewegt sich zwar in der Wachstumsregion, allerdings ohne wirkliche Größe. So wird der Aufschwung 2015 entsprechend unseres Jahresausblicks eher einem Bonsai ähneln als einem blühenden Obstgarten", so Traud weiter. Nach Einschätzung der Helaba-Bankdirektorin bremsen "die strukturellen Faktoren auch den Aufschwung bei uns. Richtig erfreulich zeigen sich nur Wohnungsbau und Konsum, während die Investitionen verhalten bleiben. Meines Erachtens trägt dazu auch die EZB mit ihrer Geld-Politik bei. Sie verunsichert die Investoren und kreiert Attentismus."

"Konjunkturell ist das trotz des leichten Rückgangs ein gelungener Jahresauftakt. Auch für die deutsche Wirtschaft haben sich die Perspektiven nach den Unkenrufen aus dem vergangenen Jahr wieder aufgehellt", kommentierte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, die aktuellen EMI-Januar-Daten. Der ganze Euroraum profitiere von fallenden Energiepreisen, einem schwächeren Außenwert der Währung und einer sehr lockeren Geldpolitik. Dies wiege stärker als die Aufregungen der vergangenen Wochen um Griechenland, sagte Kater dem BME.

"Der Konjunktur-Knoten ist noch nicht geplatzt. Der Ölpreis schafft zwar Spielräume für den Konsum", teilte DIHK-Chefvolkswirt Dr. Alexander Schumann dem BME mit. Derzeit komme aber weder von der Weltwirtschaft noch von den Investitionen ordentlicher Wachstumsschwung. Zudem verunsicherten die Griechenland-Diskussion und heimische Belastungen wie die Mindestlohn-Bürokratie. Schumann: "Alles in allem ein verhaltener Start ins Konjunkturjahr 2015."

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

Industrieproduktion: Die deutschen Hersteller meldeten zu Anfang des neuen Jahres einen erneuten Anstieg ihrer Produktion. Das Fertigungsniveau erhöhte sich vor allem dank vermehrter Ordereingänge den zweiten Monat in Folge, jedoch weniger als im Langzeit-Durchschnitt. Die positive Entwicklung erstreckte sich auf alle drei der erfassten Industriebereiche: die Konsum-, Investitions- und Vorleistungsgüterindustrie.

Auftragseingang: Die Auftragsvergabe an Industriebetriebe weitete sich den zweiten Monat in Folge aus, allerdings erneut nur sehr bedingt. Von einigen Umfrageteilnehmern war zu vernehmen, dass die nachlassende Exportnachfrage einen größeren Zuwachs verhindert hatte. Konsum- und Investitionsgüterhersteller verbuchten saldiert ein Plus, währen in der Vorleistungsgüterindustrie ein Minus zu Buche schlug.
Nach einer Besserung im Dezember 2014 ebbten die Auslandsbestellungen im Januar dieses Jahres wieder ab, der Rückgang fiel jedoch sehr milde aus. Nach Angaben von Umfrageteilnehmern ließ besonders die Nachfrage aus Russland und Asien im Monatsverlauf nach.

Beschäftigung: Der Stellenaufbau setzte seinen im Oktober 2014 begonnenen Trend weiter fort, jedoch wurde für den jüngsten Befragungszeitraum nur noch eine sehr niedrige Einstellungsrate gemessen. Maßgeblich für die Verringerung waren sowohl von den Unternehmen durchgeführte Rationalisierungsmaßnahmen als auch die Einführung des Mindestlohns. Positiv wirkte sich dagegen die Zunahme der Neuaufträge aus.

Einkaufs-/Verkaufspreise: Die Einkaufspreise nehmen seit mittlerweile einem Jahr ab. Aktuell wurden den Produzenten insgesamt die höchsten Preisnachlässe seit Mitte 2009 angeboten. Rund ein Drittel der Befragten meldeten Vergünstigungen auf die von ihnen bezogenen Waren. Ausschlaggebend hierfür waren oftmals die niedrigen Öl- und Energiepreise.
Zum dritten Mal in Folge senkten die Industrieunternehmen ihre Verkaufspreise, diesmal so stark wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Vor allem gesunkene Einkaufspreise und der Wettbewerbsdruck hatten die Hersteller zu der Preissenkung veranlasst.

Der Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) ist ein monatlicher Frühindikator zur Vorhersage der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird von der britischen Forschungsgruppe Markit Economics, Henley-on-Thames, erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) Pressestelle Bolongarostr. 82, 65929 Frankfurt am Main Telefon: (069) 30838-100, Fax: (069) 30838-199

(sy)

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