Pressemitteilung | Deutscher Bauernverband e.V. (DBV)

EU-einheitliche Regelungen zur Lebensmittelsicherheit notwendig

(Berlin) - Für eine gläserne Nahrungsmittelproduktion unter einheitlichen Regelungen im gesamten Binnenmarkt der Europäischen Union sprach sich am 11. April 2002 der Präsident des Deutschen und Europäischen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, auf dem Europäischen Ernährungsgipfel in Brüssel aus. Sonnleitner appellierte an die Verantwortlichen der Land- und Ernährungswirtschaft, die Qualität und Sicherheit in den Mittelpunkt ihres unternehmerischen Engagements zu stellen. Doch auch die Politik sei gefordert, den gesetzlichen Rahmen vorzugeben. "Ich sehe mit großer Sorge, dass in einigen Ländern, so auch in Deutschland, EU-Maßnahmen zusätzlich verschärft werden", betonte Sonnleitner.

Dadurch bestehe die Gefahr, dass der Verbraucher den Eindruck erhalte, die Maßnahmen der EU seien nicht ausreichend, gar nur zweitklassig. Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz seien jedoch unteilbar, was bedeute, dass EU-einheitlichen Regelungen absolute Priorität eingeräumt werden müsse. Im EU-Binnenmarkt sei eine Zwei-Klassen-Gesellschaft beim Verbraucherschutz und in der Lebensmittelsicherheit nicht zu akzeptieren. Andernfalls würden Landwirtschaft und Ernährungsindustrie dorthin abwandern, wo weniger strenge Auflagen beständen. Sonnleitner begrüßte die von der EU-Kommission eingeleiteten gesetzlichen Maßnahmen zur Gewährleistung von Sicherheit und Qualität der Lebensmittel. Die EU-Lebensmittelbehörde und die vorgesehene Bestrafung bei Verstößen seien wichtige Entscheidungen für den Verbraucherschutz.

Sonnleitner zeigte sich fest davon überzeugt, dass es keine Alternative gibt zu einer verstärkten Partnerschaft der Landwirtschaft mit der Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie dem Lebensmittelhandel. Die Erzeugung, die Verarbeitung und die Vermarktung von Nahrungsmitteln ständen in gemeinsamer Verantwortung. Der Slogan "Vom Stall bis zur Ladentheke" könne nur mit Leben erfüllt werden, wenn jeder in dieser Lebensmittelkette, also die Hersteller von Futter- oder Tierarzneimitteln, die Landwirtschaft, die Ernährungsindustrie und der Lebensmittelhandel, sich zu kontrollierter Qualitätssicherung verpflichten. Die gemeinsame Verantwortung und unbedingte Offenheit sei die einzige Chance, nachhaltig Vertrauen beim Verbraucher zu erreichen, betonte Sonnleitner.

Nach einer Reihe von Lebensmittelskandalen in den vergangenen Jahren reagierten die Verbraucher äußerst sensibel. Sie wollten nicht nur sicher gehen, beim Einkauf Lebensmittel von hervorragender Qualität und absoluter gesundheitlicher Unbedenklichkeit zu erhalten, sondern auch über die Produktionsweise informiert werden. Die Land- und Ernährungswirtschaft verändere deshalb ihr Qualitätsmanagement, stellte Sonnleitner fest. Anstelle eines auf das Produkt bezogenen Qualitätsmanagements würden zunehmend Systeme mit konsequenter Kontrolle aller Phasen des Produktionsprozesses vom Rohstoff bis zum Endprodukt eingeführt.

Sonnleitner stellte auf dem Brüsseler Ernährungsgipfel eine Reihe von Qualitätsinitiativen in den verschiedenen EU-Mitgliedsländern vor. Beim deutschen Konzept "Qualität und Sicherheit" für Fleisch und Fleischprodukte sei es nach schwierigen Verhandlungen gelungen, eine Allianz aller an der Produktion von Fleisch und Fleischwaren beteiligter Partner zu schmieden. Die Futtermittelindustrie, die Landwirtschaft, die Schlachthäuser, die Fleischwarenindustrie und der Lebensmittelhandel hätten hierzu eine Gesellschaft gegründet, um nach festgelegten Kriterien und Kontrollen auf allen Stufen die Qualität und Sicherheit von Fleisch und Fleischprodukten zu gewährleisten. Am Ende dieser integrierten Kette steht das Zeichen "QS". Schweden hat bereits 1997 mit einem umfassenden Qualitätssicherungs- und Umweltmangementsystem begonnen. Das schwedische Konzept basiert auf den ISO Normen 9002 und 14001. In Finnland wird eine ähnliche Strategie verfolgt, in verschiedenen Schritten soll die gesamte Ernährungswirtschaft einschließlich der Landwirte in ein Zertifizierungssystem nach internationalen Standards eingegliedert werden. Sowohl das schwedische als auch das finnische Konzept werden von der jeweiligen Regierung gefördert. In den Niederlanden haben die Genossenschaften für Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben mit der Einführung eines Zertifizierungssystems begonnen, in das nunmehr sukzessive die Landwirte einbezogen werden sollen. Ferner gibt es einige Qualitätskonzepte, insbesondere für Obst und Gemüse, die vorrangig vom Handel initiiert wurden. Im Vereinigten Königreich ist auf Betreiben der Wirtschaft ein Qualitätssystem für pflanzliche Produkte eingerichtet worden, in das auch Umweltaspekte einfließen. Als Label und Erkennungsmerkmal dient das Symbol eines roten Traktors.

In Dänemark läuft seit 1995 eine Initiative zur Zertifizierung von landwirtschaftlichen Betrieben auf der Basis der ISO-Standards 9002 und 14001. Ferner wird von der dänischen Regierung ein Label für pflanzliche Erzeugnisse aus dem integrierten Anbau, der auf Aspekten der Umweltverträglichkeit und des Tierschutzes beruht, vergeben. Es ist vorgesehen, dieses Label auf alle Produkte auszudehnen. Unter dem Namen "Agri Cofiance" haben die französischen Genossenschaften 1996 mit einem Qualitätsprogramm begonnen. Es basiert wie viele andere auch auf ISO-Standards. Aktuell wird das Programm überarbeitet, um Umweltaspekte in Produktion und Verarbeitung einzubeziehen.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Bauernverband e.V. (DBV) Godesberger Allee 142-148 53175 Bonn Telefon: 0228/81980 Telefax: 0228/8198205

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