Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie

Energietechnik im ZVEI: Langfristige Sicherung der Stromversorgung braucht „Smart Grids“ / Umsatzwachstum übertrifft 10-Prozentmarke / Rahmenbedingungen im Inland behindern stärkeres Wachstum

(Frankfurt am Main) - „Die Infrastruktur zur Stromversorgung in Deutschland und Europa ist den kommenden Anforderungen, die aus den Klimaschutzzielen resultieren, mit der heutigen technologischen Konzeption nicht gewachsen“, stellt Dr. Joachim Schneider, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Energietechnik, fest. „Ohne technologisch neue Lösungsansätze in den Stromnetzen wird der Ausbau der Erneuerbaren Energien und eine Ausweitung des Stromhandels nicht möglich sein“, beschreibt er den Innovationsdruck für eine nachhaltige Sicherung der Stromversorgung. Darüber hinaus sieht er ohne diese Investitionen die Klimaschutzziele und die Wettbewerbsbelebung durch den europäischen Strom-Binnenmarkt in Frage gestellt. Übertragungsnetz-Investitionen unter Einbeziehung moderner Leistungselektronik sowie kommunikations- und leittechnischer Intelligenz bei der Weitbereichsüberwachung betrachtet Schneider als eine Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der bekannt hohen Versorgungssicherheit in Deutschland.

„Investitionen in innovative Lösungen finden in Deutschland allerdings derzeit kaum statt“, stellte Schneider fest. Es gebe keine Planungssicherheit für die Energieversorger im Zeichen eines möglichen „Ownership Unbundling“ und damit fehlten kalkulierbare Paybackzeiten. „Dies ist unabhängig davon, ob der Netzbetreiber vom Stromerzeuger eigentumsrechlich entflochten ist oder nicht.“

Dr. Christian Urbanke, stellvertretender Vorsitzender des Fachverbands, erwartet durch die Integration von immer mehr dezentraler Erzeugungskapazität in das Verteilungsnetz einen Paradigmenwechsel auf dem Weg zum so genannten „Smart Grid“: „Aus der heutigen (17. April 2007) statischen Netz-Konzeption und einer Nutzung „wie gebaut“ werden wir eine dynamisch anpassungsfähige, lebendige Infrastruktur mit einem proaktiven Management des Betriebs entwickeln müssen.“ Dezentrales Energiemanagement ist für ihn der Hebel zur Vermeidung von ineffizienten Last- und Erzeugungsspitzen. Sie machen heute noch die Vorhaltung kosten- und emissionsträchtiger Reserveleistungen im Versorgungssystem erforderlich.

Energiesparendes Verbraucherverhalten kann nach Überzeugung von Herbert Brunner, dem zweiten stellvertretenden Vorsitzenden des Fachverbandes, durch Online-Verfügbarkeit von Verbrauchsdaten initiiert werden. „Eine monatliche Strom-Abrechnung wie beim Telefon ist nach unserer Überzeugung die Voraussetzung dafür, dass die Kunden ihren eigenen Energieverbrauch steuern können“, so Brunner. Zur Umsetzung dieser Forderung der EU-Kommission stehen die „Smart Metering“ genannten technischen Lösungen zur Verfügung. „Dieser Zukunftsmarkt erschließt ein Stromeinsparpotenzial von 9,5 TWh pro Jahr. Er muss sich aber noch als Baustein des Smart-Grids-Konzeptes entwickeln“, beschreibt Brunner die Marktperspektive.

Energietechnikkonjunktur unter Strom

Die Marktentwicklung für die gesamte Energietechnikbranche hat 2006 bei Auftragseingang (+ 11,3 Prozent) und Umsatz (+11,5 Prozent) einen ähnlich dynamischen Verlauf genommen. Dabei war der weiter stark steigende Energiebedarf im Ausland die treibende Kraft beim Auftragseingang (+ 15 Prozent). Der weltweite Umsatz der deutschen Unternehmen erreichte 2006 einen Wert von 11,2 Mrd. Euro. Für Schneider ist trotz eines Anstiegs um 9,7 Prozent bei den Inlandsumsätzen das Geschäft weiter geprägt von Investitionshemmnissen wie unklaren Rahmenbedingungen für die Energiewirtschaft. Einen weiteren limitierenden Faktor für die Energietechnikindustrie sieht der ZVEI im aktuellen Ingenieurmangel. Urbanke schätzt, dass dadurch die heimische Wertschöpfung um etwa zwei bis drei Prozentpunkte niedriger ausfällt, als dies bei der derzeit bestehenden Auftragslage möglich wäre.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI) Pressestelle Stresemannallee 19, 60596 Frankfurt am Main Telefon: (069) 6302-0, Telefax: (069) 6302-317

(el)

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