Pressemitteilung | Bitkom e.V.

Europäischer Informations- und Telekommunikationsmarkt wächst um 6,8 Prozent

(München) - Das Wachstum des europäischen Markts für Informationstechnik und Telekommunikation (ITK) liegt weiterhin über dem weltweiten Durchschnitt. Während der globale Konjunkturabschwung die IT-Investitionen am stärksten in den USA beeinflusst, schneidet Europa bislang besser ab. Insbesondere die Nachfrage nach Software und Dienstleistungen wächst.

Dies sind die Kernaussagen der neuesten Studie des European Information Technology Observatory EITO, die in München der Presse vorgestellt wurde. EITO erwartet für den westeuropäischen ITK-Markt (Informationstechnik, Telekommunikation, Hardware, Software und Services) im laufenden Jahr ein Wachstum um 6,8 Prozent auf 1.124 Mrd. DM. Für das Jahr 2002 rechnet EITO in Europa mit einem Marktwachstum um 7Prozent auf dann 1.203 Mrd. DM. Die USA liegen zurzeit bei plus 5,4 Prozent und Japan bei plus 4,7 Prozent. Weltweit kann in 2001 von einem Zuwachs um 6,9 Prozent auf 4.207 Mrd. DM und in 2002 um 6,7Prozent auf 4.490 Mrd. DM ausgegangen werden.


EITO ist ein Marktforschungsprojekt, das vom Bundesverband

Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) getragen wird. Anlässlich der Vorstellung der aktuellen Zahlen sagte BITKOM-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder (36) der Branche eine stärker zyklische Entwicklung voraus: „Die Branche insgesamt wird auch in Zukunft wachsen. Man wird sich aber daran gewöhnen müssen, dass es in einzelnen Segmenten auch mal nach unten geht.“ Daran müssten die Rahmenbedingungen insbesondere im Arbeitsrecht angepasst werden. Die Unternehmen müssten in die Lage versetzt werden, kurzfristig zu reagieren, wenn die Umsätze sinken. In solchen Schwächephasen müssten den zeitweise Beschäftigungslosen öffentliche Maßnahmen zur Weiterbildung und Qualifizierung angeboten werden.

Vom westeuropäischen ITK-Markt macht die Telekommunikation zurzeit 54 Prozent aus. In diesem Sektor entwickeln sich die Zuwachsraten auf einem Niveau, das unter den im Frühjahr geäußerten Erwartungen liegt. Für 2001 haben die EITO-Experten ein Plus von 6,3 Prozent auf 603 Mrd. DM errechnet. Im Jahr 2002 soll ein Plus von 8,6 Prozent den europäischen Telekommunikationsmarkt auf 637 Mrd. DM heben. Endgeräte der Mobilkommunikation, einer der stärksten Markttreiber der vergangenen Jahre, verzeichnen zurzeit in vielen Ländern sinkende Umsätze. Sie weisen im laufenden Jahr ein leichtes Minus von 3,2Prozent auf, werden aber in 2002 voraussichtlich wieder um 2,1Prozent zulegen. Die Ausgaben für Netzinfrastruktur wachsen parallel um 3,5Prozent bzw. 8,7Prozent.

TK-Dienste wachsen robust um 9,1Prozent bzw. 6,4Prozent. Dennoch sind die Netzbetreiber in vielen europäischen Ländern durch hohe Investitionen in UMTS-Lizenzen und Auflagen beim Netzaufbau belastet. „Diese Gelder fehlen nun für dringend notwendige Investitionen in neue Netze und Dienste,“ kritisierte Rohleder. Wichtig sei nun, Planungs- und Investitionssicherheit für UMTS zu schaffen. Der Aufbau der Mobilfunknetze der dritten Generation dürfe nicht durch eine rein emotional geführte Diskussion über elektromagnetische Felder gefährdet werden. Europa sei mit seiner modernen Mobilfunkinfrastruktur derzeit führend und sollte diesen Standortvorteil nicht gefährden. Rohleder kündigte eine offene und sachliche Diskussion mit Kommunen und Bevölkerung bei der Standortwahl für Basisstationen an. Die Handyhersteller veröffentlichen seit Anfang Oktober die so genannten SAR-Werte, ein Indikator für die Stärke der elektromagnetischen Felder der Geräte.


Application Service Providing als Dienstleistung mit Zukunft

Die Informationstechnik einschließlich Software und IT-Services legt derzeit in Westeuropa um 7,5 Prozent auf 521 Mrd. DM zu. Laut EITO wird im Jahr 2002 ein Wachstum um 8,6 Prozent auf 566 Mrd. DM erreicht. Spitzenreiter sind informationstechnische Dienstleistungen und Software. Die sogenannten „Professional Services“ erreichen mit 9,3 Prozent bzw. 9,8 Prozent im laufenden und im kommenden Jahr überdurchschnittliche Zuwachsraten. Der Markt für Software legt im gleichen Zeitraum um 10,5 Prozent bzw. 11,6 Prozent zu. Große Chancen werden insbesondere Application Service Providing (ASP) zugerechnet. BITKOM ist zurzeit aktiv, um die Einsatzpotentiale von ASP vor allem für mittelständische Anwender deutlich zu machen.

Der BITKOM-Arbeitskreis ASP unterstützt ASP-Kunden und sorgt für eine umfassende und neutrale Aufklärung von Unternehmen und IT-Entscheidern. Eine Säule dieser Strategie ist der „Deutsche ASP-Katalog“ des BITKOM, der zur Messe Systems erstmals veröffentlicht wird und mit einer eigenen Website zur Verfügung steht: . „Dieser Katalog funktioniert wie die gelben Seiten für ASP-Leistungen und wird den Kunden erstmals objektive Kriterien über die in Deutschland anbietenden ASP-Dienstleister verschaffen,“ so Rohleder.


Endgeräte und Infrastruktur vorübergehend abgeschwächt

Im Bereich ITK-Equipment zeigt sich ein Wachstumsknick. Die EITO-Experten führen dies auf höhere Investitionen in Software und Services zurück, wodurch Mittel gebunden werden. Hinzu kommt ein extremer Preisdruck bei Servern und der Einbruch beim Absatz von Endgeräten der Mobilkommunikation. Zuwachsraten von 1,9Prozent bringen die Umsätze mit ITK-Equipment in 2001 auf ein Volumen von 364 Mrd. DM. Für 2002 wird wieder ein kräftigerer Anstieg des Wachstums auf 5,1Prozent erwartet. Die Umsätze mit PCs wachsen hierbei um 3,4Prozent in 2001 und voraussichtlich 4,7Prozent in 2002. Ungebrochen ist der Trend hin zu Notebooks.


Derzeitige Wachstumsfaktoren

Die EITO-Studie identifiziert eine Reihe von Faktoren und Trends, die derzeit den ITK-Markt antreiben. Dazu gehören:

1. Software und Services, die sich aufgrund der erhöhten Nachfrage der Endverbraucher nach integrierten IT-Lösungen stärker entwickeln.

2. Die stärkere Nutzung des Internet in allen Bereichen der Wirtschaft. Große Unternehmen konzentrieren ihre Investitionen auf internetbasierte Anwendungen wie Customer Relationship Management (CRM), Supply Chain Management (SCM), Electronic und Mobile Business sowie Business Intelligence (BI).

3. Investitionen in Breitband-Technologien für den Internetzugang.

4. Neuentwicklungen in drahtloser Kommunikationstechnik, die die Nachfrage nach neuen Anwendungen und Diensten anregen.

Angesichts der weltweit angespannten konjunkturellen Lage, die die ITK-Märkte auch in den kommenden Monaten unter Druck halten dürfte, ist die Politik laut BITKOM gefordert, alle Maßnahmen zu unterlassen, die zu einer Verschärfung der Situation beitragen könnten. Rohleder wies in diesem Zusammenhang vor allem auf die Diskussion um zusätzliche Entsorgungsabgaben, Rundfunkgebühren auf PCs und eine wissenschaftlich nicht begründete Absenkung der Emissionsgrenzwerte von ITK-Geräten hin. Stattdessen sollten Investitionen in IT-Sicherheit und E-Government gefördert werden.

Vor allem aber gelte es, die Unternehmen in die Lage zu versetzen, auf sich schlagartig verändernde Marktbedingungen adäquat zu reagieren. Rohleder: „Wir brauchen eine Entkrustung des Arbeitsrechts, die gekoppelt ist mit öffentlichen Angeboten der lebenslangen Weiterbildung und Qualifizierung.“

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) Albrechtstraße 10 10117 Berlin Telefon: 030/27576-0 Telefax: 030/27576-400

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