Pressemitteilung | Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI)

Grüne Gentechnik: Wahlfreiheit braucht Informationen statt Werbeaktionen

(Frankfurt/Main) - Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat eine weitreichende Aktion gegen den Einsatz von Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmitteln in verschiedenen Städten Deutschlands gestartet. Sein Ziel ist es, mit einem acht Meter hohen Maiskolben die Aufmerksamkeit der Bürger zu erregen und diese auf Gefahren der Grünen Gentechnik aufmerksam zu machen. Die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) ist davon überzeugt, dass nur sachliche Informationen und stichhaltige Argumente den kritischen Bürger über die Chancen und möglichen Risiken der Gentechnik aufklären können - werbewirksame Aktionen helfen nicht viel weiter.

Nach Meinung des BUND birgt die Grüne Gentechnik unschätzbare Risiken für Mensch und Umwelt - die Organisation spricht von einer "schleichenden und flächendeckenden Kontamination". Dies verwundert sehr, da der von Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast unter Beteiligung aller Interessengruppen ins Leben gerufene Diskurs zur Grünen Gentechnik eine ganz andere Faktenlage präsentiert: Die Grüne Gentechnik ist seit Jahren weltweit Realität, ohne dass Schäden für Mensch und Umwelt nachgewiesen werden konnten.

Anfang der 90er Jahre haben dieselben Gruppen, die heute gegen die Pflanzenbiotechnologie kämpfen, gegen den Einsatz der Gentechnik in der Medizin protestiert. Heute sind 86 gentechnisch hergestellte Medikamente auf dem Markt, die vielen Menschen helfen. Allerdings werden nur elf davon in Deutschland produziert. Auch die Grüne Gentechnik zeigt neue Möglichkeiten auf, die es lohnt zu nutzen. Sie kann zum Beispiel:

- die Produktion nachwachsender Rohstoffe optimieren,
- Medikamente und Impfstoffe umweltverträglicher und preiswerter gewinnen,
- die Bevölkerung mit wichtigen Stoffen - wie beispielsweise Vitaminen oder Ballaststoffen - besser versorgen,
- widerstandsfähige Pflanzen für bislang nicht nutzbare Ackerbaustandorte erhalten oder
- zu einer nachhaltigeren Form der Landbewirtschaftung führen.

Die an dem Künast-Diskurs beteiligten Umweltschutzorganisationen zeichnen immer wieder dieselben Schreckensszenarien. Die DIB ist um eine sachliche Diskussion bemüht. Im Folgenden werden einige Aussagen des BUND kritisch hinterfragt:

Der BUND...
... geht davon aus, dass Gentechnik-Lebensmittel eine unkontrollierbare Gefahr für den Menschen darstellen. Fakt ist, dass gentechnisch veränderte Nahrungsmittel sehr viel intensiver untersucht wurden als alle anderen Lebensmittel. Bevor in Europa ein Lebensmittel zugelassen wird, das aus gentechnisch veränderten Pflanzen hergestellt wurde, haben fast 50 Behörden in ganz Europa seine Sicherheit überprüft. In den letzten Jahren wurden weltweit rund 100 Fütterungsstudien durchgeführt, die die Sicherheit der Produkte beweisen (www.bio-scope.org). Auch im Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen gibt es längst umfassende Erfahrungen. Denn die Pflanzen werden seit vielen Jahren weltweit auf einer Fläche angebaut, die fast viermal so groß ist wie Deutschland (ca. 170 Mio. Hektar).

... befürchtet das Auftreten von Allergien durch den Verzehr gentechnisch veränderter Pflanzen. Tatsache ist, dass es bisher zu keinem einzigen nachweisbaren Krankheitsfall gekommen ist. Dagegen reagieren Hunderttausende von Menschen allergisch auf konventionelle Milchprodukte, Nüsse und andere Lebensmittel - ohne dass diese verboten werden. Das allergene Potenzial der gentechnisch veränderten Lebensmittel ist zudem Gegenstand der umfassenden Sicherheitsbeurteilung.

... warnt vor Antibiotikaresistenzen. Dabei ist die Wissenschaft zu dem Ergebnis gekommen, dass eine solche Übertragung im Vergleich zu bereits bestehenden, alltäglichen Faktoren nicht relevant ist. Denn durch den Verzehr von konventionellen Lebensmitteln nimmt der Mensch pro Tag im Durchschnitt etwa eine Million Mikroorganismen mit Antibiotikaresistenzen auf, ohne dass es zu Beeinträchtigungen der Gesundheit kommt.

... verlangt, dass die Gentechnikindustrie endlich durch strenge Auflagen in die Schranken gewiesen wird. Doch kaum ein Bereich in Europa ist gesetzlich so strikt geregelt wie die Nutzung der Gentechnik. Und das, obgleich die von der EU und den Mitgliedstaaten durchgeführte unabhängige Sicherheitsforschung immer wieder gezeigt hat, dass Gentechnik-Lebensmittel mindestens so sicher wie konventionelle Lebensmittel sind. (Die EU-Zusammenfassung finden Sie unter http://europa.eu.int/comm/research/fp5/eag-gmo.html).

... betont, dass rund 80 Prozent der Bürger den Einsatz von Gentechnik bei Nahrungsmitteln ablehnen. Fakt ist, dass einer aktuellen Umfrage der Bundesregierung zufolge 46 Prozent der Menschen die Nutzung der Gentechnik für die Züchtung von Pflanzen, die Schädlingen und Krankheiten widerstehen, unterstützen. Für den Einsatz der Technologie zur Lösung pflanzenbaulicher Probleme in der Dritten Welt sprechen sich sogar 67 Prozent der Befragten aus.

... befürchtet, dass gentechnisch veränderte, herbizidresistente Pflanzen diese Eigenschaft auf andere Pflanzen übertragen. Doch Landwirte wissen sehr genau, wie sie damit umgehen können, denn es handelt sich nicht um ein neues oder gentechnikspezifisches Phänomen. Seit Jahrzehnten werden herbizidresistente Pflanzen auf konventionellem Wege gezüchtet, ohne dass auf Äckern oder unbewirtschafteten Flächen plötzlich unkontrollierbare "Superunkräuter" entstehen.

... sieht die Gefahr, dass Pflanzen Giftstoffe produzieren, die nicht nur ausgewählte Schädlinge angreifen, sondern über die Nahrungskette weitergegeben werden. Es handelt sich dabei um Insektengifte, die seit Jahrzehnten im ökologischen Landbau eingesetzt werden (Bt-Spritzpulver).

In seiner Pressemitteilung im Rahmen der Aktion betont der BUND: "Politik ist für die Menschen da, nicht für die Industrie". Er vergisst dabei, dass es Menschen sind, die Unternehmen gründen und lenken. Menschen, die selbst Verbraucher sind - mit den gleichen Gefühlen und Ängsten.

Die Grüne Gentechnik bietet viele Vorteile - wir sollten sie nutzen. Um potenzielle Risiken erkennen zu können, brauchen wir jedoch mehr praktische Erfahrungen im Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen - auch in Deutschland.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Chemischen Industrie e.V. (VCI) Karlstr. 21 60329 Frankfurt Telefon: 069/25560 Telefax: 069/255614 71

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