Pressemitteilung | Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. (BWV-RLP)

Grußwort von BWV- und LWK-Präsident Norbert Schindler, MdB zum Erntedankfest 2007

(Mainz) - Das aktuelle Erntejahr hat uns durch einige Wetterkapriolen immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Die viel zu lange anhaltende Trockenheit im Frühjahr führte bei Getreide zu Ertragseinbußen von durchschnittlich 10 bis 20 Prozent, je nach Region. Die sich daran anschließende Regenperiode erschwerte in vielen Bereichen die Ernte. Darüber hinaus führte der milde Winter dazu, dass Getreideblattläuse und Feldmäuse den Winter unbeschadet überstanden haben und sich rasend ausbreiteten. Wir haben es daher sehr begrüßt, dass durch die Forderungen des Berufsstandes nun das Schadnagerbekämpfungsmittel Ratron für die breitflächige Bekämpfung der Feldmäuse zugelassen wurde. Anderenfalls wäre wohl bereits heute mit Schäden im kommenden Erntejahr aufgrund der vielen Feldmäuse zu rechnen.

Im Weinbau sorgt vor allem die anstehende Reform der Europäischen Weinmarktordnung für Beunruhigung. Doch auch die Winzer hatten in diesem Jahr mit den Tücken der Witterung zu kämpfen. Es ist daher besonders erfreulich, dass der Spätsommer der vergangenen Wochen dazu beigetragen hat, dass wir auch im Jahr 2007 wieder einen ausgezeichneten und herausragenden Jahrgang ernten können.

Positiv war der im Juni und Juli einsetzende Regen für die Zuckerrüben. Diese haben sich von der Frühjahrstrockenheit vollständig erholt. Es freut mich daher sehr, dass wir mit guten Erträgen und ausgezeichneten Qualitäten rechnen können.

Die Obst-, Gemüse- und Kartoffelernte kann in diesem Jahr bis auf einige Ausnahmen als zufriedenstellend bezeichnet werden. Probleme gab es im Obstbaubereich vor allem bei den Pflaumen und Zwetschgen. Hier war die Preissituation mehr als unbefriedigend. Die lange Regenperiode in der Erntezeit führte jedoch auch hier zu Problemen.

Anlässlich des diesjährigen Erntedankfestes möchte ich natürlich auch die aktuelle Preissituation ansprechen. Durch weltweit geringe Erntemengen sind die Preise für Getreide in den vergangenen Wochen angestiegen. Dies war für uns nach vielen Jahren in einer Preismisere auch dringend notwendig. Dennoch konnten wir aufgrund der Ertragseinbußen in der diesjährigen Getreideernte und durch gestiegene Betriebsmittelpreise nur teilweise von den Preissteigerungen profitieren.

Darüber hinaus führte die äußerst positive Marktlage auf den Milchmärkten dazu, dass die Preise für Milch und Butter im Lebensmitteleinzelhandel angestiegen sind und die Milcherzeuger, dies wurde in der vergangenen Woche von den Molkereien bekannt gegeben, mit höheren Auszahlungspreisen rechnen können. Die Bauernverbände haben mit ihren Aktionen zum Thema „Lebensmittel sind mehr wert“ in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass sich die Preise für Lebensmittel dringend nach oben bewegen müssen und es keinen Verkauf von hochwertigen Lebensmitteln mehr unter dem Einstandspreis geben darf.

Große Sorgen bereiten uns nun bereits seit Monaten die Märkte für Ferkel und Schlachtschweine. Wenn in diesem Bereich nicht bald ein positiver Trend erkennbar ist, werden wir nicht nur in Rheinland-Pfalz weitere wichtige Marktanteile im Schweinesektor verlieren. Es ist mehr als dramatisch, wenn Sauen aus Verzweiflung zum Schlachter gebracht werden und damit wichtiges Zuchtmaterial verloren geht. An den Schweinezyklus sind die Schweinehalter seit Jahrzehnten gewöhnt, was sich derzeit auf diesen Märkten abspielt ist jedoch hochgradig existenzbedrohend für jeden Schweinehalter. Es wird daher höchste Zeit, dass auch die Schweinefleischpreise drastisch steigen, so dass diese Betriebe hoffentlich bald wieder gewinnbringende Preise erzielen können.

Verärgert bin ich auch über die Begründung von Preiserhöhungen der verschiedenen Lebensmittelverarbeiter. Die Industrie nutzt die gestiegenen Getreidepreise wieder einmal dazu, um die eigenen Preissteigerungen zu begründen. Gerade bei der Braugerste ist das Problem hausgemacht. Über viele Jahre hinweg haben wir immer wieder versucht, mit der Malz- und Brauindustrie über kostendeckende Erzeugerpreise für Braugerste zu reden. Leider ohne Erfolg. Die Marktpartner waren hierzu leider nicht bereit. Dies führte dazu, dass viele Landwirte aus der Braugerstenerzeugung ausstiegen. Die sich daran anschließende Begründung für die Preissteigerungen von Bier ist jedoch eine Farce und bringt das Fass zum Überlaufen. Es ist in keiner Weise gerechtfertigt, den Bierpreis anzuheben, weil die Braugerstenpreise angestiegen sind. In einem Kasten Bier ist ein Braugerstenanteil von gerade 40 Cent enthalten. Selbst, wenn sich der Braugerstenpreis mehr als verdoppelt, dürfte damit wohl kaum eine Preissteigerung begründet werden.

Ähnlich sieht es aus bei Brot- und Getreideerzeugnissen. Auch hier haben Bäckereien und Backwarenindustrie verlautbaren lassen, dass die Preise aufgrund gestiegener Getreidepreise angehoben werden müssten. Bei einem Wertanteil von Getreide in Höhe von 16 Cent in einem 750 Gramm schweren Weißbrot erkennt jedoch selbst ein Laie sehr schnell, dass dies nicht der Grund für Preissteigerungen sein kann.

Wir können mit den in Deutschland vorhandenen Produktionsauflagen und Produktionsbedingungen nur hochwertige Nahrungsmittel erzeugen, wenn wir auskömmliche Preise für unsere Produkte erhalten. Anderenfalls wird sich der anhaltende Strukturwandel in der Landwirtschaft weiter fortsetzen. Die Landwirte in Deutschland gehen schonend mit Ressourcen um, produzieren gesunde Lebensmittel, erhalten und gestalten die seit Jahrhunderten gewachsene Kulturlandschaft. 1970 gab es in Deutschland noch rund 2,2 Millionen Betriebe. Im Jahr 2005 gerade noch 850.000. In Rheinland-Pfalz sieht es ähnlich aus, hier gab es 1970 noch 106.000 Landwirte, derzeit gibt es noch rund 26.000 Betriebe.

Die Verbraucher haben in den vergangenen Jahrzehnten hingegen von sinkenden Nahrungsmittelausgaben profitiert. Im Jahre 1950 musste ein Verbraucher rund 55 Prozent seines Einkommens für Lebensmittel ausgeben. Im Jahr 2005 lag diese Zahl nur noch bei 15 Prozent.

Gerade zum Erntedankfest müssen wir daran erinnern, dass gesunde und hochwertige Lebensmittel nicht zum Nulltarif zu haben sein können. Trotz gestiegener Preise in einigen Bereichen haben wir immer noch deutlich günstigere Lebensmittelpreise als die meisten unserer europäischen Nachbarn.

Trotz der lang anhaltenden Frühjahrstrockenheit und der anschließenden Regenperiode in der Erntezeit sind wir bisher in der diesjährigen Ernte mit einem „blauen Auge“ davongekommen. Lassen Sie uns daher alle gemeinsam anlässlich des diesjährigen Erntedankfestes des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e. V., das am kommenden Sonntag, den 30. September in Worms-Pfeddersheim stattfinden wird und vom BWV in Kooperation mit den Landfrauenverbänden Pfalz und Rheinhessen, der Landjugend Rheinhessen-Pfalz, dem Landseniorenverband Rheinland-Pfalz Süd, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, dem Bistum Mainz, dem Bauernverein und Landfrauenverein Pfeddersheim und der katholischen Kirche Pfeddersheim ausgerichtet wird, für die diesjährige Ernte danken. Neben einem umfangreichen Rahmenprogramm findet um 16:00 Uhr der Ökumenische Gottesdienst mit Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr und Probst Dr. Klaus-Volker Schütz vor der Simultankirche statt.

Alle Landwirte, Winzer, Landfrauen, Landjugendliche und die gesamte Bevölkerung aus der Region sind herzlich eingeladen, mit uns gemeinsam das Erntedankfest 2007 zu feiern.

Quelle und Kontaktadresse:
Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd e.V. Pressestelle An der Brunnenstube 33-35, 55120 Mainz Telefon: (06131) 62050, Telefax: (06131) 620550

(el)

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