Pressemitteilung | Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)

Inflation im Euroraum auch 2005 über 2 Prozent

(Berlin) - Die Verbraucherpreise im Euroraum werden im kommenden wie auch in diesem Jahr um mehr als 2 Prozent ansteigen. Zu dieser Einschätzung kommt der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) in seinem jüngsten Konjunkturbericht. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde damit in 2005 zum sechsten Mal in sieben Jahren – wenn auch nur knapp – ihr Stabilitätsziel verfehlen. Der unerwartet starke Anstieg der Ölpreise habe die Hoffnungen auf einen raschen Rückgang der Inflation unter die 2 Prozent-Marke zunichte gemacht. Ein nachhaltiger Rückgang der Ölpreise sei auf absehbare Zeit eher unwahrscheinlich.

Inflationsaussichten trotz höherer Ölpreise auf mittlere Sicht günstig

Die Gefahr einer nachhaltigen Erhöhung der Inflationsrate sei trotz der gestiegenen Ölpreise dennoch gering. Angesichts der immer noch lahmenden Konjunktur fiele es Unternehmen außerhalb des Energiesektors schwer, die höheren Kosten an die Verbraucher weiterzugeben. Auch sei das Entstehen einer Lohn-Preis-Spirale derzeit unwahrscheinlich. In Folge des Ölpreisanstiegs zeichneten sich bisher keine Zweitrundeneffekte in Form höherer Tarifabschlüsse im Euroraum ab. Daher erhöhten die gestiegenen Energiepreise die Inflation nur vorübergehend. Schließlich würden die Inflationsrisiken auch durch die derzeitige Eurostärke gemindert. Die Inflationsaussichten seien daher auf mittlere Sicht insgesamt günstig. Die Geldpolitik solle daher nicht auf den kurzfristigen ölpreisbedingten Anstieg der Verbraucherpreisinflation reagieren, so der BVR.

Aufwertung des Euro: Keine zu hohen Erwartungen an Interventionen

Falls sich die Aufwertung des Euro in schnellem Tempo fortsetzen und die Gemeinschaftswährung in die Nähe der Marke von 1,40 US-Dollar klettern sollte, könnte sich die EZB mit Hilfe von Devisenmarktinterventionen den Marktkräften entgegenstellen. Allerdings sollten an Interventionen der EZB keine übertriebenen Erwartungen gerichtet werden. Gegen den Markt könne eine weitere Aufwertung des Euro nicht gestoppt, sondern allenfalls zwar verzögert werden. Um die ohnehin schon reichliche Geldversorgung im Euroraum nicht weiter auszuweiten, müsse die EZB ihre Dollarkäufe mit Hilfe parallel durchgeführter liquiditätsabsorbierender Geschäfte im Euroraum neutralisieren. Dies würde erfahrungsgemäß die Wirksamkeit der Interventionen vermindern. Bei einer weiteren Befestigung des Euro könnte die EZB die an den Märkten erwartete geldpolitische Straffung aufschieben. Der Leitzins könnte in diesem Fall in den kommenden Monaten bei 2,00 Prozent belassen werden.

Sollte der Eurokurs in der Nähe der Marke von 1,30 US-Dollar bleiben, ginge vom Wechselkurs keine Bedrohung für die konjunkturelle Erholung in der Eurozone aus. Gemessen am handelsgewichteten Wechselkurs liege der Euro trotz der jüngsten Aufwertung derzeit nur wenig höher als zum Jahresbeginn. Bleibe der Wechselkurs stabil, so werde sich die konjunkturelle Erholung den bisherigen Prognosen entsprechend fortsetzen und die Wirtschaft des Euroraums gegen Ende 2005 ihr Potenzialwachstum von gut 2 Prozent erreichen. Aufgrund der langen Zeitverzögerungen bei der Wirkung geldpolitischer Maßnahmen sollte die EZB unter dieser Voraussetzung frühzeitig auf einen weniger expansiven Kurs einschwenken. Bereits zu Beginn des neuen Jahres sollte sie den Hauptrefinanzierungssatz um 25 Basispunkte auf 2,25 Prozent erhöhen. Im Zuge der Festigung der Konjunktur könnte der Leitzins bis zum Ende des Jahres auf 3 Prozent steigen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Schellingstr. 4, 10785 Berlin Telefon: 030/20210, Telefax: 030/20211900

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