Pressemitteilung | Arbeitgeberverband Gesamtmetall e.V.

Kannegiesser: Tarifvereinbarung muss sich im Praxis-Test bewähren

(Berlin) - Die Tarifvereinbarung von Pforzheim eröffnet nach Auffassung des Gesamtmetall-Präsidenten Martin Kannegiesser neue Chancen, den Produktionsstandort Deutschland durch betriebsbezogene Tarifabweichungen im ständig laufenden internationalen Benchmarking zu stärken. Die Gewerkschaft hat sich tarifvertraglich verpflichtet, alle notwendigen Maßnahmen mitzutragen, die zu einer Zukunftssicherung von Betrieben notwendig sind. Anders als bisher, gilt diese Pflicht nicht erst dann, wenn dem Betrieb das Wasser bis zum Hals steht. Eine vergleichbare Regelung gibt es in keinem anderen deutschen Tarifvertrag und das zähe Ringen um jede Formulierung belegt die Ernsthaftigkeit des Bemühens beider Seiten in dieser Frage.

"Zwar war die IG Metall nicht bereit, den Betriebsparteien die alleinige Kompetenz für Tarifabweichungen zu übertragen, sie hat sich aber verbindlich verpflichtet, Betrieben zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, Innovationen und Investitionskraft die Unterschreitung von Tarifstandards einzuräumen, wenn damit Arbeitsplätze gesichert oder neue geschaffen werden", sagte Kannegiesser. "Insofern hat es einen klaren Paradigmenwechsel in die von uns angestrebte Richtung gegeben. Die IG Metall hat sich nämlich durch diesen Tarifvertrag in eine weit umfassendere Verantwortung für die Arbeitsplätze begeben als dies bisher der Fall war, wo Unterschreitungen von Tarifnormen normalerweise nur in Härte- und Sanierungsfällen erreicht werden konnten."

Die neuen Chancen für den Produktionsstandort Deutschland müssen nach Auffassung des Gesamtmetall-Präsidenten nun "im Praxistest bewähren". "Jetzt kommt es auf die Betriebe an, die Tarifregelung mit Leben zu erfüllen und das Potenzial zu nutzen, das in diesem Kompromiss steckt. Wir setzen darauf, dass die IG Metall die mit diesem Tarifvertrag begonnene neue Kultur der Zusammenarbeit zwischen den Betriebs- und Tarifparteien konstruktiv mitgestalten wird."

Gesamtmetall wird die Einhaltung der Pforzheimer Vereinbarung dokumentieren, nach Ablauf eines Jahres eine Bewertung vornehmen und über weitere tarifpolitische Konsequenzen beschließen.

Kannegiesser äußerte Verständnis für die Sorge der ostdeutschen Tarifverbände, dass die Lohnerhöhung in der zweiten Stufe zu hoch ausgefallen sei. Vor dem Hintergrund der EU-Osterweiterung und dem daraus erwachsende Konkurrenzdruck können schon einige zehntel Prozent zuviel das Aus für konkrete Projekte bedeuten. "Bei den Übernahmeverhandlungen muss diesen Befürchtungen Rechnung getragen werden", sagte Kannegiesser. "Die Laufzeit von 26 Monaten ist für alle Beteiligten positiv zu werten. Das ist die zweitlängste Laufzeit seit Jahrzehnten.

Vereinbart wurde in Pforzheim ab 1. März 2004 eine Lohnerhöhung von 1,5 Prozent und ab 1. März 2005 eine weitere Erhöhung der Tabellenlöhne um 2 Prozent. In beiden Jahren gibt es eine ERA-Einmalzahlung in Höhe von 0,7 Prozent. Der Vertrag endet am 28. Februar 2006. Die durchschnittliche Belastung über die gesamte Laufzeit beträgt nach Gesamtmetall-Angaben 2,3 Prozent.

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der metallindustriellen Arbeitgeberverbände e.V. (Gesamtmetall) Voßstr. 16, 10117 Berlin Telefon: 030/55150-0, Telefax: 030/55150400

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