Pressemitteilung | Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V.

Klasse statt Masse: Handwerksbäcker nehmen Kampf um Marktanteile auf

(Berlin) - Deutschlands Handwerksbäcker blicken auf ein schwieriges Geschäftsjahr 2002 zurück. Die anhaltende Konjunkturschwäche in Verbindung mit einem ruinösen Preiswettbewerb im Backwarenbereich führten zu einer rückläufigen Umsatzentwicklung. Der Wettbewerbsdruck wird vor allem erzeugt durch Billiganbieter im Lebensmittel-Einzelhandel, die den Markt mit industriell gefertigter Massenware überschwemmen. Die Handwerksbetriebe verzeichneten 2002 mit 13,01 Milliarden Euro Umsatz eine Einbuße von 3,3 Prozent. Die Zahl der backenden Betriebe ist um 720 auf 18.170 gesunken. Mehr als 45 Prozent des Gesamtumsatzes aller Hersteller von Backwaren entfallen auf die 340 größten Betriebe. Dessen ungeachtet sieht Peter Becker, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks, weiterhin große Chancen für die kleinen und mittleren Betriebe, denn die Verbraucher schätzen die hohe Qualität und Vielfalt handwerklich erstellter Backwaren.

Becker zur aktuellen Situation des Bäckerhandwerks: "Als Antwort auf den harten Preiskampf werden wir zukünftig schneller und flexibler auf aktuelle Trends reagieren. Mit mehr Informationen über unsere Produkte und unsere Herstellungsweise wollen wir dem Verbraucher vermitteln, dass Qualität ihren Preis hat." Zusätzlich wird der Zentralverband seine Mitgliedsbetriebe in Bereichen der Produktentwicklung und des Marketings unterstützen.

In diesem Zusammenhang betont Becker, dass "die Qualität eines Lebensmittelproduktes von der Qualifikation seines Produzenten abhängig ist". Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks fordert deshalb die Bundesregierung auf, am Meisterbrief im Bäcker- und Konditorenhandwerk weiterhin als alleinigen Berechtigungsnachweis zur Führung eines selbständigen Unternehmens festzuhalten. Die geplante Abschaffung widerspräche nicht nur einer vernünftigen Verbraucherschutzpolitik, sondern sie gefährde zugleich Ausbildungsplätze und verschärfe einen unqualifizierten Wettbewerb.

Verbraucherinformation
Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks wird im Oktober zur iba 2003 - der weltgrößten Investitionsgütermesse für das gesamte backende Gewerbe - ein neues, computergestütztes Verbraucherinformationsprogramm vorstellen. Damit kann jeder Bäcker nach Eingabe seiner Rezepturen dem Kunden zusätzliche Informationen über Produktion, Inhaltsstoffe und Nährwerte der Produkte vermitteln. Mittelfristig soll jeder Handwerksbetrieb damit ausgestattet werden. Vor diesem Hintergrund bezeichnet Eberhard Groebel, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks die Absicht der Regierung, eine Kennzeichnung am unverpackten Produkt anzuordnen, als überflüssig und nicht praxistauglich.

Ausbildung / Weiterbildung
Das Bäckerhandwerk zählt zu den Wirtschaftsbereichen mit einem hohen Ausbildungsplatzangebot. Von gut 300.000 Mitarbeitern befanden sich 31.482 junge Menschen in einer Ausbildung zum Bäcker oder Bäckereifachverkäufer/in. Das entspricht 10,5 Prozent (Stand 31.12.2002). 15.592 junge Leute haben sich für die Ausbildung zum Bäcker entschieden, 15.764 lassen sich im Verkaufsbereich ausbilden. Die schwierige wirtschaftliche Lage und der Mangel an geeigneten Bewerbern führen jedoch dazu, dass die Ausbildungszahlen auch im Bäckerhandwerk sinken. Viele Hauptschulabgänger beherrschen beispielsweise die Grundrechenarten und deutsche Rechtschreibung nicht mehr. Anstatt das schon seit Jahren vom Handwerk bemängelte Bildungsdefizit der Schulabgänger zu beheben und Anreize zur Ausbildung von Nachwuchs zu schaffen, droht der Gesetzgeber mit Strafabgaben für Betriebe, die nicht ausbilden.

Becker weist jede Absicht zur Einführung einer Ausbildungsplatzabgabe zurück. Die Betriebe litten ohnehin unter einer überhöhten Steuer- und Abgabenlast. Anstatt mit weiteren Belastungen zu drohen, fordert Becker die Regierung auf, einen konstruktiven Beitrag zur Förderung des Ausbildungsplatzangebotes zu leisten: Die Ausbildungsverhältnisse mit sofortiger Wirkung von der Sozialabgabenpflicht zu befreien. Es sei nicht einzusehen, dass die Menschen in einer beruflichen Ausbildung anders behandelt werden als Schüler und Studenten, die ohne Beitragsleistung eine Anrechnung ihrer Ausbildungszeit in der Rentenversicherung erhalten. In der Krankenversicherung können sie über die Familie mitversichert bleiben und zahlen keinen Beitrag zur Arbeitslosenversicherung. Eine entsprechende Regelung für die Ausbildungsverhältnisse im Bäckerhandwerk führte zu einer erheblichen Entlastung der Auszubildenden wie der Betriebe. Die damit verbundenen Einnahmeverluste auf Seiten der Sozialversicherungsträger hält der Zentralverband im Hinblick auf die Zielsetzung, allen Ausbildungswilligen einen Ausbildungsplatz anbieten zu können, für vertretbar.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks e.V. Bondorfer Str. 23, 53604 Bad Honnef Telefon: 02224/77040, Telefax: 02224/770440 Pressekontakt: Daniela Kinkel, Andrea Knaden Telefon: 02224/7704-32 Kirchberg Kommunikation, Anja Kirchberg Telefon: 040/3250 6880

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