Pressemitteilung | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Konjunktur ohne Schwung / Die ersten Ergebnisse der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für Deutschland für das dritte Quartal 2002

(Berlin) - Nach der Jahresmitte hat sich das Tempo der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung entgegen früherer Erwartungen nicht beschleunigt. Gegenüber dem Vorquartal kam es beim realen saison- und arbeitstäglich bereinigten Bruttoinlandsprodukt nach vorläufigen Berechnungen zu einem Zuwachs von lediglich 0,3 Prozent; gegenüber dem entsprechenden Zeitraum des Vorjahres betrug die Zunahme 1,1 Prozent. In seinem aktuellen Wochenbericht 46/2002 prognostiziert das DIW Berlin für das vierte Quartal dieses Jahres eine Stagnation des realen Bruttoinlandsprodukts. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum bedeutet dies ein Wachstum von lediglich 0,5 Prozent.

Einer robusten Entwicklung im Exportgeschäft stand eine schwächere Inlandsnachfrage gegenüber. Die nachlassende Dynamik zeigte sich vor allem bei den Konsumausgaben der privaten Haushalte. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg im zweiten Quartal (0,3 Prozent) stagnierten sie (0,1 Prozent). Die Konsumzurückhaltung ist somit weiterhin ausgeprägt. Demgegenüber expandierten die Ausrüstungsinvestitionen, nach Rückgängen seit dem Jahresende 2000, im Berichtszeitraum erstmals wieder leicht. Bei den Bauinvestitionen fiel das Minus deutlich geringer aus als noch in der ersten Jahreshälfte. Dass es überhaupt zu einer Ausweitung der gesamtwirtschaftlichen Produktion kam, lag am positiven Außenbeitrag.

In der Industrie spricht die Entwicklung der Auftragseingänge insgesamt für eine nachlassende Dynamik im Jahresendquartal. Insbesondere die Auftragseingänge aus dem Ausland sind mit 3,8 Prozent im Minus, gegenüber einem Plus von 4,7 Prozent im zweiten Quartal des Jahres. Auch bei den inländischen Bestellungen ist die Tendenz weiter abwärts gerichtet (0,5 Prozent). Vom produzierenden Gewerbe dürften damit zum Jahresende keine positiven Beiträge auf die Gesamtwirtschaft mehr ausgehen. Dies betrifft in erster Linie die Ausrüstungsinvestitionen. Die Auftragseingänge sind hier insgesamt um 1,2 Prozent zurückgegangen, nach einem Anstieg von 2,6 Prozent im Vorquartal. Bei den Bauinvestitionen kann aufgrund der Aufbauarbeiten im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe mit einem positiven Effekt gerechnet werden, der hauptsächlich im vierten Quartal wirksam werden dürfte.

Auf dem Arbeitsmarkt zeichnet sich für das Jahresendquartal keine Entspannung ab. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum ist zu gering, um entsprechende Beschäftigungsimpulse nach sich zu ziehen. Dies dürfte die Entwicklung beim privaten Konsum belasten. Zwar werden die Tarifsteigerungen vermehrt zu Buche schlagen und die Löhne und Gehälter stützen, jedoch steht dem gegenüber, dass die Verbraucher angesichts zunehmender Einkommensbelastungen im nächsten Jahr ihre Konsumpläne weiter zugunsten des Vorsorgesparens ändern. Auch die Exportentwicklung dürfte sich im Jahresendquartal abschwächen. Hierfür spricht die Entwicklung der Auftragseingänge aus dem Ausland.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Königin-Luise-Str. 5 14195 Berlin Telefon: 030/897890 Telefax: 030/89789200

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