Pressemitteilung | Baden-Württembergischer Handwerkstag e.V.

Konjunkturflaute hat Handwerk fest im Griff

(Stuttgart) - Die jüngste Konjunkturumfrage des Baden-Württembergischen Handwerkstages (BWHT) unter rund tausend Handwerksbetrieben hat die Befürchtung von Landeshandwerkspräsident Klaus Hackert vom Herbst vergangenen Jahres voll bestätigt: "Wir rauschen im vierten Quartal voll in den Keller." Seit Jahrzehnten sei die wirtschaftliche Situation im Handwerk nicht mehr so schlecht gewesen.

Der BWHT-Konjunkturindikator, der die Stimmung unter den Handwerksbetrieben wiedergibt, ist im vierten Quartal 2002 weiter um fünf Punkte auf jetzt einen Punkt zurückgefallen. "Dieser Negativtrend setzt sich nun seit zehn Quartalen ununterbrochen fort und wir sind auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der regelmäßigen Auswertung angekommen", sagte Hackert. Der totale Absturz ziehe sich durch alle Branchen. Die Lage sei schlichtweg katastrophal.

Nur noch 18 Prozent der Betriebe beurteilen ihre Lage als gut (Vorjahr: 23), 39 Prozent dagegen als schlecht (Vorjahr: 31). Den schlimmsten Einbruch erlebten das Baugewerbe und das Nahrungsmittelgewerbe. Bei beiden brach der Indikator im Vergleich zum Vorquartal um satte 21 Prozentpunkte ein und liegt jetzt im Baugewerbe bei minus 47 Punkten, im Nahrungsmittelgewerbe bei fünf Punkten. Voll vom Abwärtstrend erfasst wurden auch das Ausbau- und Bauhilfshandwerk sowie das Kraftfahrzeuggewerbe. Sie rutschten erstmals in den negativen Bereich. Ebenfalls stark rückläufig zeigte sich die Entwicklung im Metall- und in den Dienstleistungshandwerken. Einzige Ausnahme: Das Gewerbe für den gehobenen Bedarf - dazu zählen zum Beispiel Uhrmacher, Goldschmiede, Kürschner oder auch die Maßschneider - hatte gegenüber dem Vorquartal einen Anstieg des Konjunkturindikators von minus acht auf 16 Punkte zu verzeichnen. Der Vergleich mit dem Vorjahr fällt allerdings auch hier wie in allen anderen Branchen negativ aus.

Selbst das Weihnachtsgeschäft half den Umsätzen diesmal nicht aus der Misere. 30 Prozent der Betriebe klagen über sinkende Umsätze (Vorjahr: 25 Prozent). Dasselbe Bild bei der Kapazitätsauslastung: Leicht besser als im Vorquartal, aber schlechter als im Vorjahr. 19 Prozent der Betriebe waren zu weniger als 60 Prozent ausgelastet, ein gutes Drittel zu weniger als 70 Prozent.

Sorge bereitet Präsident Hackert die Investitionsbereitschaft der Betriebe: ,,Das kann man nur noch als ungebremsten Fall bezeichnen.'' Fast zwei Drittel der Betriebe gegenüber 40 Prozent im Vorjahr planen im kommenden Quartal keine Investitionen. Hackert: "Wir befinden uns weiterhin rasant im Rückwärtsgang, das wird nicht ohne Auswirkungen auf die Beschäftigungslage bleiben." Sieben Prozent der Betriebe bauten Personal ab (Vorjahr: fünf Prozent). 14 Prozent kündigten an, im neuen Quartal ihren Mitarbeiterstand verringern zu wollen. Dass im vierten Quartal trotz der schwierigen Lage immerhin elf Prozent der Betriebe zusätzliche Mitarbeiter eingestellt haben, zeige, dass das Handwerk seine Verantwortung für Wachstum und Beschäftigung ernst nehme.

Das konjunkturelle Klima lasse für das neue Jahr nichts Gutes erwarten, befürchtete der Landeshandwerkspräsident. Er sei abzusehen, dass der Konjunkturindikator im laufenden Quartal erstmals ein negatives Vorzeichen haben werde. Nach den Erfahrungen früherer Konjunkturflauten gehe den Betrieben die Luft vollends aus, wenn bereits der Aufschwung eingesetzt habe. Politiker hätten sich angewöhnt, die Probleme des Mittelstandes zu ignorieren: "Nach dem Motto: Augen zu und durch." Doch die Konzeptionslosigkeit der Bundesregierung habe verheerende Auswirkungen. Das Handwerk werde nicht länger stillhalten. "Diesen Luxus können wir uns nicht mehr leisten", sagte Hackert. Erstmals werde das baden-württembergische Handwerk zusammen mit zehn weiteren mittelständischen Organisationen auf die Straße gehen und am 7.Februar auf dem Stuttgarter Schlossplatz gegen den Stillstand in der Politik demonstrieren. Der Handwerkstag als Organisator der Kundgebung erwartet bis zu zehntausend Mitstreiter.

Die rund 118.000 Handwerksbetriebe im Land beschäftigen 800.000 Mitarbeiter und 62.000 Auszubildende. Sie erwirtschaften einen Umsatz von 64 Milliarden Euro.

Quelle und Kontaktadresse:
Baden-Württembergischer Handwerkstag Heilbronner Str. 43 70191 Stuttgart Telefon: 0711/1657401 Telefax: 0711/1657444

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