Pressemitteilung | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

Korruption aus ökonomischer Sicht: DIW Berlin stellt neues Vierteljahrsheft zur Wirtschaftsforschung vor

(Berlin) - Das aktuelle Vierteljahrsheft zur Wirtschaftsforschung 2/2004 zeigt die erheblichen Fortschritte der Korruptionsforschung der letzten 10 Jahren auf. Danach ist das Ausmaß von Korruption in einer Gesellschaft erklärbar und beeinflussbar. Korruption ist nicht Ergebnis einer unverrückbaren "Kultur", und nicht nur eine Frage der Moral, sondern vor allem eine Frage der Anreize. Durch Korruption wird die Wirtschaft erhebliche geschädigt, doch merken die Opfer davon nichts, wenn nicht aufgeklärt und berichtet wird. Die Initiative Nachrichtenaufklärung und das Netzwerk Recherche haben am 7. Februar 2004 die Top Ten der vernachlässigten Themen 2003 vorgelegt; auf Platz 1 der Liste setzte die Jury das Thema "Korruption: Deutsche Unternehmen schmieren im Ausland".

Der einleitende Beitrag von Björn Frank untermauert die These, dass Korruption vor allem eine Frage der Anreize ist, mit einer Darstellung der Ergebnisse bisheriger internationaler Querschnittsstudien, in denen Ursachen und Folgen der Korruption herausgearbeitet wurden. Neue empirische Ergebnisse hierzu enthalten einige weitere Beiträge dieses Vierteljahrsheftes. So zeigt Johann Graf Lambsdorff, dass Korruption einen (negativen) Einfluss sowohl auf die Produktivität als auch auf die Kapitalzuflüsse eines Landes hat. Der Beitrag von Peter Graeff zeigt, dass im internationalen Vergleich Medienfreiheit und insbesondere die tatsächliche Mediennutzung das Korruptionsniveau senken.
Bert Hofman, Kai Kaiser und Günther G. Schulze zeigen theoretisch und empirisch am Beispiel der jüngsten Reformen im besonders korruptionsgeplagten Indonesien, dass eine Dezentralisierung die Verhältnisse nicht notwendig zum besseren wendet. Petra Stykow zeigt in ihrem Beitrag, wie sich die Praxis der Korruption in Russland unter dem Einfluss der Transformation geändert hat.
Elke Renner gibt eine gut verständliche Einführung zur experimentellen Erforschung der Korruption. Dabei werden die Teilnehmer von "Laborexperimenten" finanziellen Anreizen zur Verletzung von Normen ausgesetzt. Die daraus gewonnenen Einsichten über Ursachen der Korruption lassen sich auch in Politikempfehlungen ummünzen. Dies gilt auch für den Beitrag von Wolfgang Maennig, der nicht nur Ökonom ist, sondern auch Mitglied des Gold-Achters von Seoul 1988 und einige Jahre Vorsitzender des Deutschen Ruderverbandes war. Seine Studie über Korruption in Sportwettkämpfen und Sportorganisationen ist auch unter dem Aspekt der Entstehung und Bekämpfung von Korruption im Allgemeinen aufschlussreich.

Noch deutlicher liegt der Fokus auf der Korruptionsbekämpfung in den abschließenden drei Beiträgen. Torsten Steinrücken empfiehlt ein stärkeres Gewicht von Anhebung der Verurteilungswahrscheinlichkeit und Frühzeitigkeit der Bestrafung gegenüber einer simplen Erhöhung des Strafmaßes für Korruption. Georg Cremer - Ökonom und Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes - befasst sich mit der Eindämmung der Korruption in der Entwicklungszusammenarbeit. Der Autor zeigt auf, wie transparenzorientierte Reformen in den Entwicklungsländern durch Geberorganisationen unterstützt werden können. Transparenz ist auch eine wichtige Forderung der Nichtregierungsorganisation Transparency International, deren Arbeit und Einflussmöglichkeiten ihre stellvertretende Vorsitzende Anke Martiny schildert.

Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, Heft 2/2004, erschienen bei Verlag Duncker Humblot GmbH (Tel. 030-790 00 60). Eine begrenzte Zahl von Rezensionsexemplaren kann über die Pressestelle des DIW Berlin bezogen werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Königin-Luise-Str. 5, 14195 Berlin Telefon: 030/89789-0, Telefax: 030/89789-200

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