Pressemitteilung | Verband Fenster + Fassade (VFF)

PR- und Lobbyerfolg bei Norm-Änderung für Kunststoff- und Holzfenster / Kooperierende Verbände setzen neue ATV zu Dämmstoffen im Fensterbau durch / Lehrstück einer erfolgreichen Zusammenarbeit

(Frankfurt am Main) - In einer gemeinsamen Initiative haben mehrere Verbände eine praxisferne Norm gekippt. Ab Herbst dieses Jahres darf bei der Montage von Kunststoff- und Holzfenstern wieder frei gewählt und neben Mineralwolle auch PU-Dosenschaum oder ein anderer Dämmstoff verwendet werden. „Die Änderung der DIN 18355 - ATV Tischlerarbeiten ist ein Lehrstück. Sie zeigt, dass sich die Zusammenarbeit von Verbänden lohnt. Der VFF hat sich eng mit mehreren Verbänden abgestimmt und dann eine intensive Lobby- und PR-Arbeit gestartet. So konnten wir die Fachöffentlichkeit überzeugen und im Normungsausschuss, der unsere Eingaben bis dahin nicht beachtet hatte, die neue Regelung durchsetzen. Ein einzelner Verband hätte vermutlich nicht den notwendigen Druck aufbauen können. Dieser Erfolg ist für die zukünftige Strategie der Verbandsarbeit im Fensterbau richtungweisend. Deshalb wollen wir die Erfolgsfaktoren genau analysieren und den Fall näher betrachten“, so Ulrich Tschorn, Geschäftsführer des Verbandes der Fenster- und Fassadenhersteller e.V.

Im Januar 2005 wurde in der DIN 18355 - ATV Tischlerarbeiten die Dämmung für den Baukörperanschluss neu geregelt. Mineralfaserdämmstoffe wurden als Regel vorgegeben. Ohne vorherige Debatte oder Information der Fachöffentlichkeit hatte der Normungsausschuss im Dezember 2004 die ATV in diesem Punkt geändert. In diesem Ausschuss sind die öffentlichen Auftraggeber und große Auftraggeber wie Bahn oder Post vertreten sowie einige Vertreter von so genannten Spitzenverbänden der Auftragnehmer. Trotz mehrfacher mündlicher und schriftlicher Eingaben wurden die Argumente des VFF nicht berücksichtigt.

Im Frühjahr letzten Jahres steigerte sich die Empörung der Fensterbetriebe über die einseitige Festlegung auf Mineraldämmstoffe von Woche zu Woche. Der VFF hatte deshalb am 7. April einen Thementag VOB und Recht organisiert, auf dem Experten über die Norm-Änderung und mögliche Gegenstrategien informierten. „Die Branche schäumt - so könnte man doppeldeutig und salopp formulieren. Unsere Betriebe sind verunsichert und erwarten höhere Kosten sowie zusätzlichen Aufwand“, erklärte Dr. Thomas W. Büttner, der damalige Geschäftsführer des VFF nach dem Treffen. Auf der VFF-Veranstaltung entwickelte sich eine lebhafte Debatte, wie sich die Betriebe verhalten sollten und wie die Regelung zu ändern sei. Verbandssyndikus Professor Christian Niemöller erläuterte die rechtliche Situation und gab Hinweise, um das Risiko bei der weiteren Verwendung von Ortschaum zu minimieren.

Da die Debatte über Pro und Contra Ortschaum auf der Vertriebsebene nicht sinnvoll geführt werden konnte, wollte der VFF gezielt eine Debatte in der Fachöffentlichkeit fördern. Dr. Mignat PR entwickelte ein Konzept für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und verschickte am 20. April eine ausführliche Presseinformation des VFF mit Erläuterungen der rechtlichen Situation, um den Betrieben zunächst praktische Tipps zu geben. Am Schluss des Pressetextes heißt es: „Die Regelung kann turnusmäßig erst wieder 2006 geändert werden. Bis dahin wird der Verband der Fenster- und Fassadenhersteller entsprechenden Druck aufbauen.“ Das ist heute erreicht, auch weil nahezu alle Fachzeitschriften aus den Bereichen Fenster, Fassade, Glas, Kunststoff, Holz und Bau diese und andere Presseinformationen aufgegriffen haben. In Fachartikeln und Interviews wurden seither ausführlich die Argumente gegen eine einseitige Festlegung auf Mineralfaserdämmstoffe erläutert. So konnte die Fachöffentlichkeit überzeugt werden. Das musste dann auch der Normungsausschuss zur Kenntnis nehmen.

Ein weiterer entscheidender Baustein für den Erfolg war die mit anderen Verbänden abgestimmte Lobbyarbeit. Bereits am 13. April letzten Jahres trafen sich Verantwortliche des ift, des AKPU (Arbeitskreis PU-Ortschaumhersteller) und des VFF zu einem ersten Gespräch. Auch mit dem Bundesverband Holz- und Kunststoff (BHKH), dem Fachverband Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg und anderen wurde das Vorgehen in intensiven Gesprächen abgestimmt. Die Verbände suchten gezielt das Gespräch mit Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sowie den Verantwortlichen im Hauptausschuss Hochbau des Deutschen Vergabe- und Vertragsauschusses für Bauleistungen, der die ATV festlegt.

„Die hartnäckige Überzeugungsarbeit der Verbände hat sich ausgezahlt. Mit der erneuten Änderung, die voraussichtlich ab Herbst dieses Jahres gelten wird, kann Ortschaum wieder genauso wie Mineralfaserdämmstoffe verwendet werden“, so Ulrich Tschorn. „Zusammengefasst möchte ich folgende Erfolgsfaktoren betonen: Zunächst benötigen unsere Betriebe ein Forum, auf dem Führungskräfte ihre Erfahrungen und Meinungen austauschen und eine gemeinsame Linie entwickeln können. Dazu dienen beispielsweise die Veranstaltungen des VFF, die den Mitgliedern Unterstützung von Experten aus Wissenschaft und Technik sowie von Rechts- und PR-Experten bieten. Unsere Aufgabe als Verband ist es, die Interessen der Mitglieder aufzugreifen und durchzusetzen. Also müssen wir ihnen zunächst zuhören, um dann Ziele und eine Strategie zu formulieren. Da die Kräfte in unserer baunahen Branche zersplittert sind und sich beispielsweise 17 Verbandsorganisationen in irgendeiner Form mit dem Thema Fenster befassen, werden wir die Kooperation mit anderen Verbänden bei Normungs-, Lobby- und anderen Fragen suchen. In unserer Branche sind wir nur gemeinsam stark. Politik ist bekanntlich das Bohren dicker Bretter. Das gilt auch für die Verbandsarbeit. Dafür brauchen wir Mitstreiter und natürlich auch neue Mitglieder. Denn unser gemeinsamer Erfolg bei dieser Normänderung sollte Anlass sein, auf diesem Weg weiterzugehen und die Interessen unserer Betriebe noch besser in der Öffentlichkeit und der Politik zu vertreten. Danken möchte ich den vielen Mitstreitern in den beteiligten Verbänden und Institutionen, in den Medien und in der Politik, die uns bei der Änderung der Norm unterstützt haben.“

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Fenster- und Fassadenhersteller e.V. Pressestelle Walter-Kolb-Str. 1-7, 60594 Frankfurt am Main Telefon: (069) 955054-0, Telefax: (069) 955054-11

(sk)

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