Pressemitteilung | Industrieverband Agrar e.V. (IVA)

Pflanzenschutz-Politik: Effektiver Verbraucherschutz braucht wissenschaftliche Basis

(Frankfurt/Main) - „Wenn die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln nach den aktuellen Vorstellungen der Bundesregierung neu geregelt wird, verliert der Standort Deutschland für die forschende Pflanzenschutz-Industrie deutlich an Attraktivität; Innovationen werden verzögert, und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Landwirtschaft wird empfindlich beeinträchtigt.“ Diese Befürchtung äußerte der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Agrar, Oskar Böttcher, vor dem Ernährungsausschuss des Bundestags in der Anhörung zur Neuorganisation des gesundheitlichen Verbraucherschutzes. Insbesondere kritisierte Böttcher, dass die wissenschaftliche Unabhängigkeit der Zulassungsbehörde eingeschränkt werden soll. Der Kabinettsentwurf sieht eine Weisungsbefugnis des Verbraucherschutzministeriums vor. Damit würden politischen Opportunitätserwägungen bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln Tür und Tor geöffnet, erklärte Böttcher.

Von den 9000 Arbeitsplätzen der Pflanzenschutz-Industrie in Deutschland entfallen 30 Prozent auf hochqualifizierte Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung. Die bisherige Struktur der Zulassungsbehörde und die wissenschaftliche Arbeit, die dort geleistet wurde, haben Deutschland zum Kompetenzzentrum für den Pflanzenschutz in Europa gemacht. „Diese Position ist jetzt gefährdet, und das beeinflusst auch die Standortentscheidungen der Industrie“, so Böttcher.

Das Zulassungsverfahren wird zudem personalintensiver, teurer und zeitraubender, wenn anstelle von bisher drei Behörden künftig vier in den Prozess eingebunden sind. „Doppelarbeit, Kompetenzgerangel und ein aufgeblähter Behördenapparat sind vorprogrammiert“, prognostizierte Böttcher. Im Kabinettsentwurf zum Verbraucherschutzgesetz sei von einer Stellenausweitung die Rede, deren Umfang derzeit noch nicht annähernd abschätzbar sei. „Die zusätzlichen Sach- und Personalkosten binden Forschungskräfte und -budgets. Innovative Pflanzenschutzmittel kommen verspätet auf den Markt oder werden, wenn es sich um kleine Märkte handelt, gar nicht erst entwickelt,“ so Böttcher. Neue Produkte für den Pflanzenschutz seien aber immer auch mit Fortschritten für Umwelt und Verbraucher verbunden.

„Effektiver Verbraucherschutz braucht eine wissenschaftliche Basis“, betonte Böttcher. Ziel der Beratungen zur Neuorganisation der Pflanzenschutzmittel-Zulassung müsse deshalb eine unabhängige, leistungsfähige und wissenschaftlich ausgerichtete Behörde sein. Das sei auch Voraussetzung dafür, den Standort Deutschland für die Pflanzenschutz-Industrie, eine der forschungsintensivsten Branchen unserer Wirtschaft, langfristig zu sichern.


Der Industrieverband Agrar mit Sitz in Frankfurt am Main ist der Zusammenschluss von Unternehmen der agrarchemischen und agrarbiologischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern der 52 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz, Pflanzenernährung, Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie.

Quelle und Kontaktadresse:
Industrieverband Agrar e.V. Karlstr. 19-21 60329 Frankfurt Telefon: 069/25561281 Telefax: 069/236702

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