Pressemitteilung | ifo Institut - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.

Prognose der konjunkturellen Entwicklung in der Gesamtwirtschaft

(München) - Nach der Stagnation von Mitte 2002 bis zum Sommer 2003 bewegt sich die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes seit Herbst letzten Jahres wieder dynamisch nach oben. Wesentliche Ursache der aufwärtsgerichteten Entwicklung im zweiten Halbjahr 2003 war zum einen das kräftige Anziehen der realen Auslandsnachfrage. Hinzu kam allerdings, dass sich im Verlauf des Jahres 2003 auch die inländische Nachfrage nach Erzeugnissen des Verarbeitenden Gewerbes merklich belebte.

Nach der Trendwende im Herbst 2003 setzte sich der konjunkturelle Aufschwung im ersten Halbjahr 2004 fort. In den ersten acht Monaten lag der reale Produktionswert 2004 um 4,5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Im Jahresdurchschnitt werden es voraussichtlich 3,2 Prozent sein. In den Monaten Juli und August kam der Anstieg der Nachfrage zwar zum Stillstand, die Produktion wurde allerdings bisher nicht eingeschränkt.

Trotz der insgesamt nur moderaten gesamtwirtschaftlichen Wachstumsaussichten ist 2005 im Verarbeitenden Gewerbe mit einer Fortsetzung des Produktionswachstums in fast dem gleichen Ausmaß wie im laufenden Jahr zu rechnen. Vor allem der Maschinenbau und die Elektroindustrie werden von der lebhafteren Investitionstätigkeit profitieren. Hinzu kommt, dass der private Nachholbedarf auf dem Automobilmarkt voraussichtlich spürbare Nachfrageimpulse freisetzen wird, so dass das Produktionsvolumen der Automobilindustrie in Verbindung mit einer weiterhin zunehmenden Auslandsnachfrage nochmals zulegen dürfte.

Handel

Im Einzelhandel blieben die Umsätze in den ersten acht Monaten 2004 um nominal wie real 1,3 Prozent hinter den Vorjahresergebnissen zurück. Für das gesamte Jahr wird von einem Minus von 1 Prozent ausgegangen. Im Sog stärker steigender verfügbarer Einkommen und erhöhten privaten Konsums werden 2005 auch die Einzelhandelsumsätze etwas zulegen. Mit etwa 0,5 Prozent wird das Plus allerdings erneut geringer sein als der für den gesamten privaten Verbrauch prognostizierte Anstieg (2,3 Prozent).

Im Großhandel werden die Umsätze 2005 anziehen. Das ist ausschließlich auf die Entwicklung im Produktionsverbindungshandel zurückzuführen, der von der zunehmenden Produktion im Verarbeitenden Gewerbe sowie den erhöhten Ausrüstungsinvestitionen der gewerblichen Wirtschaft profitieren wird. Für den Konsumgütergroßhandel ist hingegen mit keiner wesentlichen Änderung der Umsätze zu rechnen.

Bauwirtschaft in Deutschland: Weiter anhaltende Talfahrt

Trotz der zeitweilig produktionswirksamen Vorzieheffekte im Wohnungsbau zur Sicherung der vollen Eigenheimzulage dürfte die konjunkturelle Schwächephase im deutschen Bausektor auch noch 2004 und 2005 anhalten (Bauinvestitionen: über –1,5 Prozent in 2004 und in 2005 fast –1 Prozent), dann aber allmählich auslaufen (2006: nahezu –0,5 Prozent). Die Schrumpfung im Nichtwohnbau (Wirtschaftsbau und öffentlicher Bau) hält bis 2005 an, für 2006 ist allenfalls mit einer schwachen Erholung zu rechnen. Der Wohnungsbau kann in diesem und im nächsten Jahr mit einer Zwischenstabilisierung rechnen, muss aber 2006 erneut einen Rückschlag verkraften. Mit einer kurzen Unterbrechung (1999) dauert die Talfahrt der deutschen Bauwirtschaft bereits zwölf Jahre.

Die Anpassung der Baukapazitäten nach dem bis Mitte der 1990er Jahre anhaltenden Bau-Boom ist noch nicht abgeschlossen, obwohl die Zahl der Erwerbstätigen im Baugewerbe seit 1995 um über 900.000 zurückgegangen ist (mehr als –28 Prozent). Die Lösung der strukturellen Probleme dieser auch in Zukunft wichtigen Branche wird noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Eine Rückkehr zu den früheren Niveaus in den alten Strukturen wird es für die deutsche Bauwirtschaft auch mittelfristig nicht geben.

Dienstleistungen

Nach den Ergebnissen des ifo Konjunkturtests Dienstleistungen ging die Aufwärtsbewegung des Geschäftsklima-Indikators, die zu Beginn des Jahres 2003 einsetzte, zum Jahresanfang 2004 in eine Seitwärtsbewegung über. Während in den Beurteilungen der aktuellen Geschäftslage eine Besserungstendenz zum Ausdruck kam, waren die Geschäftserwartungen in der ersten Jahreshälfte 2004 nicht mehr so zuversichtlich. Bis zur Jahresmitte trübte sich das Geschäftsklima daher ein; erst seitdem ist wieder eine leichte Klimaverbesserung zu erkennen.

Sollten sich im Dienstleistungsgewerbe die positiven Signale in den nächsten Monaten wieder deutlicher zeigen, ist für 2004 bei der Bruttowertschöpfung des Bereichs Finanzierung, Vermietung und der unternehmensnahen Dienstleistungen mit einem Wachstum von 0,5 Prozent zu rechnen. Darauf deutet hin, dass die Unternehmen für die nächsten Monate mit einer Nachfragebelebung rechnen. Sollte sich ein Aufwärtstrend herausbilden, dürfte die Bruttowertschöpfung 2005 um 2,0 Prozent zunehmen. Allerdings ist nach den Ergebnissen des ifo Konjunkturtests Dienstleistungen eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktsituation im Dienstleistungsbereich noch nicht erkennbar

Quelle und Kontaktadresse:
ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V. Poschingerstr. 5, 81679 München Telefon: 089/92240, Telefax: 089/985369

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