Pressemitteilung | Deutscher AnwaltVerein e.V. (DAV)

Richterbund und Anwaltverein ĂŒben harsche Kritik an tĂŒrkischer Regierung

(Berlin) - Das Vorgehen der tĂŒrkischen StaatsfĂŒhrung mit der Entlassung und teilweisen Verhaftung von mehreren Tausend Richtern und StaatsanwĂ€lten stĂ¶ĂŸt beim Deutschen Richterbund (DRB) und dem Deutschen Anwaltverein (DAV) auf scharfe Kritik. Die VerbĂ€nde forderten die Bundesregierung und die EuropĂ€ische Kommission auf, sich nachdrĂŒcklich fĂŒr die UnabhĂ€ngigkeit der Justiz und der Anwaltschaft in der TĂŒrkei einzusetzen.

"Das Vorgehen der tĂŒrkischen Regierung und des StaatsprĂ€sidenten ist ein schwerer Schlag gegen die UnabhĂ€ngigkeit der tĂŒrkischen Justiz. Die StaatsfĂŒhrung missbraucht den abgewendeten Putschversuch, um die rechtsstaatlichen Strukturen in der TĂŒrkei dramatisch zu beschneiden", kritisiert der Vorsitzende des Deutschen Richterbundes, Jens Gnisa. Er fordert, "die entlassenen Richter und StaatsanwĂ€lte unverzĂŒglich wieder in ihre bisherigen Ämter einzusetzen".

Der DAV-PrĂ€sident, Rechtsanwalt und Notar Ulrich Schellenberg, befĂŒrchtet eine unumkehrbare Erosion des Rechtsstaates in der TĂŒrkei: "Mit der Entlassung und Verhaftung von Richtern wendet sich die tĂŒrkische Regierung abermals gegen den Rechtsstaat." Was mit der nicht nachvollziehbaren Strafverfolgung kritischer RechtsanwĂ€lte begann, setze sich nun mit dem systematischen Vorgehen gegen die tĂŒrkische Richterschaft und Staatsanwaltschaft fort.

"Die jĂŒngsten Ereignisse dĂŒrfen nicht als Argument missbraucht werden, sich von den MaßstĂ€ben des Rechts und der Demokratie derart zu entfernen", warnt Schellenberg. Dies gelte auch im Hinblick auf die diskutierte WiedereinfĂŒhrung der Todesstrafe. "Die UnabhĂ€ngigkeit von Justiz und Anwaltschaft sind Grundvoraussetzungen fĂŒr eine funktionierende Demokratie", sagt der DAV-PrĂ€sident.

Gnisa und Schellenberg fordern die tĂŒrkische FĂŒhrung zu einem Kurswechsel auf: "Die Verfolgung von Richtern, StaatsanwĂ€lten und RechtsanwĂ€lten muss aufhören, die Justiz muss unabhĂ€ngig arbeiten können." Insbesondere dĂŒrfe es keine Sondergerichte und Spezialabteilungen der Staatsanwaltschaft geben, um gegen VerdĂ€chtige des Putschversuches vorzugehen.

An die Bundesregierung und die EuropĂ€ische Kommission appellieren die beiden VerbĂ€nde dringend, "die UnabhĂ€ngigkeit von Justiz und Rechtspflege in der TĂŒrkei offensiv einzufordern und sicherzustellen, dass jede weitere Kooperation mit der TĂŒrkei nur erfolgt, wenn dort rechtsstaatliche VerhĂ€ltnisse wieder hergestellt werden”.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher AnwaltVerein e.V. (DAV) Swen Walentowski, Pressesprecher Littenstr. 11, 10179 Berlin Telefon: (030) 7261520, Fax: (030) 726152190

(sy)

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