Pressemitteilung | Stiftung Deutsche Krebshilfe

Runder Tisch für bessere Arzt-Patient-Beziehung / ’Tag der Krebs-Selbsthilfe’ 2006 sehr erfolgreich

(Bonn) - Allgemeinverständliche Informationen für alle Krebs-Patienten, ein Kommunikationstraining für Ärzte sowie ’Lotsen’, die Patienten Orientierung in onkologischen Zentren und in der ambulanten Versorgung bieten – das sind die zentralen Forderungen des diesjährigen ’Tages der Krebs-Selbsthilfe’. Die Deutsche Krebshilfe hat den Tag gemeinsam mit allen von ihr geförderten Krebs-Selbsthilfeorganisationen veranstaltet. 160 Vertreter der Selbsthilfe, Ärzte, Mitarbeiter aus der psychosozialen Betreuung und Entscheidungsträger im Gesundheitswesen diskutierten am 16. November 2006 in Bonn-Bad Godesberg über die Bedeutung von Patientenkompetenz in der Arzt-Patienten-Beziehung. Das Fazit: Von Patientenkompetenz profitieren alle. Denn sie erhöht die Lebensqualität, die Therapietreue und hilft zudem, Kosten zu sparen. Daher müsse ein Selbstverständnis für Patientenkompetenz geschaffen und jeder Betroffene darin gestärkt werden.

„Zu viele Krebs-Patienten fühlen sich schlecht informiert, zu wenig in Entscheidungen eingebunden und häufig allein gelassen“, sagte Hilde Schulte, Bundesvorsitzende der Frauenselbsthilfe nach Krebs, beim ’Tag der Krebs-Selbsthilfe’. Die Folge: Patienten bewältigen ihre Erkrankung nur schwer und halten die belastende Behandlung oft nicht durch. „Ein gut informierter Patient kann hingegen aktiv an seiner Genesung mitwirken, besser mit der Therapie und den Nebenwirkungen umgehen und leichter in einen normalen Alltag zurückfinden“, so Schulte.

Patientenkompetenz nützt jedoch nicht nur den Betroffenen, sondern auch dem Arzt und den Kostenträgern. „Mündige Patienten und eine gute Arzt-Patienten-Beziehung tragen zu einer höheren Compliance, also Therapietreue, bei und helfen damit letztendlich auch, Kosten in der Behandlung zu sparen und Arbeitszeit effektiv zu nutzen“, sagte Frau Professor Dr. Dagmar Schipanski, Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, in Bonn-Bad Godesberg. Für Patientenkompetenz müssten daher mehr Bewusstsein und Akzeptanz geschaffen werden. „Dabei können Patientenvertreter eine wichtige Rolle übernehmen“, so Professor Dr. Gerhard Englert, Vorsitzender der Deutschen ILCO, eine Selbsthilfevereinigung für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs. Voraussetzung dafür seien jedoch entsprechende Schulungen. „Es geht darum, dass unsere Vertreter ratsuchenden Patienten nicht nur Hilfe anbieten, sondern Hilfe zur Selbsthilfe leisten und die Betroffenen in ihrer Mündigkeit stärken“.

Voraussetzung für Kompetenz sind darüber hinaus gute Informationen: Jeder Krebs-Patient sollte zu jedem Zeitpunkt der Behandlung Zugang zu interessensneutralen, für ihn verständlichen Informationen haben. „Selbsthilfevertreter sind wichtige Akteure bei der Schaffung von Patientenkompetenz“, sagte Barbara Braun, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Hirntumorhilfe, in Bad Godesberg. „Unsere Aufgabe ist es beispielsweise, beim Erstellen guter Informationsmaterialien mitzuwirken“, so Braun.

Um Patienten kompetent zu machen, seien zudem ’Lotsen’ in den onkologischen Zentren bis hin in die ambulante Weiterbehandlung notwendig. „Die Deutsche Krebshilfe wird sich dafür einsetzen, dass an den von ihr geförderten onkologischen Zentren modellhaft ’Lotsen’ oder Servicestellen eingerichtet und erprobt werden. Sie sollen die Patienten, in Abstimmung mit den Fach- und Hausärzten informieren, ihnen Wege weisen und Fragen beantworten“, sagte Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, beim Abschlussplenum des ’Tages der Krebs-Selbsthilfe’. „Um die diskutierten Defizite in der Arzt-Patienten-Beziehung wie Kommunikationsprobleme, Informations- und Zeitmangel in einer konzertierten Aktion zu beheben, wünschen wir uns einen runden Tisch sowohl mit Vertretern der Ärzteschaft als auch mit Patientenvertretern“, sagte Nettekoven. Die Deutsche Krebshilfe sei bereit, eine solche Initiative zeitnah auf den Weg zu bringen.

Kompetente Patienten brauchen kompetente Behandler. Die Teilnehmer des ’Tages der Krebs-Selbsthilfe’ appellierten daher an die Bundesärztekammer, stärker als bisher Fortbildungen im Bereich der Arzt-Patienten-Kommunikation fest in der medizinischen Ausbildung zu verankern. Dabei müssten Selbsthilfevertretern einbezogen werden, da sie die Patientenseite abbilden.

Der nächste Tag der Krebs-Selbsthilfe wird im November 2007 stattfinden.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Krebshilfe e.V. Dr. Eva M. Kalbheim, Pressesprecherin Thomas-Mann-Str. 40, 53111 Bonn Telefon: (0228) 729900, Telefax: (0228) 7299011

(bl)

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