Pressemitteilung | Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD)

Von guten Beispielen lernen: Wettbewerbsvorteile im Nahverkehr durch anspruchsvolle Umweltstandards

(Berlin) - Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) e.V. und das Städtenetzwerk ICLEI (Local Governments for Sustainability) stellen heute auf einem Workshop in Berlin erste Ergebnisse des von der EU geförderten Projekts "SIPTRAM * Sustainability in the Public Urban Transport Market" (Nachhaltigkeit im öffentlichen Personennahverkehr) vor. VCD und ICLEI haben europaweit recherchiert und vorbildliche Beispiele für einen umwelt- und kundenfreundlichen Nahverkehr zusammengestellt. Michael Müller, ÖPNV-Experte des VCD: "Die Recherche hat gezeigt: Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Kommunen und Verkehrsunternehmen können von den Erfahrungen aus anderen Städten profitieren, um ihren Nahverkehr attraktiver zu machen, und sich so für den Wettbewerb zu rüsten."

Neben Initiativen aus Schweden, Frankreich und Finnland gebe es auch in Deutschland erfolgversprechende Ansätze. Gut positioniert seien beispielsweise die Verkehrsbetriebe aus Frankfurt (Oder) und Berlin. Müller: "In Frankfurt wurde der gesamte Fuhrpark durch Erdgasbusse ersetzt, die den EEV-Emissionsstandard einhalten. Der geht noch über die ab 2008 gültigen Grenzwerte für Luftschadstoffe hinaus. Innovativ zeigen sich auch die Berliner Verkehrsbetriebe. Sie haben 25 neue Dieselbusse angeschafft, die ebenfalls den besonders umweltfreundlichen Standard erfüllen."

Eine begleitende betriebswirtschaftliche und umweltseitige Analyse für beide Projekte komme zu dem interessanten Zwischenergebnis, dass die Mehrkosten pro Fahrtstrecke von besonders umweltfreundlichen Bussen gegenüber herkömmlichen Dieselbussen mit derzeitigem Abgasstandard zu vernachlässigen seien. "Das Argument, höhere Umweltanforderungen führten zu überhöhten Kosten, ist damit widerlegt. Unternehmen sollten daher bei Neuanschaffungen bereits heute auf umweltfreundliche Fahrzeuge setzen", forderte Müller.

Gerade vor dem Hintergrund strengerer europäischer Grenzwerte für die Luftqualität, die ab 2005 bzw. 2010 zahlreiche Städte vor große Herausforderungen stellten, könne ein attraktiver und umweltfreundlicher ÖPNV einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung verkehrsbedingter Emissionen leisten. "Bei der Umsetzung der europäischen Vorgaben müssen allein in Deutschland noch in diesem Jahr bis zu 120 Kommunen Luftreinhaltepläne erstellen und ab 2005 konkrete Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung ergreifen", konstatiert Carsten Westerholt, Mitglied des VCD Bundesvorstandes.

Eine stärkere Ausrichtung des Stadtverkehrs an Nachhaltigkeitszielen funktioniere nicht ohne klaren Veränderungswillen in der Politik. Sie müsse die Weichen stellen, damit anspruchsvolle Vorgaben für die Umwelt- und Angebotsqualität in Ausschreibungen und Verkehrsverträgern verankert würden. Um das Bewusstsein bei kommunalen Entscheidungsträgern zu schärfen, haben VCD und ICLEI eine entsprechende Absichtserklärung erstellt. Christoph Erdmenger, Bereichsleiter für umweltfreundliche Beschaffung bei ICLEI: "Politiker, die sich künftig verstärkt für einen leistungsstarken und umweltverträglichen ÖPNV einsetzen wollen, können dies mit ihrer Unterschrift dokumentieren."

Die Ausschreibung von Verkehrsleistungen im öffentlichen Personennahverkehr sei in einigen Ländern der EU bereits seit Jahren Realität und die bisherigen Erfahrungen damit überwiegend positiv: "Die Qualität des Angebots konnte verbessert, die Anzahl der Fahrgäste gesteigert und der Zuschussbedarf gesenkt werden", fasst Erdmenger zusammen. In Deutschland hätten sich bisher vor allem die Stadt Frankfurt am Main sowie die Region Hannover in diesem politischen Prozess hervorgetan. Beide Kommunen wollten künftig ihren Nahverkehr ausschreiben und mit entsprechenden Qualitätsvorgaben flankieren.

Der Good-Practice Guide "Better Urban Public Transport for Europe" und die Absichtserklärung "Zukunftsfähiger öffentlicher Nahverkehr für Europa" können beim VCD, Eifelstr. 2, 53119 Bonn bestellt oder im Internet unter www.vcd.org heruntergeladen werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD), Bundesverband Eifelstr. 2, 53119 Bonn Telefon: 0228/985850, Telefax: 0228/9858510

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