Pressemitteilung | (vzbv) Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

WM 2006: vzbv klagt gegen Ticketbedingungen / Auch EU-Kommission prüft Zulässigkeit - vzbv: "DFB agiert planlos"

(Berlin) - Die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat beim Landgericht Frankfurt einen Antrag auf einstweilige Verfügung zum Stopp von Ticketverkaufsbedingungen zur Fußballweltmeisterschaft 2006 eingereicht. Eine Frist zur Änderung der aus Sicht des vzbv rechtswidrigen Verkaufsbedingungen hatte der Deutsche Fußballbund gestern verstreichen lassen, ohne den vzbv- Forderungen inhaltlich entgegenzukommen. Es wurde lediglich ein erneutes Gesprächsangebot unterbreitet. Dies hält der vzbv jedoch für nicht ausreichend.

"Wir wollen endlich dafür sorgen, dass bei den Fans die Vorfreude auf die Weltmeisterschaft und nicht der fortwährende Ärger um die Ticketvergabe im Vordergrund steht", so Patrick von Braunmühl, stellvertretender Vorstand des vzbv. "Wir sagen ‚Ja zu vollen Stadien, aber ‚Nein zur Abzocke der Fans durch die FIFA", meint Alexander Graf Lambsdorff, Mitglied des Europa-Parlaments, der die EU-Kommission zum Einschreiten aufgefordert hat.

Gegenstand der Klage sind zum einen die Verkaufsbedingungen der Optionstickets. "Fans müssen in Vorleistung treten, ohne zu wissen, ob sie letztendlich ein Ticket erhalten und haben keine Möglichkeit zum Ausstieg oder zur Rückgabe. Eine Servicegebühr wird ungeachtet der Ticketzuteilung fällig. Zudem erhalten die Fans, die leer ausgehen, ihr Geld erst vier Wochen nach der Weltmeisterschaft zurück", so von Braunmühl. Zweiter Punkt sind die hohen, am Ticketpreis orientierten Servicegebühren. Diese sollen für den Fall einbehalten werden, dass teamspezifische Tickets verfallen, weil die ausgewählte Mannschaft sich nicht qualifiziert hat.

Von Braunmühl: "Der Ärger ist vierfach: Erst qualifiziert sich das Team nicht, dadurch verfällt die erhoffte Eintrittskarte zur WM, dann wird das vorausbezahlte Geld nicht umgehend zurückerstattet und zu allem Übel wird dann auch noch eine happige Bearbeitungsgebühr abgezogen." Des Weiteren hält der Verband gesonderte Zustellgebühren für unzulässig; dies gelte vor allem für Selbstabholer.

Parallel prüft derzeit auch die Europäische Kommission, ob der Weltfußballverband FIFA beim Verkauf der Eintrittskarten gegen EU-Recht verstößt. Angestoßen wurde die Prüfung durch Beschwerden von Abgeordneten des Europäischen Parlaments. Einer der Initiatoren ist der FDP-Europaabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff: "Dies ist eine Abzocke der Fans. Es kann nicht sein, dass die Fans dem Veranstalter ein zinsloses Darlehen gewähren, ohne zu wissen, ob sie dafür einen Gegenwert erhalten." Auch durch den Einbehalt von Gebühren, die Fans entrichten müssen, obwohl sie keine Karten erhalten haben, nutze die FIFA ihre Monopolstellung unzulässig aus.

Der vzbv fordert das Organisationskomitee der Fußballweltmeisterschaft auf, das eigene Motto "Zu Gast bei Freunden" mit Leben zu füllen und sich das Grußwort der Bundeskanzlerin zu Herzen zu nehmen. Merkel hatte für die Fußball-WM 2006 Tugenden wie "Fairness, Teamgeist und Toleranz" eingefordert. Dazu gehöre auch, sich von Kurzfristaktionen zu verabschieden und die Fans über noch anstehende Schritte bis zur Weltmeisterschaft frühzeitig zu informieren.

Versprochene Ticket-Tauschbörse lässt auf sich warten
"Die Organisatoren wären gut beraten, nicht weiter planlos zu agieren, sondern ein Gesamtkonzept zu präsentieren, das die vielen offenen Fragen der Fans beantwortet", so von Braunmühl. So sei der Öffentlichkeit bisher weder mitgeteilt worden, wie das zu Februar 2006 angekündigte "Ticket-Portal" funktioniert, noch sei eine Rufnummer für die in Aussicht gestellte Service- und Beschwerdestelle bekannt. Des Weiteren müssten die Verkaufsbedingungen für die noch anstehenden Verkaufsphasen konkret benannt werden. Am 12. Dezember beginnt die dritte Verkaufsphase. Auch hierzu sucht man auf der Website die relevanten Details noch vergebens.

Bereits im Februar hatte der vzbv den DFB abgemahnt und durchgesetzt, dass der DFB seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen in einigen Punkten verbraucherfreundlicher gestaltet.

Zudem hatte die FIFA nach einer Kartellbeschwerde des Verbraucherzentrale Bundesverbandes bei der EU-Kommission die Bezahlmöglichkeiten für WM-Tickets erweitert und in allen EU- und EFTA-Staaten Konten eingerichtet, damit Fußballfans eine Alternative zur Bezahlung per Kreditkarte oder teuren Auslandsüberweisungen haben. Auch die zugesagte Einrichtung eines Ticket-Portals und einer Servicestelle sind erst durch den öffentlichen Druck auf den Weg gebracht worden.

Quelle und Kontaktadresse:
vzbv Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. Pressestelle Markgrafenstr. 66, 10969 Berlin Telefon: (030) 258000, Telefax: (030) 25800218

(sa)

NEWS TEILEN: