Pressemitteilung | Arbeitgeberverband Gesamtmetall e.V.

Weiterbildung: Enormes Engagement der M+E-Industrie

(Köln) - "Qualifizierte Mitarbeiter gelten heute als die wichtigste Trumpfkarte der deutschen Metall- und Elektro-Industrie (M+E). Die Qualifizierung ist daher ein ganz entscheidendes Mittel der Zukunftssicherung. Wir besitzen keine einzige dauerhaft gleichwertige Alternative dazu." Für die Unternehmen der M+E-Industrie sind diese Äußerungen mehr als ein Lippenbekenntnis.

Das Qualifizierungsbewusstsein in der Branche, so ergaben Untersuchungen, ist höher als im Durchschnitt aller Wirtschaftszweige. Und die Mehrzahl der Betriebe geht von einem steigenden Weiterbildungsbedarf aus. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass sich der zusätzliche Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern immer schwieriger über den Arbeitsmarkt abdecken lässt. Ein erhebliches Qualifizierungspotenzial findet sich dagegen in den Betrieben bei An- und Ungelernten, Frauen sowie Ausländern und älteren Fachkräften mit Defiziten in modernen Technologien.

Ohne dass ihnen Tarifverträge oder gesetzliche Regelungen etwas vorschreiben, investieren die M+E-Unternehmen daher kräftig in die betriebliche Weiterbildung. Und zwar Jahr für Jahr mehr. Allein im Jahr 2000 gaben die Betriebe sieben Milliarden Mark für Weiterbildungsmaßnahmen aus. Das sind mehr als 2.400 Mark pro Mitarbeiter (1998 waren es 2.000 Mark), wie eine vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall in Auftrag gegebene Studie beim Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) ergab.

Rein rechnerisch kamen in den befragten Unternehmen auf 100 Beschäftigte 139 Weiterbildungsmaßnahmen. Damit lag der Zeitaufwand je Mitarbeiter bei 19,3 Stunden, also fast zweieinhalb Arbeitstage – 1998 waren es 1,5 Stunden weniger. In der betrieblichen Praxis ist der Zeitaufwand für Weiterbildungsmaßnahmen allerdings je nach Arbeitsplatz und Anforderungen höchst unterschiedlich.

"Die effiziente betrieblich Weiterbildung", so Martin Kannegiesser, Präsident der Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, "wird immer mehr zu einer zentralen unternehmerischen Aufgabe, die in das betriebliche Geschehen eingebettet werden muss. Nur so sind die nötige Motivation und der zwingende Praxisbezug möglich." Schon jetzt entfällt ein Drittel der Weiterbildungsstunden auf das sogenannte Learning by doing, dem Lernen am Arbeitsplatz. So wird in vielen Betrieben nach konkretem Bedarf qualifiziert, etwa bei der Einführung eines neuen Produktionssystems oder dem Einsatz einer anderen Software bei der Entwicklung oder in der Buchhaltung.

Und die Arbeitnehmer machen hier mit. Geht es um Qualifizierungsmaßnahmen, ist die überwältigende Mehrheit ohne weiteres bereit mitzuziehen. Das zumindest ergab eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach in der M+E-Branche. Darüber hinaus sind die meisten Arbeitnehmer sogar bereit, sich am Aufwand für die Qualifizierung zu beteiligen. So würden 55 Prozent der Arbeitnehmer und 74 Prozent der Angestellten in ihrer Freizeit an Weiterbildungsveranstaltungen teilnehmen. Weitere 13 Prozent wären unter Umständen dazu bereit.

Trotz der intensiven Weiterbildungsaktivitäten in der M+E-Industrie ist speziell im Bereich kleinerer und mittlerer Unternehmen die effiziente Systematik oft noch unzureichend und müsste nach Ansicht von Gesamtmetall verbessert werden. Zur Systematik gehöre die Ermittlung von Qualifizierungsbedarf ebenso wie die Budgetierung, Regelung der Aufwandsverteilung bis hin zur Verknüpfung mit KVP und Personalentwicklung. "Nur so können wir dem Trend entgegenwirken", so Kannegiesser, "dass ein zu krasser Qualitätsunterschied der Weiterbildungsaktivitäten zwischen kleineren und größeren Unternehmen aufklafft und sich damit auch die Arbeitsmarktattraktivität zu stark unterscheidet."

Die größte Motivation würde man in den Betrieben erreichen, indem man vielen Initiativen und viel Phantasie freien Raum ließe, jedoch Unterstützung und Hilfestellung im Bereich von Methodik, Instrumenten und auch Inhalten anbieten würde. Einen Weg hat jetzt die Metall- und Elektro-Industrie in Baden-Württemberg mit einem Tarifvertrag zur Qualifizierung aufgezeigt.

Einen neuen Standard setzt dabei die auf Vorschlag der Arbeitgeber vereinbarte gemeinsame "Agentur zur Förderung der betrieblichen Weiterbildung". "Der Agentur fällt eine Schlüsselrolle zu, um den Tarifvertrag zur Qualifizierung mit Leben zu erfüllen", so der Vorsitzende des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg, Otmar Zwiebelhofer. Für den Fall, dass zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter und später zwischen Arbeitgeber und Betriebsrat kein Einvernehmen über eine Qualifizierung erzielt werden könne, sei ein Vertreter der Agentur hinzuzuziehen, der ein Stimmrecht erhalte.

Eine solche Agentur, die vor allem kleineren und mittleren Betrieben helfen kann, ihre Mitarbeiter für die steigenden Anforderungen des rasanten technischen Wandels fit zu halten, ist allerdings nicht notwendigerweise auf einen Tarifvertrag angewiesen. Sie kann auch unabhängig davon durch die regionalen Arbeitgeberverbände aufgebaut werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Gesamtverband der metallindustriellen Arbeitgeberverbände e.V. (Gesamtmetall) Volksgartenstr. 54 a 50677 Köln Telefon: 0221/33990 Telefax: 0221/3399233

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