Pressemitteilung |

Wettbewerbsfähigkeit in Europa stärken / Investitionen brauchen Verlässlichkeit

(Berlin) - "Die deutsche Stromwirtschaft war im vergangenen Winter stark ausgelastet: Für die Sicherung der Versorgung waren 88 Prozent der Kraftwerkskapazitäten im Einsatz. Dieser Auslastungswert lag wieder deutlich über dem Vergleichswert der Industrie." Das erklärte Werner Brinker, Präsident des Verbandes der Elektrizitätswirtschaft (VDEW), Berlin, zur Leistungsbilanz 2003/2004 der Stromwirtschaft.

Die Stromwirtschaft habe im letzten Winter das verhaltene Wirtschaftswachstum sowie die milde Witterung gespürt. Die Höchstlast des Stromverbrauchs erforderte rund 76.000 Megawatt (MW) Kraftwerksleistung - rund 3.000 MW weniger als im Winter zuvor.

Stromwirtschaft muss vorsorgen

"Die Versorgungslage war entspannter als in den Vorjahren. Das darf aber nicht zu Leichtsinn verführen", betonte Brinker. Die Stromwirtschaft müsse unverändert vorsorgen: Die Winter könnten wieder strenger ausfallen. Als Faustregel gelte, dass bei einem Temperaturabfall von zehn Grad eine zusätzliche Kraftwerksleistung von rund 3.000 Megawatt nötig werde.

Brinker: "Die Branche muss außerdem für ein stärkeres Wirtschaftswachstum gerüstet sein. Wenn der erhoffte Konjunkturaufschwung kommt, darf Strom nicht zum Engpassfaktor am Standort Deutschland werden."

Fairer Wettbewerb in Europa nötig

Die wirtschaftliche Bedeutung der nationalen Leistungsbilanz zeige der Blick auf den europäischen Strommarkt. Deutschlands Stromunternehmen stehen im europäischen Wettbewerb. Dabei gehe es sowohl um Primärenergien als auch um Investitionsmittel. Daher müsse die Politik für faire Wettbewerbsbedingungen in ganz Europa kämpfen.

"Der Wettbewerb in der Europäischen Union (EU) ist nach wie vor von der unterschiedlichen Öffnung der Märkte gekennzeichnet", erläuterte Brinker.
Anders als in Deutschland könnten Haushalte in sieben der 15 traditionellen Mitgliedstaaten ihren Anbieter nicht frei wählen. Das entspreche in diesen Ländern rund einem Drittel des Marktes.

Diese ungleichen Wettbewerbsbedingungen in der EU werden sich erst im Juli
2007 ändern ? zehn Jahre später als in Deutschland. Der Beitritt der zehn neuen EU-Mitglieder verstärke die Verzerrungen: In der Mehrzahl dieser Länder sei der Stromwettbewerb bisher nur für große Betriebe eröffnet.

Für den Energiestandort Deutschland komme es nun darauf an, die Wettbewerbsfähigkeit der 900 Unternehmen zu stärken. Die Politik dürfe keine weiteren hausgemachten Belastungen schaffen, sondern müsse für faire Wettbewerbsbedingungen in Europa kämpfen. Energiepolitik ist auch Standortpolitik.

Reger Handel an deutscher Strombörse

Aus europäischer Sicht habe der deutsche Strommarkt eine hohe Attraktivität. Besonders deutlich zeige das der lebhafte Handel an der Strombörse in Leipzig. Dort seien inzwischen 121 Unternehmen aktiv, 58 davon aus dem Ausland. Brinker: "Die deutsche Strombörse entwickelt sich zunehmend zur Referenzbörse in Europa."

Die Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes, das am 28. Oktober 2004 in den Bundestag eingebracht wurde, bedeute eine entscheidende Weichenstellung für die Versorgungssicherheit in Deutschland. Bei der Regulierung der Stromnetze komme es auf verlässliche Wettbewerbsregeln an, mahnte Brinker. Innerhalb eines klaren Ordnungsrahmens brauche die Wirtschaft Freiraum für unternehmerisches Handeln.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Netzbetreiber e.V. beim VDEW (VDN) Robert-Koch-Platz 4, 10115 Berlin Telefon: 030/726148-0, Telefax: 030/726148-200

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