Pressemitteilung | Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR)

ZKA startet Pilotprojekt: ec-Karte bald in Europa noch breiter einsetzbar

(Berlin) - Europäische Bankkunden werden ihre Debitkarte (früher: "ec-Karte") bei grenzüberschreitenden Zahlungen innerhalb Europas ab 2007 noch breiter einsetzen können - und dies erstmals auf Basis der ihnen aus ihren Heimatländern bekannten nationalen Systeme. So haben Kunden deutscher Banken und Sparkassen zukünftig die Möglichkeit, mit ihrer Debitkarte über die Maestro-Akzeptanzstellen hinaus - beispielsweise in Italien, Spanien und Portugal - Geld von ihrem Konto am Geldautomaten abzuheben bzw. im Handel elektronisch zu bezahlen. Hierzu haben die im Zentralen Kreditausschuss (ZKA) vertretenen Spitzenverbände der deutschen Kreditwirtschaft heute gemeinsam mit verschiedenen europäischen Partnern Absichtserklärungen (Letters of Intent) über den Start eines Pilotprojektes zur gegenseitigen Akzeptanz der jeweils ausgegebenen Debitkarten und der direkten, bilateralen Abwicklung dieser Transaktionen unterzeichnet. Mittelfristiges Ziel ist die Vernetzung der bestehenden nationalen Debitkartensysteme. "Mit den heute unterzeichneten Absichtserklärungen haben wir einen der wichtigsten Meilensteine in der Entwicklung des europäischen Kartenmarktes der letzten 15 Jahre erreicht", so Hubert Piel, Vorstand des in diesem Jahr im ZKA federführenden Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).

Zu den Partnern der ersten Stunde gehören EUFISERV, europäischer Anbieter von Processing Services für Kartenzahlungen, SIBS, der Betreiber des Geldautomaten- und Kartenzahlungssystems "Multibanco" in Portugal, sowie die Raiffeisen Landesbank Südtirol und die Südtiroler Volksbank für eine Zusammenarbeit mit der italienischen Kreditwirtschaft. Eine weitere Absichtserklärung mit EURO6000 wird in den nächsten Tagen folgen. Spätestens im ersten Quartal des kommenden Jahres sollen alle deutschen Karten an den Terminals der Partner flächendeckend akzeptiert werden.

Damit ist ein erster Schritt auf dem Weg zur Vernetzung der bisherigen nationalen Debitkartensysteme in Europa gestartet. Ziel ist ein pan-europäischer Systemverbund, der unter dem Namen "Euro Alliance of Payment Schemes" in den kommenden zwei Jahren aufgebaut werden soll. Dazu werden die im ZKA zusammengeschlossenen Verbände stellvertretend für das electronic cash- und das deutsche Geldautomaten-System in den nächsten Wochen einen Konsortialvertrag mit anderen Partnern in Europa schließen, die ebenfalls für bislang bestehende Systeme Verantwortung tragen. Beteiligt an den Planungen sind Zahlungssystembetreiber aus acht europäischen Ländern. Die Landschaft im kartengestützten Zahlungsverkehr in Europa wird sich durch das Vorhaben nachhaltig verändern.

Durch die Euro Alliance of Payment Schemes wird erstmals eine unmittelbare pan-europäische Akzeptanz von Debitkarten ermöglicht, ohne dass ein bestehendes, internationales Zahlungssystem dazwischen geschaltet werden muss. Dadurch wird eine effizientere Transaktionsabwicklung möglich. Zugleich werden die in den vergangenen 15 Jahren geleisteten Investitionen von Kreditwirtschaft und Handel gesichert und es kann auf die flächendeckende Verbreitung der bestehenden Systeme aufgebaut werden.

Damit entsteht für die Banken und Sparkassen in Europa eine zusätzliche Option für die Abwicklung von Debitkartenzahlungen in Ergänzung zu den Angeboten von MasterCard und VISA. Sie basiert auf dem Erfolg und dem Geschäftsmodell der heute noch nationalen Debitsysteme und stärkt den Wettbewerb im europäischen Kartenmarkt.

Meilenstein zum einheitlichen europäischen Zahlungsverkehr erzielt

Die deutsche Kreditwirtschaft vollzieht mit der Harmonisierung der bestehenden Debitkartensysteme einen wichtigen Schritt zur Realisierung eines einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraumes (SEPA). Nationale Debitsysteme wie beispielsweise electronic cash, pago bancomat oder Euro6000 und Multibanco haben gezeigt, dass sie einen sinnvollen Beitrag zur breiten Nutzung elektronischer Zahlungsverfahren leisten und insgesamt effizienter arbeiten können als internationale Zahlungssysteme. Auch der Zwischenbericht der EU-Kommission zur Branchenanalyse hatte die Effizienz der nationalen Debitkartensysteme positiv hervorgehoben.

In den kommenden Wochen erwartet der Zentrale Kreditausschuss den Abschluss weiterer konkreter Absichtserklärungen und Verträge über die bilaterale Abwicklung und gegenseitige Akzeptanz von Debitkarten. So hat sich das Processing-Gemeinschaftsunternehmen der niederländischen Banken, Interpay, bereit erklärt, die technischen Voraussetzungen hierfür kurzfristig zu schaffen, so dass die Akzeptanz deutscher Karten an niederländischen Geldautomaten und POS-Terminals im Rahmen des Gesamtkonzeptes realisiert werden könne.


Kurzinformationen zu den Beteiligten:

Intitiatoren:

Zentraler Kreditausschuss:
Im Zentralen Kreditausschuss (ZKA) arbeiten die Spitzenverbände der deutschen Kreditwirtschaft zusammen. Stellvertretend für ihre Mitgliedsinstitute organisieren die Verbände gemeinschaftlich die Debitkartensysteme „electronic cash“ und „Geldautomat“. Mit 90 Millionen ausgegebenen Debitkarten ist der deutsche Markt der größte Debitkartenmarkt in Europa. Im Rahmen des electronic cash-Systems werden ca. 550.000 Zahlungsterminals betrieben. Für Bargeldauszahlungen stehen in Deutschland ca. 55.000 Geldautomaten zur Verfügung. Der ZKA ist Mitinitiator der 2004 gegründeten „Berlin Group“ und der in Gründung befindlichen „Euro Alliance of Payment Schemes“, die beide die Umsetzung des gemeinsamen Ziels einer Vernetzung der nationalen Debitkartensysteme in Europa vorantreiben.


Partner:

Raiffeisen Landesbank Südtirol AG / Südtiroler Volksbank Gen. m.b.H.:
Die beiden genossenschaftlichen Institute sind die wichtigsten regionalen Banken in Südtirol. Sie verfügen über ein breites Geldautomatennetz in der Region und sind einer der wichtigsten Partner des regionalen Handels in Bezug auf Kartenakzeptanz. Die beiden Institute sind aktive Partner im italienischen Geldautomatensystem „bancomat“ sowie im italienischen Debit-POS-System „pago bancomat“. Die Raiffeisen Landesbank ist Zentralbank für 52 Raiffeisenkassen, die insgesamt 193 Geschäftsstellen in der Region betreiben. Die Südtiroler Volksbank bietet ihre Dienstleistungen in insgesamt 98 Filialen Privat- und Firmenkunden an.
Homepages: www.raiffeisen.it / www.volksbank.it

EUFISERV S.A.:

EUFISERV s.c.r.l. wickelt Geldautomaten- und POS-Transaktionen ab und betreibt das EUFISERV-Geldautomaten-Netzwerk. Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Brüssel, sie gehört Banken aus dreizehn verschiedenen Ländern und der European Savings Banks Group (ESBG). Sie entwickelt, erhält und erbringt internationale Dienstleistungen für die europäische Kreditwirtschaft.

EUFISERV betreibt europaweite Informationstechnologie-Systeme, mit der mehr als 70 Millionen Bankkarteninhaber an über 60.000 Geldautomaten mit ihrer Landeswährung versorgt werden. Außerdem bietet EUFISERV Gateways zu den Systemen von Visa International, MasterCard, American Express und China UnionPay, die es Banken erlauben, entsprechende Karten an ihren Geldautomaten zu akzeptieren.

Sociedade Interbancaria De Servicos S.A. (SIBS):
SIBS betreibt das portugiesische Debitzahlungssystem “Multibanco” (POS und Geldautomaten). Zu den Aufgaben der SIBS gehören auch zwischenbetriebliche Scheckverarbeitung, sowie die Abwicklung von Überweisungen und Lastschriften. Kunden sind die Mehrzahl der in Portugal tätigen Banken und zahlreiche Klienten außerhalb der Kreditwirtschaft. Mit 16 Millionen ausgestellten Karten, 10.700 Geldautomaten und 146.000 POS, die im portugiesischen Banksystem im Einsatz sind, wickelt SIBS jährlich 1.700 Millionen Transaktionen ab.
Homepage: www.sibs.pt

EURO6000 S.A.:
Euro6000 ist das POS- und Geldautomaten-Akzeptanzsystem der 35 spanischen Sparkassen. Neben den Systemen ServiRed und 4B ist es eines der drei großen und sehr weit verbreiteten Debitzahlungssystem in Spanien. An das EURO6000-System sind 284.000 Kartenterminals und 15.000 Geldautomaten angeschlossen. Die teilnehmenden Institute haben ca. 13 Mio. Karten im Rahmen des EURO6000-Systems emittiert.
Homepage: www.euro6000.es

Interpay Nederland BV:

Bereits seit vielen Jahren sorgt Interpay dafür, dass Kartenzahlungen in den Niederlanden zuverlässig und effizient abgewickelt werden. Mit einer fortschrittlichen Infrastruktur bearbeitet Interpay jährlich ca. 3,3 Milliarden Zahlungsverkehrstransaktionen und über 1,7 Milliarden Lastschriften. Interpay gehört zu den größten Unternehmen zur Zahlungsabwicklung auf dem holländischen und dem europäischen Markt.
Interpay verfolgt die Entwicklungen auf dem europäischen Markt sehr genau und richtet seine Aktivitäten entsprechend aus. So bietet Interpay seinen Kunden beim heimischen und beim grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr optimalen Service. Auf Wunsch der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank wird Interpay im Jahre 2008 damit beginnen, gesamteuropäische Zahlungsprodukte abzuwickeln.

Quelle und Kontaktadresse:
BVR Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V., Hauptgeschäftsstelle Pressestelle Schellingstr. 4, 10785 Berlin Telefon: (030) 20210, Telefax: (030) 20211900

(bl)

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