Pressemitteilung | IG Metall - Industriegewerkschaft Metall

Zweijährige Ausbildungsberufe führen den Mittelstand ins Abseits

(Frankfurt am Main) - Die IG Metall lehnt die im Koalitionsvertrag der rot-grünen Bundesregierung vorgesehene Einführung zweijähriger Ausbildungsberufe ab. “Sie nutzen weder den Jugendlichen noch fördern sie nachhaltig die Attraktivität des dualen Ausbildungssystems“, sagte IG Metall-Vorstandsmitglied Erwin Vitt am 4. November in Frankfurt. Die geplante Absenkung der Qualität beruflicher Ausbildung sei in Zeiten drohenden Facharbeitermangels und international wachsenden Konkurrenzdruckes geradezu aberwitzig.

Während die europäischen Nachbarländer und insbesondere die europäische Metallindustrie händeringend versuchten, die Attraktivität der Ausbildung zu steigern, setze die Regierung den in Deutschland vorhandenen Standortvorteil Qualifikation leichtfertig aufs Spiel. „Über Schmalspurausbildungen sind die von der Bundesregierung genannten Ziele künftiger Ausbildungspolitik schwerlich zu vermitteln“, sagte Vitt. Dies belege auch die Situation in Ostdeutschland. In den neuen Bundesländern steige die Zahl der mit öffentlichen Mitteln bei Bildungsträgern geförderten Kurzausbildungsgänge kontinuierlich an. So „erlernten“ 4362 Auszubildende den in Kriegszeiten entwickelten und längst überlebten zweijährigen Beruf des Teilezurichters, beinahe doppelt so viele wie in Westdeutschland (2373). Die nach wie vor schwächelnde ostdeutsche Metallindustrie könne mit unzureichend qualifizierten Fachkräften wenig anfangen, geschweige denn ihre Position auf den Weltmärkten verbessern.

Vitt forderte die Bundesregierung auf, aus dieser Fehlleitung öffentlicher Fördermittel Konsequenzen für die künftige Ausbildungspolitik zu ziehen. Wer angesichts der ostdeutschen Erfahrungen an der Ausdehnung zweijähriger Berufe als Beitrag zur Mittelstandsförderung festhalte, entziehe diesem auf längere Sicht die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit. Die Steigerung der Produktivität werde in Zukunft nur auf der Basis von Produkt- und Prozessinnovationen möglich sein. Das bedeute Modernisierung der Arbeitsorganisation, Intensivierung von Forschungs- und Organisationsentwicklung. „Das bedeutet Ausbau, nicht Abbau qualifizierter Facharbeit. Zeitlich verkürzte Ausbildungsberufe sind angesichts der anstehenden Herausforderungen mehr als perspektivlos,“ sagte Vitt.

Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Metall (IGM) Lyoner Str. 32 60528 Frankfurt Telefon: 069/66930 Telefax: 069/66932843

NEWS TEILEN: