Pressemitteilung | Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA)

Carbon Management: Wegbereiter für eine klimaneutrale Zukunft

(Frankfurt am Main) - Die Defossilisierung der Industrie ist ein wesentlicher Teil des Übergangs zu einer grünen Wirtschaft und zur Erreichung der Klimaziele. Carbon Management - bestehend aus den Technologien Carbon Capture and Storage (CCS), Carbon Capture and Utilization (CCU) und Carbon Dioxide Removal (CDR) - ist entscheidend, um klimaschädliche Kohlendioxid (CO2)-Emissionen effektiv zu reduzieren und zu managen. Die schnelle Entwicklung und Integration von erneuerbaren Energien, der Kreislaufwirtschaft, verbesserter Ressourceneffizienz und alternativer Produktionsverfahren soll dazu wichtige Beiträge leisten.

In Zeiten des globalen Klimawandels und der Notwendigkeit, industrielle Prozesse grundlegend zu transformieren, bietet der Maschinen- und Anlagenbau innovative Technologien. Es gilt die Devise "Vermeiden, Reduzieren, Kompensieren".

Die neue Zukunftsstudie "Carbon Management 2035" des VDMA Competence Center Future Business beleuchtet die wichtigsten Faktoren aus Sicht des Maschinen- und Anlagenbaus, zeigt daraus resultierende mögliche Entwicklungspfade auf und gibt Handlungsempfehlungen.

Transformation zu einer klimaneutralen Industrie

"Bereits 1972 veröffentlichte der Club of Rome seinen viel beachteten Bericht "Grenzen des Wachstums", in dem neben dem Umwelt- auch der Klimaschutz angemahnt wurde", erklärt Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA. "Heute, mehr als fünf Jahrzehnte später, sind die Themen des Berichts aktueller denn je, die Zeit drängt. Der Weltklimarat IPCC mahnt Carbon Management an, um die Pariser Klimaziele noch erreichen zu können".

Um dem Klimawandel wirksam zu begegnen, ist aus Sicht des Maschinen- und Anlagenbaus eine ganzheitliche Strategie erforderlich. "Eine erfolgreiche Transformation erfordert günstige politische Rahmenbedingungen, den Einsatz und die Entwicklung von Schlüsseltechnologien, einen nachhaltigen Ausbau der Energie- und Versorgungsinfrastruktur sowie qualifizierte Fachkräfte insbesondere in den Bereichen Umwelttechnik und Nachhaltigkeitsmanagement. Darüber hinaus sind ein starker gesellschaftlicher Rückhalt und ein gesteigertes Bewusstsein für umweltfreundliches Handeln unabdingbar", sagt Dr. Eric Maiser, Leiter VDMA Future Business.

Die VDMA-Studie wurde mit Unterstützung des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI erstellt. Sie stellt vier Szenarien vor und empfiehlt eine verstärkte Förderung von Innovation und Forschung, die Schaffung unterstützender politischer Rahmenbedingungen sowie die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, um Carbon Management-Technologien erfolgreich zu etablieren und die Klimaziele zu erreichen.

Neue Schnittstelle zwischen Klima- und Industriepolitik

Das Thema Carbon Management hat in den letzten Jahren sowohl in Deutschland als auch auf europäischer Ebene deutlich an Bedeutung gewonnen. Die rasante Entwicklung in diesem Bereich ist vor allem auf die politische und gesetzgeberische Anerkennung der Dringlichkeit zur Erreichung der Netto-Null-Emissionsziele zurückzuführen. Sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene haben Strategieprozesse und Gesetzesinitiativen das Carbon Management als wesentlichen Bestandteil der Klima- und Industriepolitik etabliert.

Diese Entwicklung wird von zahlreichen Unternehmen und Branchenverbänden, insbesondere aus dem Maschinen- und Anlagenbau, getragen und vorangetrieben. Auf politischer Ebene in Deutschland und der EU wird die Bedeutung von Carbon Management durch die Entwicklung von zwei Säulenstrategien unterstrichen, die zum einen die industrielle Anwendung von CCS/CCU und zum anderen die CO2-Entnahme aus der Atmosphäre umfassen. Zentrale Ziele sind dabei der Abbau rechtlicher Hemmnisse, die Moderation der politischen Diskussion und die Identifizierung von Fördermöglichkeiten.

Politik muss gute Rahmenbedingungen schaffen

Aktuelle politische Vorhaben, wie die Reform des Kohlenstoffspeicherungsgesetzes und die Entwicklung einer umfassenden Kohlenstoffmanagementstrategie, zeigen die wachsende Bedeutung dieser Technologien. "Das Bekenntnis der Bundesregierung zur CO2-Speicherung und -Nutzung ist positiv. Nun müssen schnellstmöglich alle Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, dass die Technologien in Deutschland und in Europe breite Anwendung finden können", fordert Dr. Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer VDMA Power Systems und Mitinitiator der Studie.

Carbon Management - vier Szenarien für die Welt im Jahr 2035
Anders als die meisten bisher existierenden Studien versucht der Szenarioansatz nicht, eine möglichst wahrscheinliche Prognose zu erstellen oder eine wünschenswerte Zukunft zu modellieren. "Foresight schafft Resilienz für Unternehmen. Wir setzen uns strukturiert mit möglichen Zukünften auseinander, indem wir Szenarien erarbeiten, die mögliche Entwicklungen abbilden. Es ist spannend zu sehen, wie sich schon heute Maßnahmen und Handlungsoptionen ableiten lassen, die Orientierungswissen für robuste Zukunftsstrategien bereitstellen", sagt Dr. Anna Kirstgen vom Competence Center Foresight bei Fraunhofer ISI.

- Im Szenario "Vollgas fürs Klima - Schöne neue Carbon Welt" trifft eine konsequente EU-Carbon Management-Strategie auf breite Akzeptanz in der Bevölkerung und wird international erfolgreich umgesetzt. Der weltweite Handel mit physischem CO2 und daraus abgeleiteten Produkten floriert, auch mit neuen Geschäftsmodellen.

- Im Szenario "Transformationsstau - Hohe Forderungen, mangelnde Akzeptanz" bremsen Skepsis zu CO2 -Speichern in der Bevölkerung und regulatorische Hürden die umfassende Einführung von Carbon Management. Zwischen Zertifikatehandel und drohender Deindustrialisierung versuchen sich Unternehmen zu arrangieren.

- Im Szenario "Verschobene Arbeitsteilung - Insel EU" versucht die EU im Dilemma zwischen gesellschaftlichem Druck nach effektivem Klimaschutz und Abwanderungstendenzen der Industrie den Binnenmarkt für Carbon Management zu stärken. Eine internationale Allianz treibt das Thema, andernorts locken laxere Regeln.

- Fällt man durch Nationalismus und Populismus in alte Verhaltensmuster zurück: Unternehmen müssen sich auf die Schadensbegrenzung des Klimawandels konzentrieren.Szenario "Ohne Limit - Adaption statt Prävention"Im -

VDMA Future Business denkt Zukunft für den Maschinenbau vor
VDMA Power Systems hat sich als zentraler Fachpartner maßgeblich in die Studie eingebracht. Der Verband des Energieanlagenbaus betreut das Thema Carbon Management technisch und politisch mit einem eigenen Arbeitskreis. Mit der Beteiligung von weiteren 14 Fachverbänden und dem VDMA European Office unterstreicht die Studie das breite Engagement der Branche. Der VDMA hat frühzeitig die Chancen eines aktiven Carbon Managements erkannt und setzt sich für die Nutzung von CO2 als wertvolle Ressource ein. "Fortschritte im Carbon Management sind nur möglich, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen. Unsere Vision, dass Carbon Management-Technologien weltweit zur Reduzierung von Emissionen beitragen, wird durch den Maschinenbau bereits Realität", resümiert Rauen.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) Holger Paul, Leiter Kommunikation Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt am Main Telefon: (069) 66030, Fax: (069) 66031511

(mw)

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