Pressemitteilung | Nichtraucher-Initiative Deutschland e.V. (NID)

Nichtraucher kritisiert Philip Morris-Studie

(Unterschleißheim) - Die Tabakindustrie verstand sich schon immer gut darauf, den gegenwärtigen und den potentiellen Rauchern sowie den Politikern ein X für ein U vorzumachen. So in diesen Tagen auch Philip Morris mit einer Studie, die dem tschechischen Staat einen finanziellen Vorteil des Rauchens vorgaukelt.

In der Tat: Raucher sterben früher - im Durchschnitt 8 Jahre, das heißt, manche zwanzig oder mehr, andere zwei oder weniger Jahre (vgl. Peto, Lopez et al.: Mortality from smoking in developed countries 1950-2000, ISBN 0 19 262619 1). Daraus ergeben sich unzweifelhaft erhebliche Ersparnisse für die Rentenversicherung, allerdings nach verschiedenen Untersuchungen nicht für die Krankenversicherung, da die Raucher in ihrem - kurzen - Leben zumindest die gleichen Behandlungskosten verursachen wie die länger lebenden Nichtraucher.

Der Trick der Tabakindustrie besteht darin, aus der Tatsache des nachvollziehbaren früheren Sterbens der Raucher und der Einsparung bei den Rentenleistungen eine volkswirtschaftliche Gesamtersparnis zu "errechnen". Dabei unterschlagen die Tabakkonzerne entweder einen Teil der direkten und indirekten Kosten des Rauchens oder schätzen sie - weil keine genauen Daten vorliegen - bewusst niedrig.

Das Statistische Bundesamt hat 1999 im Rahmen des Mikrozensus u.a. ermittelt:

1. Raucher sind im erwerbsfähigen Alter um rund 30 Prozent häufiger krank als Nichtraucher

2. Ex-Raucher sind um die Hälfte häufiger krank als Nie-Raucher

Die medizinische Wissenschaft hat sich bisher weitgehend nur mit den Kosten des Rauchens für die Sozialversicherung beschäftigt. Es gibt dabei viele unterschiedliche Ansätze und vor allem eine große Zahl von Einflussgrößen, für die Schätzungen notwendig sind, da nicht hinreichend handfeste Daten vorliegen. Kein Wunder also, dass zum Teil recht unterschiedliche Ergebnisse herauskommen.

Viele Faktoren, insbesondere die indirekten, werden häufig nicht oder unzureichend erfasst. So wird in fast allen Studien wird versucht, den Anteil des Rauchens an verschiedenen Krankheiten (zwischen 5 und 22) kostenmäßig zu erfassen. Doch keine Studie beschäftigt sich mit den kostenmäßigen Auswirkungen des Passivrauchens auf Kinder und Erwachsene, obwohl viele Erkrankungen von Nichtrauchern auf das zwangsweise Mitrauchen zurückzuführen sind. Hinzu kommt, dass die Studien meist ausschließlich von Medizinern und nur selten in Kooperation mit Volkswirtschaftlern durchgeführt werden.

Für durch Rauchen verursachte Krankheitshäufigkeit, Frühinvalidität und Übersterblichkeit gibt es bereits hinreichendes Zahlenmaterial sowohl vom Statistischen Bundesamt als auch von Lebensversicherungen.

Grundfrage ist: Um welchen Betrag verringert der Tabakkonsum das Sozialprodukt? (Hier als Bruttoinlandsprodukt: Gesamtwert aller Sachgüter und Dienstleistungen, die im Inland produziert bzw. erbracht wurden)

Raucher sind im erwerbsfähigen Alter um den Faktor 1,3 häufiger krank als die Nichtraucher. Da bei insgesamt 36.604 Millionen Erwerbstätigen ein Erwerbstätiger im Jahr 2000 mit rund 108.000 Mark an der Erarbeitung des Bruttoinlandsprodukts (3,98 Billionen Mark) beteiligt ist, verringert sich dieses aufgrund der durch Rauchen verursachten Arbeitsunfähigkeitstage (386.000 Mannjahre Ausfallzeit) um etwa 41 Milliarden DM.

Fünf Jahre Frühinvalidität durch Rauchen (so die Bundesregierung bereits 1974) vermindern - bei rund 100.000 Zugängen – das Bruttoinlandsprodukt um mindestens 54 Milliarden Mark.

Die Übersterblichkeit bei Rauchern von 1,8 (Schweizer Rückversicherung) bei einem Ausfall von 5 produktiven Jahren führt zu einer Senkung des Bruttoinlandsprodukts um mindestens 15 Milliarden DM. Nach Peto, Lopez et al. verlieren Raucher, die im Alter von 35 bis 69 Jahren sterben, im Durchschnitt 21 Lebensjahre.


Kurz gefasst:

Durch Rauchen verursachte Krankheitshäufigkeit, Frühinvalidität und Übersterblichkeit vermindern das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland um mehr als 110 Milliarden DM. (Die im August 1998 veröffentlichte Studie des Bundesamtes für Gesundheit der Schweiz kommt zu dem Ergebnis, dass die Kosten des Tabakkonsums bei 2,7 Prozent des Sozialprodukts liegen; das ergibt für Deutschland 107,5 Milliarden DM.)

Wer krank oder frühinvalide ist bzw. früher stirbt, kann keine Leistung erbringen, also kein Auto herstellen, keinen Passagier befördern oder keinen Kunden beraten.

Der Anteil der Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden am Bruttoinlandsprodukt beträgt rund 25 Prozent (2000: 982,7 Mrd. DM), der gesamte Staatshaushalt (1999: 1.813 Mrd. DM) nimmt rund 50 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ein. Den Einnahmen aus der Tabaksteuer von 22,4 Mrd. DM (2000) stehen durch ein verringertes Bruttoinlandsprodukt Mindereinnahmen in Höhe von rund 27 Mrd. DM bei den Steuern und 55 Mrd. DM beim gesamten Staatshaushalt gegenüber. Rauchen schadet also auch dem Staatshaushalt erheblich.

Betrachtet man die betriebswirtschaftliche Seite des Rauchens, so kommt man nicht umhin festzustellen, dass den Unternehmen durch Entgeltfortzahlung bei Arbeitsunfähigkeit für kranke Raucher (bei 44,8 Milliarden DM 1998 insgesamt) und die Bereitstellung ungenutzter Arbeitsplätze Kosten in Höhe von mehr als 10 Milliarden DM entstehen. Dabei ist noch gar nicht berücksichtigt, dass auch ein spürbarer Betrag an Entgeltfortzahlung für kranke Passivraucher anfällt. Hinzu kommt, dass diese Ausgaben ohne jegliche Gegenleistung entstehen.

Quelle und Kontaktadresse:
Nichtraucher-Initiative Deutschland e.V. Carl-von-Linde-Str. 11 85716 Unterschleißheim Telefon: 089/3171212 Telefax: 089/3174047

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