Pressemitteilung | (vnw) Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.

Soziale Vermieter rechnen nicht mit einer Entspannung bei den Baupreisen

(Hamburg/Schwerin/Kiel) Die sozialen Vermieter Norddeutschlands rechnen nicht damit, dass die Baupreise in absehbarer Zeit sinken werden. 69 Prozent der im VNW organisierten Unternehmen gehen davon aus, dass die Preise in den kommenden Monaten auf hohem Niveau stagnieren werden. 24 Prozent erwarten gar einen weiteren Anstieg. Lediglich sieben Prozent der sozialen Vermieter rechnen mit sinkenden Baupreisen. 87 Prozent der Unternehmen fürchten, dass auch längerfristig die Preise auf hohem Niveau stagnieren oder steigen werden.

Das geht aus einer Blitzumfrage hervor, an der sich in der vergangenen Woche 54 VNW-Unternehmen - unter ihnen alle großen Wohnungsbaugenossenschaften und am Gemeinwohl orientierte Wohnungsgesellschaften - beteiligt haben. Dem Verband gehören in Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg 294 Wohnungsunternehmen an. Sie bieten in den drei Ländern rund 740.000 Mietwohnungen an. Deren monatliche Netto-Kaltmiete liegt derzeit im Durchschnitt bei 6,41 Euro pro Quadratmeter.

Deutlich sinkende Preise sind notwendig, um zurückgestellte Bauprojekte fortzuführen

Etwas mehr als die Hälfte der Teilnehmer der Umfrage (51 Prozent) denken derzeit zwar über eine Fortsetzung von zwischenzeitlich zurückgestellten Bauprojekten nach - brauchen dafür aber deutlich sinkende Baupreise. 29 Prozent planen bislang keine Fortsetzung unterbrochener Bauprojekte. Lediglich jedes fünfte Unternehmen (20 Prozent) stellt bereits konkrete Überlegungen für eine Fortsetzung an.

Der dramatische Einbruch bei Bauprojekten hat nach Beobachtung der sozialen Vermieter zu einer sinkenden Kapazitätsauslastung bei Bau- und Handwerksbetrieben geführt. 48 Prozent der Wohnungsunternehmen, die an der Umfrage teilnahmen, sehen entsprechende Anzeichen bei "bestimmten Gewerken", 20 Prozent "insgesamt". Vor allem beim Rohbau sei die Kapazitätsauslastung gesunken, antworten 41 Prozent der Umfrageteilnehmer. Entspannung gebe es auch bei Maurern und Dachdeckern.

Trotz der aktuellen Entwicklung sind viele Bauunternehmen nicht bereit,
Festpreisverträge abzuschließen. 80 Prozent der sozialen Vermieter erklärten, sie sähen bei den Bauunternehmen keine wachsende Bereitschaft zu Festpreisverträgen.

VNW-Direktor Andreas Breitner: Baupreise entwickeln sich parallel zur Inflation
Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), geht davon aus, dass sich Baupreise noch eine ganze Weile parallel zur Inflation entwickeln werden. "Wir sehen derzeit keine Anzeichen für eine Entspannung. Das belastet vor allem die sozialen Vermieter, die kaum Möglichkeiten haben, steigende Preise über höhere Mieten zu kompensieren. Unsere Mieterinnen und Mieter müssen schon jetzt jeden Euro zwei Mal umdrehen. Das ist kein großer Spielraum für Mietsteigerungen."

Die hohen Baupreise, die von deutlich gestiegenen Zinsen begleitet würden, setzten vor allem dem mittleren Mietensegment zu, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner weiter. "Wer heute ohne öffentliche Förderung neu baut, der muss am Ende eine monatliche Netto-Kaltmiete von 17 bis 20 Euro pro Quadratmeter verlangen, damit er keine roten Zahlen schreibt. Ich frage mich: Wer kann das bezahlen? Menschen mit mittlerem, ja selbst mit höherem Einkommen werden da überfordert."

Öffentliche Förderung vermehrt auf den zweiten Förderweg ausrichten

Der Bau öffentlich geförderter Wohnungen sei derzeit die größte Chance, dass überhaupt noch Wohnungen errichtet würden, so der VNW-Direktor weiter. "Wir brauchen aber mehr Wohnungen, die im zweiten oder einem (neuen) dritten Förderweg errichtet werden. Bei diesen Wohnungen ist die staatliche Förderung geringer und die Anfangsmieten dürfen höher liegen als bei einer 'klassischen' Sozialwohnung. Aber nur so ermöglichen wir Menschen, die keinen Anspruch auf eine Sozialwohnung haben, sich aber kein Luxusdomizil leisten können, das bezahlbare Wohnen."

Die sozialen Vermieter seien sich bewusst, dass die Politik bei den Preisen für Material nur begrenzt etwas tun könne, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner.
"Um so wichtiger ist es, dass die Politik jetzt die 'weichen' Kostensteigerungsfaktoren angeht: weniger Bauvorschriften, kürzere Baugenehmigungsverfahren und ein Abspecken bei den Quartiersauflagen können helfen, Baupreise zu drücken. Jetzt noch Anforderungen drauf zu packen: das wäre der Sargnagel für den Wohnungsbau."

Quelle und Kontaktadresse:
(vnw) Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. Oliver Schirg, Pressesprecher Tangstedter Landstr. 83, 22415 Hamburg Telefon: (040) 520110, Fax: (040) 52011201

(jg)

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