Pressemitteilung | Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di (dju)

ver.di zum dpa-Umzug nach Berlin: Nur ein Standortwechsel reicht zur Zukunftssicherung nicht aus

(Berlin) - Die Zentralisierung der Redaktionen der Deutschen Presseagentur (dpa) in Berlin wird nach Auffassung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft nicht ausreichen, um die Zukunftsfähigkeit der größten deutschen Presseagentur langfristig zu sichern. "Unabhängig von der Standortfrage müssen strukturelle Probleme gelöst werden", sagte der für die dpa zuständige ver.di-Konzernbeauftragte Manfred Moos nach einer Sitzung des Konzernbetriebsrates der dpa in Hamburg. Die Erwartung der Chefredaktion, schon alleine die durch einen gemeinsamen Newsroom hergestellte räumliche Nähe werde "zwangsläufig zu verändertem, multimedialen Bewusstsein" führen, gehe an der Realität vorbei. "Wenn 200 Redakteure gleichzeitig in einem Großraumbüro arbeiten, erhöhen sich nicht automatisch Kreativität und Produktivität", warnt Moos.

Das Ziel der dpa, führender Anbieter von multimedialen Informationsangeboten zu werden, könne nur von hochmotivierten Mitarbeitern erreicht werden. Manfred Moos fordert deshalb von der dpa, das Angebot des Konzernbetriebsrates für eine Mitarbeit bei der Gestaltung der redaktionellen Tätigkeiten anzunehmen. Dabei müssten auch die Erfahrungen der Beschäftigten berücksichtigt werden. Viele von ihnen kritisierten schon seit langem mangelhafte Informations- und Kommunikationsstrukturen im Konzern.

Ein weiteres Problem ist nach Auffassung von ver.di die in den vergangenen Jahren betriebene Ausgliederung von Geschäftsfeldern in eigenständige Tochterfirmen der dpa. "Es zeigt sich, dass damit auch Doppelstrukturen aufgebaut wurden, die nun wieder mühsam aufgelöst werden müssen." Auch die Tatsache, dass gleiche Tätigkeiten in den verschiedenen Firmen unterschiedlich entlohnt werden, führe zunehmend zu Verärgerung bei den Beschäftigten. Bisher gibt es nur für die rund 700 Beschäftigten der Muttergesellschaft dpa Tarifverträge. Die mehr als 300 Beschäftigten der Tochterunternehmen arbeiten meist zu schlechteren Konditionen.

Weitere Ausgliederungen sind im Übrigen bis 2014 ausgeschlossen. Einer entsprechenden Forderung von ver.di und DJV hat die dpa vor wenigen Tagen in einem Tarifvertrag zugestimmt.

Nachdem der Aufsichtsrat der dpa dem Umzug der Redaktionen nach Berlin zugestimmt hat, werden vermutlich noch vor der Sommerpause die Verhandlungen über einen Sozialplan für die betroffenen Beschäftigten beginnen.

Besorgt zeigt sich ver.di über Ankündigungen von Geschäftsführung und Chefredaktion, man strebe eine "schlanke" Organisation an. "Das riecht nach Arbeitsplatzabbau", sagt Manfred Moos von ver.di. Die Gewerkschaft habe zwar die tarifvertragliche Zusicherung der dpa GmbH, dass bis mindestens Ende Mai 2011 keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden. Beschäftigten, die aus persönlichen Gründen nicht von Hamburg oder Frankfurt nach Berlin umziehen können, sei damit aber nicht geholfen. Für sie müssten im Sozialplan akzeptable Lösungen und Möglichkeiten zum Verbleib an den bisherigen Standorten gefunden werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di (dju), Bundesgeschäftsstelle Ulrike Maercks-Franzen, Bundesgeschäftsführerin Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin Telefon: (030) 69560, Telefax: (030) 69563657

(mk)

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