Pressemitteilung | (vnw) Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.

VNW-Direktor Andreas Breitner: "Es geht wie bisher nicht mehr weiter. Die sozialen Vermieter in Mecklenburg-Vorpommern benötigen mehr öffentliche Unterstützung bei der Integration von Flüchtlingen"

(Schwerin) - "Es geht wie bisher nicht mehr weiter", sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). "Unsere Unternehmen berichten vermehrt von überforderten Nachbarschaften in ihren Wohnquartieren. Zwar finanzieren sie Jahr für Jahr Stadtteiltreffs und Sozialarbeiter. Aber die große Zahl der ausländischen Familien, die inzwischen in ihren Quartieren leben, bringt auch diese Arbeit an ihre Grenzen."
Die am Gemeinwohl orientierten Vermieter täten, was sie könnten, sagte der VNW-Direktor weiter. "Aber sie fühlen sich inzwischen bei der Integration überfordert. Der Staat lädt die Menschen bei den Wohnungsunternehmen ab. Anschließend kümmert er sich zu wenig um deren Integration in unser Gemeinwesen. Und ja: Es ist auch ein Mengenproblem. Es sind inzwischen einfach zu viele."

Angebot eigener Wohnungen ist inzwischen begrenzt
Die im VNW organisierten Unternehmen verstünden sich als soziale Vermieter und böten, so sie die Möglichkeit haben, Wohnungen aus dem eigenen Bestand für die Unterbringung von Flüchtlingen an", sagt Andreas Breitner. "Allerdings ist das Angebot inzwischen begrenzt, weil der Zuzug von Flüchtlingen schon seit längerem anhält."

Dabei bestehe im ländlichen Raum eher die Möglichkeit, eine leer stehende Wohnung herzurichten und diese zu vermieten als in größeren Städten. "Zwar haben sich auch hier in den vergangenen Jahren die Leerstandsquoten verringert", sagt der VNW-Direktor. "Aber in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise liegt sie noch im Durchschnitt bei 5,5 Prozent."

Vor allem für die Flüchtlinge aus der Ukraine sei Mecklenburg-Vorpommern oftmals der erste Anlaufpunkt, so der VNW-Direktor. "Hier wurden von unseren Unternehmen bislang fast 6000 Flüchtlinge mit Wohnraum versorgt. Dabei wurde der weitaus größte Teil der Flüchtlinge direkt von den Unternehmen untergebracht."

Zusätzlicher Instandsetzungsaufwand pro Wohnung liegt im Durchschnitt bei 4500 Euro
Häufig würden die Wohnungen innerhalb kurzer Zeit für den Bezug fertig gemacht, sagt der VNW-Direktor. Dazu gehöre die Ausstattung mit dem Nötigsten wie Betten, Küche, Waschmaschine usw. "Allerdings sind die leicht vermietbaren Objekte in der Regel weg. Die jetzt noch zur Verfügung stehenden Wohnungen müssen mit einem deutlich höheren Aufwand instand gesetzt werden. Der zusätzliche Aufwand je Wohnung liegt bei rund 4500 Euro."
Müssten die Unternehmen das Geld dazu selbst aufbringen, würden die Mieten zur Sicherung der Refinanzierung die KdU-Richtlinie um ein Vielfaches übersteigen, sagt Andreas Breitner. "Deshalb müssen Bund und Länder erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, damit die Wohnungen hergerichtet und für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt werden könnten."

Das wäre im Übrigen allemal günstiger und ginge erheblich schneller, als wenn man die benötigten Wohnungen erst neu bauen würde, so der VNW-Direktor. "Zumal zu berücksichtigen ist, dass es von Neubauplanung bis Schlüsselübergabe mindestens zwei, eher drei Jahre dauert, wenn alle an einem Strang ziehen."

VNW-Direktor Andreas Breitner verwies darauf, dass es Möglichkeiten gibt, mit Hilfe von Modulhäusern rasch Wohnraum in größerem Umfang zu schaffen. "Das scheint mir ein interessanter Ansatz. Allerdings gilt auch hier: die Wohnungswirtschaft allein wird das nicht leisten können. Hier müssen die Landesregierungen aktiv werden."

Es reiche allerdings nicht, Menschen, die zu uns gekommen sind, in einer Wohnung unterzubringen, sagt Andreas Breitner. "Bund und Länder müssen darüber hinaus mehr als in der Vergangenheit in die Eingliederung der Flüchtlinge in unsere Gesellschaft investieren. Die allermeisten Menschen, die zu uns geflüchtet sind, werden dauerhaft bei uns bleiben. Das sollte inzwischen jedem klar sein."

Flüchtlinge müssen rasch für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen dürfen
Um so wichtiger sei es, diesen Menschen die Möglichkeit zu geben, für ihren eigenen Lebensunterhalt zu sorgen, so der VNW-Direktor. "Betroffenheit und Mitgefühl sind enorm wichtig. Aber wie geht es weiter? Wie kann unsere Gesellschaft damit umgehen, ohne auseinander zu brechen? Reflexartig zu fordern, dass der Staat mehr 'harte Kante' zeigen müsse, reicht nicht."
Menschen mit einer Bleibeperspektive sollten die Möglichkeit erhalten, zu arbeiten, sagt Andreas Breitner. "Viele Unternehmen suchen händeringend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und viele von ihnen sind bereit, Flüchtlinge anzulernen und in deren Ausbildung zu investieren. Lassen wir die Leute doch einfach machen, anstatt ihnen alles Mögliche zu vorzuschreiben oder gar zu verbieten."

Natürlich sei Integration keine Einbahnstraße, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. "Wenn wir den Menschen, die zu uns kommen, Wohnung und sozialen Schutz versprechen, können wir erwarten, dass sie sich anstrengen, Teil unserer Gesellschaft zu werden. Niemand fordert von den Flüchtlingen, ihre Kultur aufzugeben. Aber die hiesigen grundsätzlichen Regeln des Zusammenlebens sind zu akzeptieren."

Die sozialen Vermieter würden zu oft mit den Integrationsproblemen allein gelassen, sagt Andreas Breitner weiter. "Da braut sich was zusammen und wir müssen uns ehrlich machen. Die Integration vieler Flüchtlinge ist eine Herkulesaufgabe. Sie ist hart, teuer und langwierig. So wichtig es ist, den Menschen beim Ankommen, Hierbleiben und Integrieren zu helfen, genauso wichtig ist es, dass wir unsere Werte der Freiheit und der Offenheit verteidigen."

Quelle und Kontaktadresse:
(vnw) Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V. Oliver Schirg, Pressesprecher Tangstedter Landstr. 83, 22415 Hamburg Telefon: (040) 520110, Fax: (040) 52011201

(jg)

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