Pressemitteilung | wvib - Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden e.V.

wvib-Sommer-Pressekonferenz / Weiterhin große Zuversicht in der Schwarzwald AG

(Buchenbach) - Die mittelständische Industrie ist im ersten Halbjahr 2007 mit einem durchschnittlichen Umsatzplus von 12,6 Prozent weiterhin mit Riesenschritten unterwegs. Die Situation ist so gut wie seit 1998 nicht mehr. „Wirtschaftlicher Erfolg im produzierenden Mittelstand entsteht dann, wenn außenwirtschaftliches Glück auf innerbetriebliche Vorbereitung trifft“, sagt Dr. Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden e.V. (wvib), anlässlich der wvib-Sommer-Pressekonferenz, die bei der Firma Siko in Buchenbach stattfand. Insgesamt 417 Mitgliedsfirmen haben sich an der aktuellen Konjunkturumfrage beteiligt. Im Unternehmernetzwerk wvib sind fast 1.000 Unternehmen mit über 150.000 Arbeitsplätzen zusammengeschlossen.

Das durchschnittliche Umsatzwachstum von 12,6 Prozent wird in den Schrittmacherbranchen der Region noch geschlagen. Der dominierende Maschinen-/Apparatebau wuchs um 15 Prozent, die kleinere Branche Kunststoff/Gummi sogar fast 13,1 Prozent, die größere Elektrotechnik/Elektronik meldet 12,9 Prozent. Wie schon im vergangenen Halbjahr liegt das Feld noch immer dicht beisammen, so dass weiterhin von einer gesunden Entwicklung auf breiter Front gesprochen werden kann. Knapp 84 Prozent der Unternehmen melden Umsatzwachstum im ersten Halbjahr 2007. Nur 11,3 Prozent verbuchen Rückgänge. Auch das sind tolle Werte, die nur einen Hauch schlechter sind, als vor sechs Monaten.
Mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 13 Prozent ist auch der Trend im Auftragseingang erneut sehr positiv. Spitzenreiter sind wieder der Maschinen- und Apparatebau (14,4 Prozent), die Metallverarbeitung (14,3 Prozent) und die Elektrotechnik/Elektronik (13,1 Prozent). Auch der krisengeschüttelte Stahl- und Metallbau hat wieder um 10,9 Prozent zugelegt. 78 Prozent der Unternehmen melden Zuwachs beim Neugeschäft, nur 14,6 Prozent Rückgang. Auch hier liegen die Werte gut, aber leicht schlechter als vor sechs Monaten.

Die Unternehmen haben erfolgreiche Jahre hinter sich. Die gute Stimmung in den exportstarken Industrien ist stabil. Das schlägt sich – wie in den Vorjahren – in der Beschäftigung nieder. Insgesamt haben die wvib-Unternehmen im ersten Halbjahr 2007 wieder durchschnittlich vier Mitarbeiter mehr eingestellt, was einem Zuwachs von etwa 4.000 neuen Arbeitsplätzen entspricht. Am stärksten ist der Beschäftigungsaufbau im Segment der Elektrotechnik/Elektronik mit durchschnittlich acht (Vorhalbjahr: sieben) zusätzlichen Mitarbeitern. Unterdurchschnittlich liegen die industrienahen Dienstleistungen/EDV und der Bereich Kunststoff/Gummi, in dem 17 Unternehmen durchschnittlich sogar einen Mitarbeiter abgebaut haben. Über 56 Prozent der Unternehmen haben in der ersten Jahreshälfte 2007 Stellen aufgebaut, 31 Prozent haben sich stabilisiert, nur 13 Prozent haben Personal abgebaut. Weiterer Beschäftigungsaufbau ist geplant. 38,8 Prozent der Unternehmen wollen weiterhin aufstocken, 56,6 Prozent halten ihre Mitarbeiterzahl konstant, nur 4,6 Prozent planen, sich zu verkleinern. Das sind Traum-Werte, die ähnlich gut sind wie vor sechs Monaten.

Deshalb gilt weiter: In manchen Funktionen (Vertriebsingenieure mit internationalen Erfahrungen, Qualitätsfachleute) oder Regionen (motivierte Auszubildende in Metallberufen im Bereich Schwarzwald, Baar, Heuberg) ist der Arbeitsmarkt unter Druck. Das Fehlen der richtigen Köpfe und Hände bremst die Konjunktur.

Die angespannte Auslastung der Kapazitäten passt zur konjunkturell erhitzten Lage. 19,2 Prozent – ein Fünftel – der Unternehmen verzeichnen Auftragsspitzen, 71,9 Prozent sind voll ausgelastet, nur 8,9 Prozent sind unterausgelastet. Zum Vergleich: Ende 2003 – dem letzten Konjunkturtief – lagen die jeweiligen Werte bei 4,1 Prozent; 58,4 Prozent; 37,5 Prozent. Wer die Höhe des Gipfels verstehen will, muss die Tiefe des Tals kennen.

Die am meisten nach vorne stürmenden Branchen Stahl- und Metallbau (25 Prozent) und Metallverarbeitung (26,7 Prozent) fahren zu über einem Viertel
Überlast. Interessant ist, dass in der Elektrotechnik/Elektronik etwa genauso viele Unternehmen überausgelastet (10,9 Prozent) wie unterausgelastet (12,5 Prozent) sind. Auch die Hochkonjunktur nimmt nicht alle gleichermaßen mit.

Entsprechend wurden neue Kapazitäten aufgebaut. Der Mix von bereits durchgeführten (51,1 Prozent) und zusätzlichen (19,2 Prozent) Überstunden, Werkbankaufbau (21,3 Prozent), Schichtaufbau (15,8 Prozent) macht deutlich, dass die wvib-Unternehmer an stabiles, nachhaltiges Wachstum glauben. Im dominierenden Maschinen-/Apparatebau machen 60,8 Prozent (fast zwei Drittel) der Unternehmen Überstunden. Kurzarbeit machen nur 0,5 Prozent der Unternehmen, Ende 2003 waren es 10,4 Prozent.

Bei Investitionen gilt weiterhin: Volle Fahrt voraus! 38,8 Prozent aller Unternehmen wollen 2007 mehr investieren als geplant, 53,8 Prozent halten das sehr hohe Niveau, 7,4 Prozent reduzieren geplante Investitionen. Das sind phantastische Werte. Man kann es nicht oft genug sagen: Investitionen sind Treibstoff für unsere Wettbewerbsfähigkeit. Investitionen von heute sind die Arbeitsplätze von morgen. Investiert wird in Ersatzbeschaffung und Ausbau, aber vor allem auch in neue Produkte. „Der Mittelstand denkt konsequent vom internationalen Markt her“, sagt Dr. Christoph Münzer.

36,2 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre Ertragslage als gut, über die Hälfte (53,7 Prozent) als befriedigend, der Rest (10,1 Prozent) als unbefriedigend. Das sind – ähnlich wie vor sechs Monaten – gute bis sehr gute Werte. Es heißt aber auch, dass jeder zehnte Unternehmer nicht das erwirtschaftet, was er für Investitionen in neue Produkte oder Mitarbeiter zwingend braucht. Mitte 2003 empfanden 12 Prozent die Ertragslage gut, knapp die Hälfte (46 Prozent) befriedigend und 42 Prozent unbefriedigend. Ähnlich zufrieden waren die Unternehmer mit ihrer Ertragslage zum letzten Mal 1999.

Sie kennen das ceterum censeo: Gemessen an der Ertragslage des europäischen, vor allem aber außereuropäischen Auslands bleiben unsere Werte eher unterdurchschnittlich. Das darf man vor lauter Jubel nicht vergessen.

Dennoch: Der unternehmerische Optimismus ist noch immer recht stabil. Nach Spitzenwerten bei den Erwartungen vom Januar liegen wir einen Hauch schlechter – ungefähr auf der Höhe vom letzten Sommer. Nach 37 Prozent im Winter rechnen jetzt 27 Prozent der wvib-Unternehmer damit, dass es zukünftig besser wird, 67 Prozent gehen davon aus, dass die Lage gleich bleibt. 6 Prozent erwarten für die Zukunft Verschlechterungen. Vor anderthalb Jahren – dem Gipfelpunkt der guten Stimmung – haben nur 2,4 Prozent mit Verschlechterungen gerechnet.

Fazit: Die produzierenden Unternehmen im Schwarzwald, auf der Baar, im Hegau, am Hoch- und Oberrhein haben seit langem kräftigen konjunkturellen Rückenwind. Seit über drei Jahren verzeichnen wir einen nachhaltigen Aufschwung, wie wir ihn seit dem Wiedervereinigungsboom nicht mehr gesehen haben. Die internationale Arbeitsteilung – das ist das alte Wort für Globalisierung – hat besonders dem Maschinenbau zu einem Comeback erster Güte verholfen. Vor kurzem haben wir in Talkshows noch vom Ende der Industriegesellschaft palavert. Heute wissen wir, dass die ganze Welt unsere Industrie-Produkte haben will. Die Schwarzwald AG startet durch und die allermeisten Unternehmen sind mit dabei.

Die internationalen Wachstumstreiber sind weiterhin vital. Gut möglich, dass wir – nach einem leichten Rückgang – erneut zulegen. Vielleicht aber auch nicht. Die internationalen Börsen machen gerade ein kleines Fragezeichen. Weitere Stichworte sind: Dollarkurs, Rohstoffpreise, US-Konjunktur, Arbeitskräftemangel. Hoffen wir, dass alle vorsichtig bleiben. Dann kann es noch eine Weile gut weitergehen. Das politische Fazit halten wir heute knapp, da Sie es kennen: Subventionen streichen, die Sozialsysteme reformieren, unser Steuersystem vereinfachen, Menschen entwickeln und qualifizieren, auf deren Eigeninitiative setzen. Menschen sind der Schlüssel zum Erfolg.

Quelle und Kontaktadresse:
wvib Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen in Baden e.V. Dr. Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer Merzhauser Str. 118, 79100 Freiburg Telefon: (0761) 45670, Telefax: (0761) 4567599

(sh)

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