Pressemitteilung | VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V. - Hauptgeschäftsstelle

IT-Standort auf dem Prüfstand / VDI schätzt IT-Fachkräftemangel auf 4.000

(Düsseldorf) - Das Hochtechnologieland Deutschland droht den Anschluss an die europäischen Nachbarstaaten in der Fachkräfteausbildung zu verlieren. VDI-Direktor Dr. Willi Fuchs warnte am 09. März anlässlich der CeBIT 2005 in Hannover: "Der Mangel an Hochqualifizierten in den Berufszweigen Informatik, Ingenieur- und Naturwissenschaften sowie Mathematik muss aktiv angegangen werden. Die Absolventenzahlen sind in Deutschland rückläufig im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten. In diesen Berufszweigen liegen aber die Arbeitsplätze der Zukunft. Wir gehen heute von einem IT-Fachkräftemangel in Höhe von 4.000 aus, Tendenz steigend. Das könnte mittel- und langfristig zu einem Standortnachteil Deutschlands führen." Die Schwächung des Wirtschaftswachstums und eine zunehmende Auslagerung der Arbeitsplätze wären laut Fuchs weitere Folgen.

Nur acht pro tausend Einwohner im Alter von 20-29 Jahren absolvieren hierzulande erfolgreich einen Studiengang in einem IT-relevanten Fach. Damit liegt Deutschland hinter Irland, Frankreich, England, Litauen und Spanien. "Ein Elektrotechnikstudium beginnen lediglich zwei Prozent der Studienberechtigten. In den Fächern Mathematik und Informatik sind es zwar vier Prozent, was im Hinblick auf die heutige und zukünftige Relevanz dieser Technologie aber eindeutig zu wenig ist. Sorgen wir hier nicht für mehr Studierende, verlieren wir weitere Marktanteile", so Fuchs.

Zwischen 1993 und 2003 haben die Absolventen in den IT-relevanten Studienfächern in Deutschland um 18 Prozent abgenommen. In Ländern wie Großbritannien, Frankreich, Irland und Litauen hingegen nehmen die Absolventenzahlen in den mathematischen, naturwissenschaftlichen und technischen Fachrichtungen zu. "Der rückläufige Trend in Deutschland muss gestoppt werden. Politik, Hochschulen und Unternehmen sind gemeinsam aufgefordert, an Konzepten zur Nachhaltigkeit und Attraktivität der innovationsfördernden Studienfachrichtungen zu arbeiten. Ebenfalls muss die Technikorientierung an den allgemein bildenden Schulen wieder verstärkt gefördert werden", appellierte Fuchs.

Auf das Zusammenwachsen der IuK-Technologien mit den klassischen
Ingenieurdisziplinen weist auch der Vorsitzende des VDI-Kompetenzfeldes Informationstechnik Prof. Dr. Hartwig Steusloff hin: "So tritt Deutschland als Exportweltmeister besonders im Automobilsektor in Erscheinung. Beim PKW fallen mittlerweile etwa 50 Prozent der Entwicklungskosten und 30 Prozent der Herstellungskosten auf elektrische und elektronische Komponenten. Noch vor 20 Jahren war der Automobilbau eine reine Ingenieurdisziplin. Heute arbeiten IT-Spezialisten mit Ingenieuren Hand in Hand."

Eine der nächsten großen Herausforderungen liegt laut Steusloff nicht in der Lösung eines rein technischen, sondern vielmehr eines dringenden, interdisziplinären Verständigungsproblems: "Immer mehr Systeme kommunizieren miteinander, wie das prominente Beispiel RFID (Anm. d. Red.: Radio Frequency Identification) aktuell zeigt. Wir IT-Spezialisten müssen künftig für die systemübergreifende Informationskompatibilität sorgen und damit das Wissensmanagement sichern."

Eine der logischen Entwicklungen des Internets sieht Steusloff deshalb im "semantischen Web". "IT-Systeme, die nicht nur in der Lage sind Daten auszutauschen und zu speichern, sondern die in ihrer jeweiligen Anwendungsdomäne wissen, was diese Daten bedeuten, werden die nächste Generation des Internets darstellen.", schloss Steusloff.

Quelle und Kontaktadresse:
VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V., Hauptgeschäftsstelle Graf-Recke-Str. 84, 40239 Düsseldorf Telefon: 0211/6214-0, Telefax: 0211/6214-575

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