Pressemitteilung | DIE FAMILIENUNTERNEHMER e.V.

Neuer Governance Kodex für Familienunternehmen vorgestellt / Erweiterte Kommission aus bekannten Familienunternehmern und Wissenschaftlern ergänzt die Richtlinien/ Kommentierung ermöglicht bessere Umsetzung in der Praxis

(Vallendar/Berlin) - Ein klares Bekenntnis zur Verantwortung als Unternehmensinhaber steht im Zentrum des neuen Governance Kodex für Familienunternehmen. Eine 27-köpfige Kommission aus renommierten Familienunternehmern und Wissenschaftlern hat die Leitlinien entwickelt, die heute (19. Juni) an der WHU in Vallendar offiziell vorgestellt werden. Das neue Werk löst den Kodex aus dem Jahr 2004 ab, Initiatoren sind die INTES Stiftung für Familienunternehmen und DIE FAMILIENUNTERNEHMER.

Noch deutlicher als zuvor setzen sich die Leitlinien von dem im Regierungsauftrag entwickelten Deutschen Corporate Governance Kodex ab. "Dieses von der sogenannten Cromme-Kommission entwickelte Regelwerk ist für Familienunternehmen nicht geeignet", erklären Professor Peter May und Familienunternehmer-Präsident Patrick Adenauer, unter deren Vorsitz das neue Pflichtenheft für Familienunternehmer entstand. Auftrag der Regierungskommission war es sicherzustellen, dass angestellte Manager kapitalmarktorientierter Aktiengesellschaften verantwortlich mit dem Unternehmen, also dem Vermögen der Aktionäre umgehen.

Die von May und seinen Mitstreitern entwickelten Prinzipien für Familienunternehmen sollen hingegen sicherstellen, dass die Inhaber verantwortlich mit ihrem Unternehmen umgehen.

"Familienunternehmen findet man in unterschiedlichen Rechts- und Finanzierungsformen, in sehr unterschiedlichen Unternehmensgrößen und mit Inhaberstrukturen, die von wenigen bis zu mehreren hundert Personen reichen; dieser Vielfalt muss ein Governance Kodex Rechnung tragen", erklärt May. Der jetzt vorgelegte Kodex wird durch eine Kommentierung ergänzt, die dabei hilft, die allgemeinverbindlichen Grundsätze auf die jeweils individuelle Unternehmens- und Familienverfassung zu übertragen.

"Gerade in einer Zeit, in der die Öffentlichkeit die Frage stellt, wer übernimmt eigentlich noch Verantwortung in diesem Land, wollen wir Familienunternehmer unsere Verantwortung als Inhaber festschreiben. Wir stehen zu unserer gesellschaftlichen Mitverantwortung und übernehmen nach dem 'Familienunternehmer-Prinzip' auch das Risiko für unsere unternehmerischen Entscheidungen", betont Kommissions-Vize Patrick Adenauer. Konkrete Auswirkungen hat dieses Bekenntnis beispielsweise auf das Thema Haftung, das in dieser Form neu im Kodex auftaucht. Haftungsregeln für die Unternehmensleitung und die Aufsichtsorgane sollen also explizit und eindeutig festgelegt werden.

Die Richtlinien und Empfehlungen des Governance Kodes für Familienunternehmen berücksichtigen die Unternehmenssphäre und die Familiensphäre gleichermaßen. Der Kodex enthält beispielsweise Vorgaben zur Nachfolgeplanung in der Familie oder zeigt auf, wie durch rechtzeitig getroffene Maßnahmen Streitigkeiten in der Inhaberfamilie vermieden werden können, die sich negativ auf das Unternehmen auswirken könnten. Der Kodex verlangt eindeutige und objektiv nachvollziehbare Kriterien für Fälle, in denen Familienmitglieder in die Unternehmensleitung eintreten und verlangt etwa Altersgrenzen für deren Tätigkeit. Er spricht sich für die Einrichtung von Aufsichtsgremien aus, selbst wenn sie im Familienunternehmen nicht zwingend sind und gibt Empfehlungen zur Zusammensetzung und Qualifikation der Mitglieder. Ebenso formuliert er Prinzipien, um das rechte Maß für Ausschüttungen und Eigenkapitalquote zu finden.


Geschichte der Governance Kommission für Familienunternehmen

Der erste Kodex für Familienunternehmen entstand 2004 als Reaktion auf den Deutschen Corporate Governance Kodex und orientierte sich auch inhaltlich recht eng an den Regeln, die damals unter Leitung von Gerhard Cromme entwickelt wurden. In seiner ersten Fassung hat der Kodex für Familienunternehmen bei den Inhabern eine breite Diskussion ausgelöst. Inzwischen ist die weit überwiegende Meinung, dass es solche Grundregeln für Good Governance in Familienunternehmen geben muss, die dann als Basis für individuelle Governance-Regeln in Unternehmen und Inhaberfamilien heranzuziehen sind.

Das steigende Interesse und die breite Akzeptanz zeigen sich auch daran, dass die Zahl der Unternehmerinnen und Unternehmer, die aktiv in der Kommission mitarbeiten, deutlich gestiegen ist. Im Jahr 2004 zählte die Kommission zehn Mitglieder, heute sind es 27, darunter auch Vertreter aller namhaften deutschen Hochschulen, die sich intensiv mit dem Familienunternehmertum beschäftigen.
Der Kodex und die Kommentierung sind ab 19. Juni unter www. kodex-fuer-familienunternehmen.de im Internet abrufbar. Die Homepage ist zugleich ein neues Diskussionsforum für alle Themen, die Familienunternehmen betreffen. Besucher können ihrerseits Kommentar zum Kodex abgeben. Einmal jährlich entscheidet die Kommission dann, welche Inhalte in die offizielle Kommentierung aufgenommen werden.

Die Mitglieder der Governance Kommission für Familienunternehmen
Präsidium: Prof. Dr. Peter May (INTES) als Vorsitzender, Dr. Patrick Adenauer (DIE FAMILIENUNTERNEHMER - ASU) als stellvertretender Vorsitzender, Prof. Dr. Klaus Schweinsberg (INTES) als Generalsekretär

Weitere Mitglieder: Dr. Christoph Achenbach (INTES) , Dieter Ammer (Ammer Partners GmbH), Jon Baumhauer (E. Merck KG), Stefan Dräger (Drägerwerk KGaA), Lutz Goebel (Henkelhausen GmbH & Co. KG), Dr. Andreas Hack (WHU - Otto Beisheim School of Management), Franz M. Haniel (Franz Haniel & Cie. GmbH), Karl-Erivan W. Haub (Unternehmensgruppe Tengelmann), Dr. h. c. Christoph Henkel (Henkel AG & Co. KGaA), Dr. Jürgen Heraeus (Heraeus Holding GmbH), Thomas Hoyer (Hoyer GmbH), Prof. Dr. Sabine Klein (WHU - Otto Beisheim School of Management), Prof. Dr. Hermut Kormann (Zeppelin University), Andreas Land (Griesson-de Beukelaer GmbH & Co. KG), Prof. Dr. Klaus Murmann (Sauer-Danfoss GmbH & Co. OHG), Andrea Prym-Bruck (William Prym GmbH & Co. KG), Florian Rehm (Mast-Jägermeister AG), Johannes Freiherr von Salmuth (Gebr. Röchling KG), Prof. Dr. Arist von Schlippe (Private Universität Witten-Herdecke), Bernhard Simon (DACHSER GmbH & Co. KG), Michael Stoschek (Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. KG), Dr. Peter-Alexander Wacker (Wacker Chemie AG), Dr. Thilo Wersborg (Precitec KG), Dr. Reinhard Zinkann (Miele & Cie. KG).

Quelle und Kontaktadresse:
Die Familienunternehmer - ASU e.V. (ASU), Bundesgeschäftsstelle Klaus-Hubert Fugger, Pressesprecher Charlottenstr. 24, 10117 Berlin Telefon: (030) 300650, Telefax: (030) 30065390

(tr)

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