Pressemitteilung | Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband - Gesamtverband e. V.

75 Jahre PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband

(Frankfurt) - Bei einem Festakt zum 75-jährigen Bestehen des Verbandes in der Frankfurter Paulskirche mahnte die Vorsitzende des PARITÄTISCHEN, Professor Dr. Monika Simmel-Joachim, nicht das Gesetz des Marktes sondern der Gedanke der Solidarität der Stärkeren mit den Schwächeren müsse das Handeln bestimmen. Sie plädierte für die Schaffung einer sozialen Ökonomie, die sich nicht allein an wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit orientiere, wenn es um staatliche Leistungen gehe. "Wir Deutschen haben guten Grund, sorgsam darauf zu achten, dass wir Menschen nicht aufteilen, in solche, denen etwas gebührt, und solche, denen wir Rechte versagen oder Einschränkungen auferlegen, weil sie nicht tüchtig genug seien", sagte Simmel-Joachim.

Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, betonte, die in Jahrzehnten der politischen Auseinandersetzung erkämpften staatlichen Solidarsysteme seien für eine humane Gesellschaft unverzichtbar. Der Sozialstaatsgedanke dürfe nicht zur Disposition gestellt werden, auch wenn einzelne Leistungen überprüft werden müssten. "Der soziale Ausgleich, der im Sozialstaat seinen Ausdruck findet, ist und bleibt für uns in Deutschland so etwas wie die Geschäftsgrundlage der Demokratie."

In den 75 Jahren seines Bestehens habe der PARITÄTISCHE als weltanschaulich ungebundener, vom Staat unabhängiger und gemeinnütziger Verband das soziale Leben in Deutschland mitgeprägt, betonte die Ministerin. Die Idee der sozialen Gerechtigkeit, der er sich verpflichtet fühle, sei Verpflichtung für das gesellschaftliche Handeln aller in der Bundesrepublik.

Demographische Veränderungen, hohe Arbeitslosigkeit, der Prozess der Globalisierung und die schwierige Haushaltslage erforderten, die sozialen Leistungen zielgenauer auf die unterschiedlich Bedürftigen auszurichten, sagte die Ministerin. Dies dürfe aber nicht bedeuten, dass Lebensrisiken privatisiert und der Sozialstaat auf die Armenhilfe reduziert werde.

Geschichte des PARITÄTISCHEN
Der PARITÄTISCHE wurde am 7. April 1924 in Berlin unter dem Namen "Vereinigung der freien privaten gemeinnützigen Wohlfahrtseinrichtungen" gegründet. Er ist hervorgegangen aus der "Vereinigung der freien privaten gemeinnützigen Kranken- und Pflegeanstalten". Diese hatten sich 1920 zusammengeschlossen, um ihrer drohenden Verstaatlichung zu entgehen. In den folgenden Jahren erweiterte das Zweckbündnis seinen Wirkungsbereich: konfessionell und weltanschaulich unabhängige Einrichtungen der Gesundheits-, Erziehungs- und Wirtschaftsfürsorge kommen hinzu. Da der 1924 gegründete Verband als fünfter zur Liga der Freien Wohlfahrtsverbände stößt, erhält er bald die Bezeichnung Fünfter Wohlfahrtsverband. Aus dieser Ära stammt das Verbandsemblem, das aus der Abkürzung V.W.V abgeleitet ist. 1930 gibt sich der Verband den Namen Deutscher PARITÄTISCHER Wohlfahrtsverband. 1934 wird der PARITÄTISCHE unter dem Druck der NS-Machthaber aufgelöst.

Am 8. Oktober 1949 wird der Verband in Frankfurt wiedergegründet. Bereits 1951 sind ihm 1870 soziale Einrichtungen angeschlossen - damit ist er der Drittgrößte der Freien Wohlfahrtsverbände Deutschlands. In den 70er und 80er Jahren kommen neue Gruppierungen zum Verband, die das Spektrum sozialer Arbeit erweitern: Eltern- und Kindinitiativen, Zusammenschlüsse von Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern, Frauenhäuser und Selbsthilfeinitiativen. 1989 werden die Verbandsgrundsätze formuliert: Sie schreiben Toleranz, Offenheit und Vielfalt als Prinzipien des PARITÄTISCHEN fest.

Nach dem Fall der Mauer entstehen auch in den neuen Bundesländern Landesverbände des PARITÄTISCHEN. 1999 sind unter dem Dach des PARITÄTISCHEN 9.300 Mitgliedsorganisationen vereint, denen über 22.000 Einrichtungen und Dienste mit 400.000 hauptamtlichen Beschäftigten angehören. Mehr als eine Million Menschen sind ehrenamtlich tätig.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband -Gesamtverband e.V Pressekontakt: Dr. Ulrich Schneider Tel.: 069/67 06 - 2 22

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