Pressemitteilung | Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG)

Ausbildung: Gastgewerbe verliert Anschluss / Rosenberger fordert Klasse statt Masse

(Hamburg) - „Das Hotel- und Gaststättengewerbe verliert immer mehr den Anschluss auf dem Ausbildungsmarkt“, kritisiert Michaela Rosenberger, stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft-Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) gelinge es insbesondere dem Gastgewerbe nicht, freie Ausbildungsplätze zu besetzen.

Bereits in 2007 meldeten laut DIHK rund 28 Prozent der befragten Unternehmen Probleme bei der Ausbildungsplatzbesetzung, vier Prozent mehr als in 2006. Energisch weist Rosenberger jedoch die Behauptungen des DIHK zurück, dass schon jetzt nicht genügend Bewerber auf dem Ausbildungsstellenmarkt zu finden seien. „Es warten noch hunderttausende Jugendliche aus den vergangenen Jahren auf eine Ausbildung. Insbesondere bei Bewerbern mit Migrationshintergrund liegt die Vermittlungsquote unter 30 Prozent. Den Wert, den diese jungen Menschen für die globalisierte Arbeitswelt haben, haben viele Arbeitgeber noch nicht begriffen“, so die NGG-Vize. Das bessere Verhältnis zwischen Ausbildungsplatzsuchenden und gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen sei vor allem auf die deutliche Abnahme der Bewerberinnen und Bewerber zurückzuführen, die bei der Bundesagentur (BA) registriert seien. Nach Angaben der BA vom Juni 2008 fehlten aber noch immer 145.900 betriebliche Ausbildungsstellen.

„Offensichtlich setzt sich diese Entwicklung fort“, so Rosenberger. Ebenso wie der DIHK, der insbesondere unattraktive Arbeitszeiten als Grund für die schlechte Entwicklung anführt, macht sie die schlechten Arbeits- und Ausbildungsbedingungen dafür verantwortlich. „Täglich erreichen uns über die Internetseite „Dr. Azubi“ Schilderungen von Auszubildenden, die teilweise schockierend sind. Unbezahlte Überstunden, die Nichteinhaltung von vorgeschriebenen Pausen und Ruhezeiten, ausbildungsfremde Tätigkeiten sowie die Nichteinhaltung der gesetzlichen Vorschriften sind bedauerlicher Standard.“

Eine Lösung für das Gastgewerbe könne nur eine Qualitätsoffensive der Arbeitgeber sein. In einer Branche, in der jeder siebente sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ein Auszubildender sei, wirke sich die momentane Entwicklung langfristig fatal aus. Da helfen auch die Steigerungen der Ausbildungszahlen nicht. „Wenn der demografische Wandel wirklich voll auf den Ausbildungsmarkt durchschlägt, werden wir einen dramatischen Rückgang der Bewerber erleben. Vor dem Hintergrund, dass viele ausgebildete Fachkräfte aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen nach ihrer Ausbildung das Hotel- und Gastgewerbe wieder verlassen, wird es in dieser Branche - ohne eine deutliche Qualitätssteigerung in der Ausbildung - einen erheblichen Fachkräftemangel geben. Branchen, die gut ausbilden, vernünftige Tarifverträge vorweisen können und das Bildungspotenzial ihrer Auszubildenden fördern, werden zu den zukünftigen Gewinnern gehören. Das Hotel- und Gaststättengewerbe ist hiervon vielfach meilenweit entfernt.“

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Hauptverwaltung Pressestelle Haubachstr. 76, 22765 Hamburg Telefon: (040) 38013-0, Telefax: (040) 3892637

(tr)

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