Pressemitteilung | Handwerkskammer Koblenz

Berufsbildung – Exportmarkt des Handwerks für heute und morgen / GTZ erstellt bei der HwK Koblenz eine Filmdokumentation zur internationalen Zusammenarbeit in der Berufsbildung

(Koblenz/Berlin) - Deutsche Produkte und Dienstleistungen genießen weltweit einen guten Ruf und machen unser Land zum Exportweltmeister. Dahinter bleibt der Markt für „deutsche Produkte der beruflichen Bildung“ zurück, obwohl es auch hier sowohl vorzeigbare Angebote als auch eine respektable Nachfrage gibt. Zunehmend international gefragt sind nicht nur Hightech-Produkte „Made in Germany“, sondern auch ein ganzheitliches Know-how für deren Anwendung, das mit exportiert wird.

Mit diesen Fragen befasst sich in Kürze der Kongress „GestaltungsRaum Berufliche Bildung“, den der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GmbH (GTZ) in Berlin durchführen. Zu dessen Vorbereitung erstellte jetzt die GTZ mit dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HwK) Koblenz, Dr. h. c. mult. Karl-Jürgen Wilbert, in den Berufsbildungszentren des Handwerks eine Filmdokumentation, die Konzeption und Erfolge der internationalen Partnerschaftsprojekte der HwK beschreibt, die auf dessen persönliches und weitsichtiges Engagement über die Grenzen hinweg zurückgehen.

Im Vorfeld des Berliner Kongresses, zu dessen Akteuren er gehört, verwies Wilbert auf die seit 15 Jahren bestehende Zusammenarbeit auf dem Balkan und in Südostasien, die die HwK über ihre Tochtergesellschaft Ost-West GmbH durchführt, finanziert durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und gesteuert über die SEQUA gGmbH - Partner der deutschen Wirtschaft und die GTZ – „ohne dass Kammermittel einfließen“, wie Wilbert betont.

Win-win-Situation aktiv gestalten

Angesichts des demografischen Wandels beschreibt der Koblenzer Hauptgeschäftsführer bereits seit Langem die Vision eines Personalkreislaufes zum wechselseitigen Nutzen. „Wir helfen beispielsweise auf dem Balkan in Bulgarien, unserem ersten Partnerland, ein tragfähiges selbstverwaltetes Berufsbildungssystem aufzubauen. Dabei dienen einerseits die Duale Berufsbildung, andererseits der Dreischritt vom Lehrling über den Gesellen zum Meister, wie wir sie in Deutschland kennen, als Vorbild. Eine entsprechende Tradition war in diesen Ländern lebendig und wächst heute wieder neu. Gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort, die engagiert ihre eigenen Initiativen einbringen und sich darauf einstellen, ihre jungen Leute für einige Zeit nach Deutschland zu schicken, passen wir die Konzepte für ein Berufsbildungssystem auf die regionalen Begebenheiten an.“

Wilbert zeigt sich überzeugt, dass „die auf dieser Basis ausgebildeten Fachkräfte zu uns kommen werden, die aufreißende Personallücke in unseren Betrieben schließen, sich weiter qualifizieren und später als Führungskräfte in ihre Heimat zurückgehen werden“. Sie würden nicht nur helfen, den Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern in unseren Handwerksbetrieben zu decken – denn auf absehbare Zeit werden wir in Deutschland nicht genug eigene Lehrlinge und Meister haben. Darüber hinaus würden sie auch helfen, die erforderlichen Produktionskapazitäten in Ländern mit niedrigerem Lohngefüge bereitzustellen und damit den hiesigen Lebensstandard zu sichern.

Erfolge für die Zukunft nutzen

Wilbert verweist auf Einrichtungen wie das Mittelstandsbüro Balkan (MBB) in Sofia, das aus den HwK-Projekten auf dem Balkan gewachsen ist. Es diene der Vernetzung der Partner innerhalb der Region, aber auch als Brücke zum westlichen Europa. Als ein weiteres erfolgreiches Beispiel – alle gefördert mit Mitteln des BMZ – in Südostasien führt er das Handwerk Center (HwC) in Hanoi/Vietnam an, in dem die von der HwK Koblenz angestoßene Schweißtechnische Lehranstalt nach deutschem Vorbild inzwischen eigenständig und kostendeckend arbeitet und Schweißerqualifikationen nach internationalen Standards durchführt – „eine Aufgabe, die wir von Europa aus für die boomende Wirtschaft Asiens nicht mehr leisten könnten, deren Ergebnis aber wiederum uns über die nach internationalen Standards hergestellten Importgüter zugutekommt“.
Vor dem Hintergrund der eigenen erfolgreichen internationalen Zusammenarbeit plädiert der Koblenzer Hauptgeschäftsführer für die Intensivierung des Exportangebotes an Kompetenzen in der Berufsbildung. Dabei denkt er an aufstrebende Volkswirtschaften wie Indien, die auf eine finanzielle Unterstützung und Förderung der Bundesregierung nicht mehr angewiesen seien, umso mehr aber von den Erfahrungen der Selbstverwaltung der Wirtschaft profitieren könnten. Als Partner bei der Ausgestaltung des Know-how-Transfers setzt die HwK auch auf die GTZ.

Wettstreit der Systeme

„Wir müssen den internationalen Bildungsmarkt selbst gestalten, sonst überlassen wir ihn anderen – und nicht immer besseren Anbietern“, so Wilbert. Er macht deutlich, dass „das Grundprinzip der Ausbildung in Deutschland die Ausbildung für einen Beruf ist. Hierin liegt der zentrale Unterschied zu einem angelsächsisch geprägten System, in dem eher auf einzelne Tätigkeiten und Maschinenbedienungen hin trainiert wird“. Und dies werde in der Regel außerhalb der Betriebe vermittelt. „Berufsbildung, wie wir sie in Deutschland kennen, vermittelt demgegenüber Handlungsfähigkeit in der beruflichen Praxis, in einem ganzheitlichen Berufsfeld. Sie befähigt den Berufsnachwuchs dazu, in einem deutlich breiteren Arbeitsfeld seine Beschäftigung zu finden und den in der Betriebspraxis wechselnden Anforderungen selbstständig gerecht zu werden.“ Ein weiterer Aspekt des deutschen Bildungssystems: die Durchlässigkeit zum persönlichen Aufstieg, sei es zum Handwerksmeister oder zum Hochschulabsolventen.

Nicht zuletzt die im internationalen Vergleich hohe Beschäftigungsquote junger Menschen im Anschluss an ihre Lehre und die stabile Beschäftigung von beruflich Qualifizierten in Deutschland zeigten die Erfolgswirksamkeit dieses Bildungskonzeptes. „Unsere Duale Berufsbildung ist auf den ersten Blick aufwändiger, sichert aber auf Dauer eine stabile Beschäftigung und damit Lebensperspektiven für die junge Generation“, so der Koblenzer Hauptgeschäftsführer Wilbert. „Die Leistungsfähigkeit des Handwerks untermauert den hohen Anspruch an die Berufsbildung des deutschen Handwerks. Deshalb bieten wir aus Überzeugung unser Bildungskonzept in jeweils angepasster Form den – nicht nur – europäischen Volkswirtschaften an.“

Quelle und Kontaktadresse:
Handwerkskammer Koblenz Pressestelle Friedrich-Ebert-Ring 33, 56068 Koblenz Telefon: (0261) 3980, Telefax: (0261) 398398

(el)

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