Pressemitteilung | Handwerkskammer Koblenz

Betriebliche Altersvorsorge im Handwerk / Mehr als die Hälfte der Handwerker bieten Zusatzrente an

(Koblenz) - Im Rahmen der Konjunkturumfrage für das Frühjahr 2006 hat die Handwerkskammer Koblenz an einer Sonderumfrage des ZdH (Zentralverband des deutschen Handwerks) teilgenommen, wie verbreitet die betriebliche Altersvorsorge im Handwerk und wie strukturiert sie ist. Will man den im Berufsleben erreichten Lebensstandard im Alter annähernd aufrechterhalten, muss die zusätzliche Altersvorsorge in der Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen. Vor diesem Hintergrund hat die Bundesregierung im Koalitionsvertrag angekündigt, im nächsten Jahr zu überprüfen, ob die bisherigen Förderinstrumente zur Verbreitung der betrieblichen und privaten Zusatzvorsorge ausreichen. Sollte dies nicht der Fall sein, zieht sie die Einführung weiterer Maßnahmen wie z. B. einer obligatorischen Verpflichtung in Erwägung. In Anbetracht der Tatsache, dass die Beitragsfreiheit bei der Entgeltumwandlung Ende 2008 ausläuft und damit die Anreize zur freiwilligen zusätzlichen Altersvorsorge reduziert werden, ist eine Auseinandersetzung mit diesem Thema unbedingt erforderlich.

Die Befragung im Kammerbezirk Koblenz zeigt, dass bereits mehr als die Hälfte der befragten Handwerksunternehmen (58 Prozent) ihren Mitarbeitern die Möglichkeit einer betrieblichen Altersvorsorge anbietet. Dabei ist der Anteil der Betriebe, die ihren Beschäftigten die Zusatzvorsorge ermöglicht, um so höher, je größer das Unternehmen ist. So steigt der Wert von 9 Prozent bei Unternehmen mit nur einem Mitarbeiter auf 90 Prozent bei Unternehmen mit mindestens 50 Arbeitnehmern. Durchgeführt wird die betriebliche Altersvorsorge in 45 Prozent der befragten Handwerksbetriebe. Bei 30 Prozent der Unternehmen, die die betriebliche Altersvorsorge praktizieren, hat sich die Inanspruchnahme in den letzten fünf Jahren erhöht, bei 63 Prozent ist sie konstant geblieben. Nur 6 Prozent der Betriebe geben an, dass weniger Beschäftigte von dem Angebot Gebrauch machen.

Die Finanzierung der betrieblichen Altersvorsorge ruht auf drei Säulen, wobei in einigen Betrieben verschiedene Finanzierungsvarianten parallel durchgeführt werden. In 43 Prozent der Betriebe ist es üblich, dass der Arbeitnehmer für die Beiträge alleine aufkommt, bei 41 Prozent teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer den Aufwand für die Zusatzrente und in 31 Prozent der Unternehmen werden Versicherungsbeiträge komplett vom Arbeitgeber übernommen.

Von den fünf Durchführungswegen der betrieblichen Altersvorsorge wird die Direktversicherung am häufigsten genutzt – in 80 Prozent der Betriebe mit betrieblicher Altersabsicherung findet man diese Form vor. Danach folgt die Pensionskasse, die in 39 Prozent der Unternehmen eingesetzt wird. Weit abgeschlagen bei den Handwerksbetrieben im Kammerbezirk Koblenz sind Pensionsfonds, die nur in 13 Prozent der Betriebe zur Anwendung kommen sowie Unterstützungskasse (5 Prozent) und Direktzusage (3 Prozent).

Gefragt nach den Gründen, warum sie ihren Mitarbeitern die Möglichkeit zur betrieblichen Altersvorsorge einräumen, gibt mehr als die Hälfte der anbietenden Unternehmen (56 Prozent) den Anspruch der Arbeitnehmer auf Direktumwandlung an. Fast genauso häufig – nämlich von 55 Prozent der Betriebe - wird als Antwort die Verringerung der Lohnzusatzkosten genannt. Als Instrument zur Mitarbeitermotivation und Mitarbeiterbindung sehen jeweils 39 Prozent die Zusatzrente und für 30 Prozent der Betriebe spielt die Nachfrage durch die Mitarbeiter eine Rolle. Als unbedeutend sehen die Handwerksbetriebe die Möglichkeit an, mithilfe der betrieblichen Alters-vorsorge leichter qualifizierte Fachkräfte anzuwerben – nur 2 Prozent der Befragten vertreten diese Meinung.

Die Ergebnisse auf die Frage, welche Hemmnisse der Einführung bzw. Verbreiterung der betrieblichen Altersvorsorge entgegenstehen, überraschen. Als Hauptgrund nennen 52 Prozent der Betriebe Desinteresse der Mitarbeiter. Danach folgt mit großem Abstand die schlechte wirtschaftliche Lage, die von 26 Prozent der Befragten als Begründung angeführt wird. Für 22 Prozent der Unternehmen ist die zu geringe Mitarbeiterzahl ein Hinderungsgrund, 17 Prozent stören sich an den Kosten. Nur 8 Prozent finden den Aufwand, der für die betriebliche Altersvorsorge zu betreiben ist, zu hoch bzw. zu kompliziert. Eine untergeordnete Rolle spielt für die Betriebe eine hohe Fluktuation der Mitarbeiter, sie ist nur für 4 Prozent der Befragten relevant. 17 Prozent der Handwerksunternehmen können keinerlei Hemmnisse erkennen, 4 Prozent ist der rechtliche Anspruch der Mitarbeiter auf Entgeltumwandlung gänzlich unbekannt.

Untersuchungsgegenstand der Umfrage war auch, wie die Inhaber bzw. Geschäftsführer selbst für ein ausreichendes Einkommen im Ruhestand Vorsorge treffen. Der überwiegende Teil der Befragten (87 Prozent) hat zu diesem Zweck private Versicherungen abgeschlossen. Immerhin noch 45 Prozent der Befragungsteilnehmer zahlen in die gesetzliche Rentenversicherung ein. An dritter Stelle steht die Vermögensbildung mit Immobilien, die 35 Prozent der Unternehmer praktizieren. 21 Prozent nutzen selbst das Instrument der betrieblichen Altersvorsorge, und 10 Prozent legen ihr Geld in Wertpapieren an.

Im Rahmen ihres umfangreichen, kostenlosen Beratungsangebotes unterstützt die Betriebsberatung der Handwerkskammer Koblenz ihre Mitgliedsbetriebe auch in Fragen der betrieblichen Altersvorsorge. Sie erhalten hier Informationen über die Durchführungswege und deren aktuelle steuer- sowie sozialversicherungsrechtliche Einordnung.

Quelle und Kontaktadresse:
Handwerkskammer Koblenz Pressestelle Friedrich-Ebert-Ring 33, 56068 Koblenz Telefon: (0261) 3980, Telefax: (0261) 398398

(bl)

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