Pressemitteilung | Verband der Landwirtschaftskammern e.V. (VLK)

Betriebseinkommen wächst zu gering

(Berlin) - Auf der Basis der Buchführungsergebnisse für das erste Halbjahr des laufenden Wirtschaftsjahres 2006/2007 legen die Landwirtschaftskammern ihre Prognose über die wirtschaftliche Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe für das gesamte Wirtschaftsjahr vor.

Im Ergebnis für das gesamte Wirtschaftsjahr sehen die Kammern ein leicht wachsendes Betriebseinkommen voraus. Vor allem der Ackerbau holt infolge deutlich gestiegener Getreidepreise auf. Das reicht aber immer noch nicht, die eingesetzten Faktoren Arbeit, Kapital und Boden voll zu vergüten. So kann trotz des erfreulichen Trends nur die Gruppe der „erfolgreichen Betriebe“ ausreichend Kapital für weitere Wachstumsschübe erwirtschaften.

Ein Jahr der Extreme für den Pflanzenbau
Der Frühsommer des zurückliegenden Jahres präsentierte sich außergewöhnlich heiß und trocken. In der Phase der Kornfüllung gingen die Druschfrüchte zur Notreife über, so dass die Naturalerträge vor allem im Nordosten zu wünschen übrig ließen. Dagegen war der August zu nass und zu kalt. Der Abschluss der Getreideernte kam ins stocken. Teilweise ergaben sich sogar Probleme mit der Erntequalität. Zudem mussten etliche Getreideerzeuger erhöhte Ausgaben für eine Getreidetrocknung hinnehmen. Mit Ausnahme des Südwestens fiel die Getreideernte um 5 - 10 Prozent geringer aus. Die Hackfrüchte litten ebenfalls unter der Trockenheit. Hier sind Ertragseinbußen von 10 - 20 Prozent festzustellen.
Auch für den Futterbau war die Situation, die sich aus den Wetterkapriolen ergab, keineswegs unproblematisch. Die Futterpflanzen stellten im Frühsommer – bis auf die sonst zu feuchten Standorte – ihr Wachstum ein und zahlreichen Bauern wurde das Grundfutter knapp. Fehlendes oder schlechteres Grünfutter musste häufig durch teureres Kraftfutter ersetzt werden. So ist davon auszugehen, dass die Bauern, allen voran die Futterbaubetriebe, im laufenden Wirtschaftsjahr deutlich mehr für Futtermittel ausgegeben müssen. Auch der Maisanbau litt zum Teil erheblich unter der Trockenheit.

Agrarmärkte insgesamt freundlich
In der Landwirtschaft ist ein deutlich positiveres Wirtschaftsklima zu verzeichnen, da die meisten agrarischen Rohstoffmärkte einen Aufwärtstrend aufweisen. Hier holen vor allem die Marktfrüchte wieder deutlich auf. Auf dem Weltmarkt kam es zu einer Verknappung von Getreide. Die Ursachen waren vielschichtig: Höhere Nachfrage in Asien, Verwertung von Feldpflanzen für energetische Zwecke sowie geringere Ernten in Australien und in Osteuropa. Der damit verbundene Preisanstieg ist deutlich stärker ausgeprägt als im „Dürrejahr“ 2003. Er lässt vor allem die Betriebe profitieren, die ihre Ware über Winter vermarkten. Bei der Braugerste zeigt sich der Sprung nach vorn am stärksten, da sie als wirtschaftlich schwächstes Glied oft aus den Fruchtfolgen der Bauern herausgenommen wurde und nun ein Mangel an Braugerste eintritt. Im Durchschnitt stiegen die Getreidepreise um 25 Prozent. Dies gilt auch für den Raps.
Als besonders erfreulich erwarten die Kammern Preissteigerungen für Fleisch. Bei Mastschweinen sieht man jedoch eine Abschwächung des Aufwärtstrends über das gesamte Jahr vorher. Insofern wird mit einem Plus gegenüber dem Vorjahr von 2 - 3 Prozent gerechnet. Gleiches gilt für den Rindfleischbereich. Die Landwirtschaftskammern gehen auch hier von einer Preissteigerung von 2 - 3 Prozent aus. Selbst der Milchmarkt, das Sorgenkind der letzten Jahre, stagniert zwar auf dem Vorjahresniveau, weist aber dennoch einige leicht positive Tendenzen auf. Lediglich die Reform der Zuckermarktordnung, die zu niedrigeren Preisen für die Rüben führt, sowie die drastisch gesunkenen Kälberpreise steuern gegen den Aufwärtstrend.

Betriebsmittel bleiben teuer

Vor allem der Aufwand für Futtermittel – namentlich für Kraftfutter und Milchaustauscher – zieht an. Zum einen ergab sich witterungsbedingt ein höherer Bedarf. Zum anderen sind die Komponentenpreise für Kraftfutter deutlich teuerer geworden. So steht zu befürchten, dass die Ausgaben insgesamt erneut um 6 bis 7 Prozent steigen.

Nicht zuletzt die drei Prozent höhere Umsatzsteuer ab 2007 lässt eine zunehmende Investitionsbereitschaft noch im Jahre 2006, speziell bei dringend erforderlichen Ersatzinvestitionen der wachstumswilligen Betriebe, vermuten. Demzufolge sind höhere Aufwendungen für Abschreibung und für die Unterhaltung von Maschinen und Gebäuden zu erwarten, die zusammen rund 2 - 3 Prozent über 2005/06 liegen dürften. Auch die Ausgaben für die Unterhaltung von Gebäuden, baulichen Anlagen sowie Maschinen und Geräte dürften 3 Prozent und mehr über dem Vorjahr liegen.

Ãœberwiegend mehr Beihilfen

Erstmalig wurde im Wirtschaftsjahr 2005/06 die produktionsunabhängige entkoppelte Betriebsprämie gezahlt. Neu ist demgegenüber die nun gewährte Zucker-Ausgleichprämie. Als Ausgleich für Interventionspreissenkungen für Zucker und Milch erhalten die entsprechend betroffenen Betriebe ab diesem Wirtschaftsjahr eine leicht höhere Direktzahlung. So wird die Abhängigkeit von der (Agrar-) Politik nicht geringer.

Allein im Saarland zeigt sich ein gegenläufiger Trend: Überkompensiert wird die Steigerung der Betriebsprämie durch Kürzungen bei der Ausgleichszulage und bei den Agrarumwelt-Programmen.

Zuckerrüben bremsen den Aufwärtstrend im Ackerbau
Geringere Erntemengen im Aus- und Inland, aber auch ein vermehrter Anbau von Energiepflanzen, führen dazu, dass die Agrarpreise für Marktfrüchte spürbar anziehen. Bei Kartoffeln lassen sich sogar Preissteigerungen von 25 bis 60 Prozent abschätzen. Diese erfreuliche Entwicklung überkompensiert die negativ wirkenden Einflüsse der höheren Betriebsmittelpreise und der geringeren Erntemengen. Demgemäß steigen, auch bei Berücksichtigung der gegenläufig wirkenden Zuckerrüben, die Umsatzerlöse aus dem Pflanzenbau um 5 - 12 Prozent an. Reine Getreidebau- und Kartoffelbetriebe werden im Wirtschaftsjahr 06/07 deutlicher zulegen als Betriebe mit einem hohen Zuckerrüben-Anteil.

Aufgrund der Zuckermarktreform sank die Vergütung für die Zuckerrüben auf einen Mindestpreis von 3,29 Euro/dt. Unter Berücksichtigung der Ausgleichszahlung für Zuckerrüben, der Schnitzelvergütung etc. errechnet sich ein Durchschnittserlös der zwischen 0 bis 9 Prozent unter dem des Vorjahres liegt. Entscheidend ist, wie stark der Vorjahrespreis durch B- und C-Rüben-Anteile geprägt war, weil sich danach die Höhe der kalkulatorischen Preisänderung bemisst. In Verbindung mit dem reduzierten Anbauumfang ist ein deutlicher Rückgang der Umsatzerlöse aus dem Zuckerrübenanbau zu verzeichnen.

Futterbau: Das zweite Jahr der Stagnation

Während die Milcherzeugung wahrscheinlich erneut unter einem Preis leidet, der nur un-merklich ansteigt, ist die Rindfleischproduktion weiterhin durch positive Vorzeichen ge-kennzeichnet. Obwohl sich die Preissteigerung gegenüber 2005/06 erneut abgeschwächt hat, kann bei Mastbullen und Schlachtkühen aufgrund des schrumpfenden Angebots mit einem Plus von 2,5 Prozent bzw. 5 Prozent gerechnet werden. Dagegen werden die Preise für Nutzkälber deutlich unter dem Vorjahr liegen.

Die besseren Erlöse in der Rindfleischproduktion und niedrigere Ausgaben für den Tierzukauf fangen zusammen mit der auf rund 3,55 Cent/kg erhöhten Milchprämie den mengenbedingten Umsatzrückgang in der Milch auf. Zwar wurde der Preis tendenziell geringfügig gesteigert, jedoch dürfte der trockene Sommer (Futtermangel!) in einigen Regionen (NDS, NRW) zu einer Unterlieferung der Quote in Form einer niedrigeren Milchleistung führen. Alle Futterbaubetriebe zusammengenommen dürften ein kleines Plus im Betriebseinkommen erzielen.

Ein gutes Jahr für die Veredlung

Nach dem leichten Preisrückgang im Vorjahr sind für das laufende Wirtschaftsjahr wieder bessere Ferkel- und Mastschweinepreise zu notieren. Diese lagen im ersten Halbjahr (Juli bis Dezember 2006) zum Beispiel in NRW zwischen 12 bzw. 7 Prozent über dem Vergleichszeitraum. Trotz einer Anhebung der Umsatzsteuer ist jedoch für die zweite Hälfte 2006/07 zu vermuten, dass das hohe Niveau von Januar bis Juni 2006 nicht mehr erreicht wird. Demgemäß ist insgesamt mit nur 2 - 3 Prozent höheren Preisen zu rechnen. Deutlich teurere Futtermittel sowie höhere Ausgaben für den Ferkelzukauf und gestiegene Energiekosten schmälern die Rendite auch in der Veredlung. Aufgrund gestiegener Durchschnittsbestände und damit größerer Verkaufsmengen wird letztlich eine Steigerung der Umsatzerlöse in der Tierproduktion geschätzt. Das bringt einen positiven Einfluss auf die Gewinnentwicklung.

Sauenhalter werden das gute Niveau von 2005/06 aufgrund höherer Ferkelpreise übertreffen und damit das Niveau von 2004/05 wieder erreichen. Auch die Schweinemäster können noch mit gestiegenen Schlachtschweinepreisen kalkulieren. So kann auch hier eine Zunahme des Unternehmensergebnisses vorhergesagt werden.

Optimismus bei den Winzern
Der Weinjahrgang 2006 wird bezüglich des Witterungsverlaufs als einer der spannendsten und abwechslungsreichsten in die Geschichte eingehen. Vor allem die lang anhaltende Regenperiode kurz vor und während der Ernte sorgte dafür, dass die Erntemenge um einiges geringer ausfiel als im Vorjahr. Die Qualitäten sind, je nach Witterung in den einzelnen Regionen, sehr unterschiedlich.

Die Preise für Rotwein waren im 2. Halbjahr 2006 stabil. Dornfelder verkaufte sich sehr gut. Weißwein tendierte ebenfalls fest. Beim Riesling kann man sogar von einem regel-rechten „Boom“ sprechen. Hier gibt es Preissteigerungsraten von bis zu 50 Prozent. So ist im Wirtschaftsjahr 2006/2007 insgesamt mit einem, wenn auch nur geringfügig, steigendem Unternehmensergebnis zu rechnen.

Unternehmensergebnisse steigen: Euphorie nicht angebracht

Nach einem durchwachsenen Vorjahr mit zum Teil deutlichen Verschlechterungen der Unternehmensergebnisse speziell im Ackerbau – lediglich die Veredlung konnte 2005/06 noch recht zufrieden sein – zeichnet sich für 2006/07 wieder eine Trendwende ab. Für das laufende Wirtschaftsjahr 2006/07 kommt die Prognoserechnung zu einem insgesamt erfreulichen Ergebnis. So wird auch die Landwirtschaft an dem Wirtschaftsaufschwung teilhaben.

Mit Ausnahme der Zuckerrüben sind bei allen pflanzlichen Erzeugnissen steigende Erlöse Fakt geworden. Die Ausgleichszahlungen bei Milch und Zucker wirken zusätzlich stabilisierend. Diesmal stehen die Vorzeichen sowohl im Ackerbau, in der Veredlung und in der Rindfleischproduktion eher günstig, während die Milchviehhalter, Dank der letzten Stufe der Milchprämie, nur das Vorjahresniveau voraussichtlich annähernd halten bzw. eventuell leicht verbessern können. Bessere Preise in der Rindfleisch- und Veredlungsproduktion runden das positive Bild ab.
Für die Betriebsausgaben greift die Anhebung der Umsatzsteuer nur zur Hälfte; eventuell wird sie aufgrund vorgezogener Investitionen nur bei Dünger, Energiekosten, Reparaturen und Versicherungen wirklich spürbar.

Im Zusammenspiel all dieser Faktoren wird eine regional differenzierte Steigerung des Unternehmensergebnisses von bis zu 17 Prozent geschätzt. Die Nettorentabilität steigt zwar leicht an, aber selbst in diesem vergleichsweise guten Jahr können Teile der Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Eigenkapital nicht entlohnt werden. Steigende Lebenshaltungskosten bewirken, dass das zu erwartende Gewinnniveau erneut nicht ausreicht, betriebsnotwendige Rücklagen in erforderlichem Umfang zu bilden. Bekanntlich ist das Unternehmensergebnis kein Nettoeinkommen. Vielmehr sind von ihm die Ausgaben für Lebenshaltung, private Steuern und Versicherungen, Altenteil, private Vermögensbildung sowie die sonstigen Entnahmen zu decken. Der danach verbleibende Restbetrag ist die Grundlage für zukunftsorientierte Wachstumsinvestitionen.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Landwirtschaftskammern e.V. (VLK), Haus der Land- und Ernährungswirtschaft Pressestelle Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin Telefon: (030) 31904-512, Telefax: (030) 31904520

(bl)

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