Pressemitteilung | Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV)

Bildungsbericht: Mehr Schatten als Licht / BLLV-Präsident Albin Dannhäuser: „Offene Bestandsaufnahme erfordert auch offene Schuldiskussion“

(München) - „Oberstes Ziel muss es sein, die eklatante Ungerechtigkeit im Bildungswesen abzubauen.“ Mit diesen Worten hat der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Albin Dannhäuser, den heute (13. Juli 2006) von Kultusminister Siegfried Schneider im Bildungsausschuss des Landtags vorgestellten Bildungsbericht kommentiert. Er bezeichnete es als „unerträglich“, dass Bildungschancen immer noch vom Geldbeutel der Eltern, vom Wohnort, vom Geschlecht und von der ethnischen Herkunft eines Schülers abhängen. Obwohl diese Tatsache seit langem bekannt ist, haben sich die Lern- und Arbeitsbedingungen an allen Schulen kontinuierlich verschlechtert. „Das ist der eigentliche Skandal.“ Dannhäuser forderte die Staatsregierung auf, die Zahl der Schüler, die eine Klasse wiederholen, die Schule wechseln und ohne Abschluss bleiben, deutlich zu reduzieren. Maßnahmen zur individuellen und gezielten Förderung aller Schüler/innen und der bedarfsgerechte Ausbau von Ganztagsangeboten müssen Priorität haben. Der BLLV-Präsident verlangte eine schulorganisatorische Antwort auf die rückläufigen Schülerzahlen und eine eingehende Diskussion des Bildungsberichtes.

Der BLLV anerkennt die offene und ehrliche Bestandsaufnahme von Kultusminister Schneider. Dannhäuser begrüßte die Ankündigung Schneiders, regelmäßig über Bildungszusammenhänge in Bayern objektiv zu berichten. Die Tatsache, dass die Bevölkerungsentwicklung und die rückläufigen Schülerzahlen in bestimmten Regionen thematisiert wurden, ist ebenso anerkennenswert wie die kritische Darstellung von Benachteiligungen junger Menschen nach regionaler Herkunft, Geschlecht und Staatsangehörigkeit. „Positiv ist auch, dass der Kultusminister diese Befunde als Herausforderung versteht und ankündigt, notwendige Maßnahmen wie den Ausbau der Sprachförderung und den bedarfsgerechten Ausbau der Ganztagsbetreuung zu ergreifen.“

Dannhäuser: „Wenn auch vergleichsweise viele Schüler/innen die Hauptschule besuchen und dort 18% den Mittleren Schulabschluss erwerben, darf nichts darüber hinwegtäuschen, dass 9% der Hauptschüler keinen Schulabschluss erreichen und ihre Ausbildungsfähigkeit deutlich verbessert werden muss.“

Im Einzelnen forderte der BLLV-Präsident:

- Die Intensivierung und Beschleunigung der frühen und individuellen Fördermaßnahmen in Kindergarten und Grundschule.
- Ein Sofortprogramm für die Hauptschule, um die Schüler individuell zu fördern und sie gezielt auf das Berufsleben vorzubereiten.
Die Verbesserung der Lern- und Arbeitsbedingungen in allen Schularten, insbesondere kleinere Klassen und Lerngruppen.
- Den Ausbau der Angebote bedarfsgerechter Ganztagsbetreuung und Ganztagsschulen.
- Die Sicherstellung einer wohnortnahen und leistungsfähigen Bildungsversorgung. Es darf nicht zugelassen werden, dass ganze Regionen schulisch ausbluten und Schulwege immer länger werden.
- Die Bildungsfinanzierung vom Kopf auf die Füße zu stellen. Je früher in die Bildung eines Kindes investiert wird, desto fruchtbarer wirkt sich dies auf seinen gesamten Bildungsweg aus.
- Eine eingehende Diskussion des Bildungsberichtes, aus der pädagogische, schulpolitische und finanzpolitische Konsequenzen gezogen werden müssen, die erste Nagelprobe wird der Doppelhaushalt 2007/2008 sein.

Quelle und Kontaktadresse:
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. im VBE (BLLV) Andrea Schwarz, Pressereferentin Bavariaring 37, 80336 München Telefon: (089) 72100129, Telefax: (089) 72100155

(sk)

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