Pressemitteilung | DPtV e.V. - Deutsche PsychotherapeutenVereinigung

Bundesregierung redet G-BA-Beschluss schön: Schlechte psychotherapeutische / Versorgungslage wird fortgeschrieben

(Berlin) - Angesichts des zunehmenden Bedarfs an zuwendungs- und gesprächsorientierten Behandlungsmaßnahmen wie sie von spezialisierten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten zur Verfügung gestellt werden und den auch bei dieser Altersgruppe steigenden Verordnungen von Psychopharmaka, besonders von Antidepressiva sowie konzentrations- und leistungssteigernder Substanzen, bedauert die Deutsche PsychotherapeutenVereinigung (DPtV) die Haltung der Bundesregierung, die eine Verbesserung der Versorgung verhindert.

In der Beantwortung einer Kleinen Anfrage der Fraktion die Grünen Ende Dezember 2009 (Bundestagsdrucksache 17/250) wurde zwar bestätigt: Es fehlen derzeit bundesweit mehr als 1070 Psychotherapeuten die mit Kindern und Jugendlichen und deren Familien arbeiten. Eigentlich sollte dies mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Organisationsstrukturen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-OrgWG) mit In-Kraft-treten am 1.1.2009 behoben werden.

Die Nichtbeanstandung des Beschlusses des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) durch das Bundesgesundheitsministerium kritisiert der stellvertretende Bundesvorsitzende der DPtV, Dipl.-Psych. Gebhard Hentschel, zumal das von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zur Verfügung gestellte Datenmaterial völlig veraltet und nicht stimmigwar. "Damit wird der unhaltbare Zustand der Unterversorgung fortgeschrieben", äußerte Hentschel, "zum Schaden der betroffenen Kinder und Jugendlichen."

Die Ursache dafür ist, dass durch die Berücksichtigung der sowohl als Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten als auch als Psychologische Psychotherapeuten zugelassenen Behandler (so genannte "doppelt Zugelassene") bei der Ist-Erfassung der niedergelassenen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten mit einem Anteil von 0,5, bundesweit ein Defizit von 170 Vertragstherapeuten manifestiert wird. Die verbleibenden 900 Vertragstherapeutensitze werden, entsprechend den Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), in einem gestaffelten Verfahren so zugelassen, dass in bis zu 318 Planungsbereichen die Versorgung solange nicht verbessert wird, bis in 77 unter zehn Prozent Versorgungsanteil liegenden Regionen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten ihre Praxis begründet haben. Erst dann lässt der Gesetzgeber in einem zweiten Schritt die Ausschreibung von Praxissitzen bis zu einem Versorgungsgrad von 20 Prozent zu.

Die Deutsche PsychotherapeutenVereinigung hat mehrfach in ausführlichen Stellungnahmen auf die Auswirkungen dieser realitätsfernen Berechnungsgrundlage hingewiesen. "Die Bundesregierung hat mit der Nichtbeanstandung des G-BA-Beschlusses einmal mehr die Chance vertan, eine flächendeckende und dringend notwendige Verbesserung der Versorgungssituation von Kindern und Jugendlichen zu veranlassen", betonte Hentschel. "Das geht zu Lasten der betroffenen Kinder und Jugendlichen und deren Familien", ist sich Hentschel sicher.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutsche PsychotherapeutenVereinigung e.V. (DPtV) Pressestelle Am Karlsbad 15, 10785 Berlin Telefon: (030) 235009-0, Telefax: (030) 235009-44

(mk)

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