Pressemitteilung | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e.V. (DBfK)

Einrichtungsbezogene Impfpflicht: Erst Applaus, dann Ohrfeige?

(Berlin) - Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verurteilte in einem Interview Gesundheitspersonal scharf, das die Impfung verweigere. Im Titel des Interviews heißt es "Lauterbach kritisiert Pflegekräfte, die sich Impfung widersetzen". Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist empört, dass Versäumnisse der Politik der Berufsgruppe angelastet werden.

Kurz vor Einsetzen der einrichtungsbezogenen Impfpflicht mehren sich die Befürchtungen, dass die pflegerische Versorgung durch Kündigungen nicht mehr gewährleistet werden könne. Dass jetzt Einrichtungsträger Sorge haben müssen, nach Eintritt der Impfpflicht ihrem Versorgungsauftrag nicht mehr nachkommen zu können, zeigt laut DBfK, dass durch die langjährige Vernachlässigung der Pflegeberufe ein ernsthaftes Gesundheitsproblem entstanden sein könnte. Die Verantwortung dafür hätte aber die Politik zu tragen, nicht einzelne Pflegende mit ihrem Impfverhalten. Der DBfK hatte sich frühzeitig für die einrichtungsbezogene und sogar eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen und von Beginn an für die Impfung geworben.

Die Personalsituation in den Pflegeberufen ist aufgrund jahrzehntelanger Versäumnisse schon vor der Pandemie unzureichend gewesen. "Bei all den vergangenen Versuchen, dem Pflegenotstand etwas entgegenzusetzen, war das Mittel der Wahl, möglichst viel Personal ungeachtet der Qualifikation einzusetzen", so DBfK-Präsidentin Christel Bienstein. "Das führt zwangsläufig zu einer Deprofessionalisierung, die offenbar politisch gewollt oder zumindest billigend in Kauf genommen wurde. Sich jetzt zu wundern, dass einzelne Mitarbeitende nicht den wissenschaftlichen Erkenntnissen folgen, ist grotesk. Wenn der Minister das so sieht, sollte er schleunigst eine der zentralen Forderungen des DBfK und DPR umsetzen und für mehr Hochschulbildung in den Pflegeberufen sorgen. Dass der Minister Pflegewissenschaft im Expertengremium nicht berücksichtigt hat, zeigt allerdings, dass er seinerseits pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen wenig Relevanz beimisst. Schließlich trägt auch die Vernachlässigung pflegerischer Weiterentwicklung dazu bei, Patient:innen zu gefährden."

Aktuelle Zahlen der Deutschen Krankenhausgesellschaft und des Robert Koch Instituts zeigen, dass die Impfquote unter den beruflich Pflegenden bei 95 Prozent in den Krankenhäusern und über 81 Prozent in den Pflegeeinrichtungen liegt.

Quelle und Kontaktadresse:
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e.V. (DBfK) Anja Kathrin Hild, Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Alt-Moabit 91, 10559 Berlin Telefon: (030) 219157-0, Fax: (030) 219157-77

(sf)

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