Pressemitteilung | Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO) - Geschäftsstelle Berlin

ForumMIRO vom 6.-8. November 2013 in Aachen / Situation und wirtschaftliche Aussichten der deutschen Gesteinsindustrie

(Köln) - Der Bundesverband Mineralische Rohstoffe, MIRO, veranstaltete in diesem Jahr sein nunmehr fünftes ForumMIRO. Es wird außer in jenen Jahren, in denen die durch den Verband unterstützte Demonstrationsmesse steinexpo stattfindet, jährlich durchgeführt. Die Standorte der Veranstaltung wechseln. Nach je zwei Durchführungen in Würzburg und Dresden reisten die Teilnehmer der bedeutendsten Kongress- und Ausstellungsveranstaltung der deutschen Gesteinsindustrie in diesem Jahr nach Aachen. Bei der Eröffnung zog MIRO-Präsident Peter Nüdling eine aktuelle Bilanz zur Gesamtsituation und reflektierte die wirtschaftlichen Aussichten der Branche.

"Weil Substanz entscheidet!" Der Slogan des Bundesverbandes der deutschen Gesteinsproduzenten ist gleichzeitig das Motto des ForumMIRO 2013. Mit etwa 450 Teilnehmern und 60 Ausstellern bestätigte die Leitveranstaltung der Branche ihr gutes Image einmal mehr. Die gewählten Themen spiegeln einen wesentlichen Teil des Arbeitsspektrums des Bundesverbandes der deutschen Gesteinsproduzenten wider und bieten gemeinsam mit den Rahmenveranstaltungen eine attraktive Kommunikationsplattform. Diskussionen und der Erfahrungsaustausch stellen schließlich einen wesentlichen Teil des Wertes dieser Veranstaltung dar. Die bilaterale Kommunikation wirkt unmittelbar auch auf die MIRO-Gremienarbeit zurück, deren Ziel es ist, für die Probleme in der alltäglichen Praxis passende Lösungen zu finden.

Ein hartes Stück argumentative Arbeit

Der Bundesverband MIRO, der die mit Abstand mengenmäßig größte deutsche Rohstoffsparte repräsentiert, tritt national und auf europäischer Ebene für die Interessen dieser wichtigen Grundstoffindustrie ein. Das ist für sich genommen bereits ein hartes Stück Arbeit, denn war es in der Vergangenheit so, dass ein gesellschaftlicher Grundkonsens dazu bestand, Rohstoffe wie Naturstein, Kies, Sand und Quarzsand zu gewinnen und der Bauwirtschaft bzw. den weiterverarbeitenden Industrien zur Verfügung zu stellen, ist dies heute nicht mehr selbstverständlich.

Offener Widerstand durch Bürgerinitiativen gegen Gewinnungsprojekte auf der einen Seite und versteckter Widerstand durch immer neue nationale und europäische Gesetzes- und Verordnungsentwürfe auf der anderen, zielt darauf ab, die Gewinnung nichtenergetischer Rohstoffe zurückzudrängen oder sogar ganz einzustellen. Hinzu kommen fiskalische Begehrlichkeiten, wie die durch eine Studie des Ökoinstituts empfohlene Rohstoffsteuer von 2 Euro pro Tonne gewonnener Rohstoffe und die teilweise äußerst restriktiven - um nicht zu sagen: prohibitiven - Flächenausweisungen für Gewinnungs-Erweiterungen in einigen Regionen. MIRO-Hauptgeschäftsführer Dr. Olaf Enger bezeichnet die Tendenzen, der umweltverträglichen und nachfragegerechten Gewinnung mineralischer Gesteinsrohstoffe schrittweise die Existenzgrundlage zu entziehen, als "ein Spiel mit dem Feuer, das vor allem der öffentlichen Hand schadet, die - überwiegend indirekt über Bauleistungen - bei weitem der größte Abnehmer der Produkte der Branche ist und die daher langfristig mit großen Kostensteigerungen rechnen muss." Wegen der teilweise Jahrzehnte dauernden Genehmigungsverfahren sind einmal verschwundene Betriebe auch nicht einfach bei Bedarf wieder reaktivierbar.

In guten wie in schlechten Zeiten: Zukunft schaffen heißt immer auch "Bauen"

Sämtliche Bestrebungen, die Gewinnung und Produktion von Gesteinsbaustoffen in Deutschland so unattraktiv wie nur möglich zu machen und damit weitgehend einzudämmen, ändern allerdings nichts an der Tatsache, dass die deutsche Bauindustrie Jahr für Jahr für ihre Baumaßnahmen große Mengen an Gesteinskörnungen benötigt. Selbst im eher schwachen Baujahr 2012 wurden ca. 235 Mio. t (-7,1 Prozent geg. 2011) Kies und Sand sowie 211 Mio. t (-7,8 Prozent geg. 2011) Naturstein von den Abnehmern nachgefragt und entsprechend produziert. Hinzuzurechnen sind noch etwa 10,1 Mio. t Quarzkies und -sand, die überwiegend von anderen Industriebereichen (Stahl produzierende und verarbeitende Industrie, Glas- und Keramikindustrie, Chemie, Farbenindustrie uvm.) gebraucht wurden.

Diese Mengen werden von der Gesteinsindustrie, die 2012 in Deutschland durch 2.235 Kies- und Sand-Werke bzw. Gewinnungsstellen und 910 Steinbrüche repräsentiert wurde, in der jeweils nachgefragten Qualität zumeist bedarfsnah und damit umweltfreundlich zur Verfügung gestellt.

Würde der Gesteinsindustrie in Deutschland aufgrund wirtschaftlicher oder ordnungspolitischer Zwangsjacken die Handlungsgrundlage aber entzogen, könnte das für die gesamte Bautätigkeit in Deutschland unabsehbare Folgen haben, die sich aufgrund der dann fälligen Importe und der damit deutlich steigenden Transportkosten an erster Stelle in immens verteuerten Baupreisen durchpausen würden.

Politische Gedankenmodelle ziehen an dieser Stelle regelmäßig den Recycling-Joker. Dieser aber würde nach reiner Faktenlage keinesfalls für ein siegreiches Spiel herhalten können.

MIRO-Präsident Peter Nüdling betont: "Der Stellenwert der Verwertung mineralischer Baurestmassen und anderer verwertbarer mineralischer Reststoffe wird von der Politik ganz offensichtlich überschätzt. Bereits jetzt liegt deren Recyclingquote in Deutschland bei über 90 Prozent. Dennoch gelingt es bei allen Anstrengungen lediglich etwa 12 Prozent des Gesamtbaustoffbedarfs damit zu decken." Hinzu kommt die Frage der Verfügbarkeit. "Nur was an Bausubstanz abgebrochen oder zurückgebaut wird, kommt als Quelle für mineralische Sekundärbaustoffe überhaupt in Frage.", gibt Nüdling zu bedenken. Bestätigt wird seine Aussage durch die aktuelle Erhebung der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau, KWTB, wonach 2010 aus den angefallenen und verwertbaren Massen etwa 65 Mio. t RC-Baustoffe hergestellt werden konnten. Der verbleibende, nicht durch Recycling-Sekundärbaustoffe zu deckende Materialbedarf ist also mehr als dreimal so groß. Dieser Fakt stellt klar, dass die Gewinnung mineralischer Rohstoffe unumgänglich ist.

Für das laufende Jahr 2013 gestaltet sich die Konjunkturentwicklung insgesamt gut. Aus den MIRO-Mitgliedsunternehmen ist deshalb erwartungsgemäß zu hören, dass es zwar witterungsbedingt einen schlechten Start in die erste Jahreshälfte gab, ab Mitte des Jahres aber ein leichter Mengenzuwachs zu verzeichnen ist, so dass bei Ausblendung regionaler Unterschiede - der Niederrhein leidet beispielsweise unter einem massiven Nachfrageeinbruch in den Niederlanden - insgesamt stabile Absatzmengen bei moderat steigenden Umsätzen erwartet werden.

Der Ausblick, den die deutschen Bauspitzenverbände an der Auftragslage festmachen, lässt auch für das nächste Jahr Gutes hoffen. Entsprechend hat sich die Stimmung in der Baustoffindustrie seit Ende 2012 deutlich verbessert. Die befragten Unternehmen schätzen die Geschäftslage gegenwärtig und für die nächsten sechs Monate eher günstig ein. Mit Recht, denn derzeit entwickeln sich darüber hinaus auch die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das Jahr 2014 durchaus erfreulich.

"Betongold" steht als Anlageform angesichts der anhaltend guten Einkommens- und Beschäftigungssituation sowie günstiger Finanzierungsbedingungen zur Schaffung von Wohneigentum hoch im Kurs. Bei Wohngebäuden besteht zudem ein so erheblicher Nachholbedarf, dass der Wohnungsbau auch längerfristig der Wachstumstreiber für die deutsche Bauwirtschaft bleiben dürfte.

Die vergleichsweise stabile wirtschaftliche Lage in Deutschland dürfte sich absehbar auch positiv auf den gewerblichen Bau auswirken. Sondereffekte ergeben sich zudem durch die Energiewende für deren Umsetzung bis zum Jahr 2030 jährlichen Investitionen von rund 18 Mrd. Euro zu erwarten sind. Davon wird ein erheblicher Anteil auf Bauleistungen entfallen.

Im Bereich des öffentlichen Baus haben mittlerweile wohl alle Entscheidungs- und Verantwortungsträger begriffen, dass man einen kommunalen Investitionsstau von rund 100 Mrd. Euro bei Schulen, Kinderbetreuung sowie Verkehrsinfrastruktur nicht einfach "Aussitzen" kann. Gleiches gilt für den Bereich der Bundesverkehrswege. Eine jährliche Unterfinanzierung von mehr als 3 Mrd. Euro, die sich aus dem bestehenden Ersatz- und Nachholbedarf zusammensetzt, kann sich Deutschland einfach nicht mehr leisten. Die neue Kommission "Nachhaltige Verkehrsinfrastrukturfinanzierung" unter Leitung des ehemaligen Bundesverkehrsministers Kurt Bodewig (SPD) hat ihre Empfehlungen dazu am 2. Oktober veröffentlicht. Darin wird in erfrischender Klarheit anerkannt, dass die Verkehrsinfrastruktur einen tragenden Vermögenswert unseres Landes darstellt, den es in Substanz und Verfügbarkeit zu erhalten gilt. Vor allem die Empfehlung, Investitionsmittel über ein Sondervermögen in ausreichender Höhe, zweckgebunden und langfristig zur Verfügung zu stellen, würde die Abhängigkeit der Verkehrsinvestitionen von haushälterischen Schwankungen beseitigen und die Verkehrswegefinanzierung verstetigen. Dass die Empfehlungen nicht nur die Verkehrswege des Bundes, sondern auch die der Länder und Gemeinden, der Straße, Schiene und Wasserstraße gleichermaßen im Blick haben, bedeutet, dass erstmals ein ganzheitlicher Ansatz zum Tragen kommt.

Zwar blieb erneut - wie schon bei der Daehre-Kommission - der bestehende Aus- und Neubaubedarf in den Bedarfsabschätzungen unberücksichtigt, dennoch ist die erzielte Übereinkunft ein wichtiger Schritt für Deutschland und gleichzeitig ein verpflichtender Auftrag für die laufenden Koalitionsgespräche.

Die Aussichten sind also insgesamt durchaus positiv, auch wenn nach den Erfahrungen der Vergangenheit ein gewisses Maß an Skepsis bleibt, denn immerhin hat die Vernachlässigung der Infrastruktur in Deutschland seit zehn Jahren Tradition. Dennoch geht die grundsätzlich optimistisch geprägte Unternehmerschaft der Gesteinsindustrie in Deutschland davon aus, dass einige der drängendsten gesellschaftlichen Bauaufgaben absehbar angepackt werden müssen, so dass im Jahr 2014 ein moderater Mengenzuwachs auch bei Kies, Sand und Naturstein zu erwarten sein dürfte.

Bleibt zu hoffen, dass diese positiven Aussichten am Ende, weil letztlich Substanz entscheidet, auch bei den politischen Entscheidungsträgern zu einem neuen Wert-Bewusstsein führen. Die Verfügbarkeit heimischer Gesteinsrohstoffe für die anstehenden Bauaufgaben zu sichern, die geologische Expertise zu stärken und Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen sich die Gewinnung mineralischer Gesteinsrohstoffe auch wirtschaftlich darstellen lässt, sollte sich leicht aus diesem Wert-Bewusstsein ableiten lassen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Mineralische Rohstoffe e.V. (MIRO) Daniela Röttig, Pressestelle Annastr. 67-71, 50968 Köln Telefon: (0221) 934674-60, Fax: (0221) 934674-64

(cl)

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