Pressemitteilung | Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)

GEW: „Nichts aus PISA gelernt: Länder stellen 4.600 Lehrer weniger ein als prognostiziert“ / Teilarbeitsmarkt Schule: Lehrer-Arbeitsmarktbericht für das Jahr 2005

(Berlin) – „Offenbar sind den Bundesländern die PISA-Ergebnisse nicht wirklich wichtig: Sie haben in diesem Jahr 4.600 Lehrkräfte weniger eingestellt als von der Kultusministerkonferenz (KMK) berechnet, um allein den Status quo zu halten“, sagte Ulrich Thöne, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), am Mittwoch (16. November 2005) in Berlin.

„Damit fallen die Länder schon zum dritten Mal in Folge deutlich hinter die KMK-Prognose von 2003 zurück: Sie blieben in diesem Zeitraum um fast 15.000 Einstellungen unter den KMK-Zahlen – die Verschlechterung der Unterrichtsversorgung ist die Folge.“ Die Bundesländer haben 2005 nur 22.400 Lehrkräfte eingestellt. Das ist das Ergebnis des Lehrer-Arbeitsmarktberichtes, den die AG Bildungsforschung/Bildungsplanung an der Uni Duisburg/Essen unter der Leitung von Prof. Klaus Klemm heute vorgelegt hat.

„Diese Einstellungspolitik ist absurd: Die Lehrkräfte werden an den Schulen dringend gebraucht“, sagte Thöne. Sie sollen die Pädagoginnen und Pädagogen an den Schulen entlasten und die Qualität des Unterrichts verbessern. „Gerade ist uns von PISA ins Stammbuch geschrieben worden: Die Lehrkräfte brauchen mehr Zeit, um alle Kinder individuell zu fördern. Sie müssen insbesondere die Kinder unterstützen, die Defizite mitbringen, die die Eltern nicht ausgleichen können“, sagte Thöne.

„Alle gesellschaftlichen Gruppen sind sich seit langem einig: Der Ausbau der Ganztagsangebote ist dringend notwendig. Jetzt müssen auch die erforderlichen Mittel bereit gestellt werden, wenn es nicht bei der Sonntagsreden-Rhetorik bleiben soll. Denn zusätzliche Lehrkräfte und Sozialpädagogen, Räume und Material sind nicht zum Nulltarif zu haben“, unterstrich der GEW-Vorsitzende.

Die Länder betrieben auf dem Rücken der Lehrkräfte und Schüler bewusste Augenwischerei. „In den vergangenen Jahren haben die Länder die Arbeitszeiten für Lehrkräfte erhöht, mehr Kinder in die Klassen gesteckt und die Bedarfszahlen an den Schulen gesenkt. Galten bisher 105 Prozent Kapazität als Unterrichts-Vollversorgung, die den Vertretungsbedarf mit umfasst, sind wir jetzt schon teilweise bei unter 100 Prozent“, stellte Thöne fest. „Lehrkräfte Eltern und Schüler kennen die Folgen - trotz anderslautender Propaganda aus den Kultusministerien: Es fällt immer mehr Unterricht aus, obwohl immer mehr Lehrer immer häufiger Überstunden machen müssen.“ In diesem Zusammenhang kritisierte der GEW-Vorsitzende, dass manche Länder die zur Verfügung stehenden Planstellen nicht ausschöpften: „Allein in Hessen sind 2.000 Stellen nicht oder erst mit Verzögerung besetzt worden.“

Thöne setzte sich dafür ein, dass die Länder mehr junge Lehrkräfte einstellen. „Die Länder machen einen strategischen Fehler: Sie müssen heute die jungen Leute anwerben, damit diese nicht in andere Berufe abwandern und dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Mit der künstlichen Einstellungs-Verknappung verschärfen die Länder den drohenden Lehrermangel“, sagte der Gewerkschafter.

Quelle und Kontaktadresse:
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Ulf Roedde, Pressesprecher Reifenberger Str. 21, 60489 Frankfurt Telefon: (069) 78973-0, Telefax: (069) 78973-201

(sk)

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