Hans-Olaf Henkel: Statt Wettbewerb unter den Hochschulen zu fördern, werden sie nun weiter mit dem Tempo der langsamsten marschieren
(Berlin) - "Zum selben Zeitpunkt, zu dem sich Deutschland mit Green-Card-Regelungen um ausländische Fachkräfte bemüht, wollen die Hochschulen den Numerus clausus für Informatiker einführen, statt sich mit aller Dringlichkeit auf den neuen Bedarf einzustellen. Dies zeigt in aller Schärfe, wie wenig unser Hochschulsystem in der Lage ist, auf Marktsignale zu reagieren. Noch bemerkenswerter ist, dass die Kartellpolitik der Kultusministerkonferenz daran unter keinen Umständen etwas ändern will und Studiengebühren nur als eine Art Strafe für Langsame einführen will", so Hans-Olaf Henkel, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Wirtschaft (BDI). "Es ist enttäuschend, wenn man sieht, dass sich die Kultusminister nur darauf einigen, mit dem Tempo der langsamsten in ihren Reihen zu marschieren, anstatt den Wettbewerb unter den Hochschulen zu fördern", meinte Henkel. "Wettbewerbsführer wird man durch Wettbewerb, das gilt auch für unsere Hochschulen."
Mit diesen Worten kommentierte BDI-Präsident Henkel jüngste hochschulpolitische Entwicklungen. Er ging damit einerseits auf die Ankündigung der Hochschulrektoren ein, einen Numerus clausus für Informatikstudenten einzuführen, und andererseits auf die Entscheidung der Kultusminister, Studiengebühren allenfalls für Langzeitstudenten ab dem 13. Semester einzuführen.
Die Green card-Diskussion habe den hohen Bedarf an Informatik-Fachleuten deutlich gemacht. Die Studienanfänger hätten darauf richtig reagiert und wollten dieses Fach verstärkt studieren. Wenn in dieser Situation die Hochschulen die Tore schlössen, stimme etwas nicht "im Staate Deutschland". Für die Hochschulen bestehe einfach kein Anreiz, das Ruder herum zu reißen und die Kapazitäten für Informatik-Studenten zu erweitern. Marktsignale seien für sie bedeutungslos. Wären sie auf Studiengebühren angewiesen, sähe die Sache anders aus. Sie würden alles tun, um der Nachfrage entgegenzukommen und ihre Ausbildungskapazitäten anzupassen.
Dabei gehe es nicht darum, durch finanzielle Anforderungen wirtschaftlich schwächere Studenten vom Studium auszuschließen. Dagegen gäbe es genügend Stipendienmodelle. Es komme vielmehr darauf an, statt viel Getöse in Einzelfragen mit überzeugenden Gesamtkonzepten die Probleme zu lösen. Die einzelne Hochschule müsse handeln können, ohne lange auf Finanzprogramme von Bund und Ländern warten zu müssen.
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