Pressemitteilung | (HESSENMETALL) Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen e.V.

Hessenforum "Mehr Frauen in die Metall- und Elektro-Industrie" / Weidemann: "Neue Vielfalt, neue Chancen, neue Technik." / Erfolgreiche Unternehmerinnen zeigten ihren Weg an die Spitze: Liebe zur Technik, fairer Wettbewerb, förderndes Umfeld

(Frankfurt am Main) - Der Arbeitgeberverband HESSENMETALL ist auf seinem Hessenforum für seine 511 Mitgliedsunternehmen der Frage nachgegangen, wie es dieser von Männern dominierten Branche gelingen kann, mehr Frauen für den speziellen Talentpool Ingenieurinnen zu begeistern? Einerseits ist der Anteil an Frauen in Führungspositionen der M+E-Industrie mit 15 Prozent ziemlich niedrig - im Vergleich z. B. zu Gastgewerbe, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Erziehung und Unterricht. Gute Chancen eigentlich für die M+E-Industrie, sich den wachsenden Anteil gut ausgebildeter Frauen zu sichern. Andererseits erwarten nur 15 Prozent der Unternehmen - so ein weiteres Ergebnis der gestern veröffentlichten Frühjahrsumfrage von HESSENMETALL -, dass der Anteil zunehmen wird.

"Wir haben es mit der speziellen Zwickmühle einer High-Tech-Branche zu tun. In ihr liege gerade für die mittelständisch geprägte M+E-Industrie in Hessen eine große Chance, wenn sie sich im Wettbewerb um Talente als eine erste Adresse für den weiblichen Führungsnachwuchs profiliert. Die besten Köpfe für die beste Branche gewinnt nur, wer Frauen und Männern mit Kindern gleichermaßen die nachhaltige Möglichkeit zum Ein- und Aufstieg bietet. Deshalb engagieren wir uns bei HESSENMETALL sehr für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und nutzen alle Möglichkeiten der Nachwuchswerbung auch für Frauen", analysierte Prof. Dieter Weidemann, Vorstandsvorsitzender von HESSENMETALL, die Situation. Erfolgreiche Unternehmerinnen beschrieben ihren ganz persönlichen Weg an die Spitze: Dagmar Bollin-Flade, Anja Kleyboldt und Simone Weinmann-Mang.

Dagmar Bollin-Flade ist nach Maschinenbau-Studium an der TU Darmstadt und einer Station bei der Siemens KWU Offenbach seit 1985 geschäftsführende Gesellschafterin der Christian Bollin Armaturenfabrik GmbH. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Frau Bollin-Flade setzt sich seit vielen Jahren ehrenamtlich für die stärkere Förderung von Frauen in der M+E Industrie ein. Als größte Hemmnisse wirken für sie dabei bis heute tradierte Rollenverständnisse und Berufsbilder. Bei der zögerlichen Haltung der Industrie, die Möglichkeit der Teilzeitbeschäftigung in vollem Umfang auszuschöpfen, "mussten dicke Bretter gebohrt werden bis die Akzeptanz groß genug war", weiß sie aus ihrer Arbeit in verschiedenen Gremien. "Mittlerweile gibt es Lösungen; es gibt intelligente Arbeitszeitmodelle, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie unterstützen. Aber es gibt sie nur dort, wo Unternehmen Lösungen schaffen, um Frauen zu bekommen." Bei der Auflösung von Berufsbildern hilft manchmal auch eine Umbenennung, So wurde z. B. in der Fachhochschule Frankfurt ein Teil des Studiengangs Verfahrenstechnik in Bioverfahrenstechnik umbenannt. Der Anteil Frauen in diesem Studiengang stieg in kurzer Zeit auf 50 Prozent.

Anja Kleyboldt ist nach Kfz-Mechaniker-Lehre und Maschinenbau-Studium in Emden seit 1995 für die Adam Opel AG tätig und heute als Fertigungsleiterin für Fertig- und Endmontage und das Komponentenwerk in Rüsselsheim verantwortlich. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter. Ihr Weg zeigt, dass der Erfolg vor allem davon abhängt, wie die Leidenschaft für Technik schon bei jungen Mädchen gefördert wird. Die Liebe zur großen und an-fassbaren Technik hatte ihre Karriereentscheidung früh geleitet. Unmittelbar bevor sie in die Funktion eines Betriebsleiters in der Endmontage wechselt, hat sie ihr Kind bekommen - "dazwischen" wie sie heute sagt. Sie hat Glück gehabt. Ihre Mutter konnte sie entlasten, so dass sie acht Wochen nach der Geburt wieder im Betrieb stand. Aber: Sie kann die Frauen verstehen, die dies nicht tun. "Wir Frauen wissen doch auch nicht, was da auf uns zukommt, wir kennen die Situation selbst nicht. Wir wissen nicht, was das Kind braucht und was es toleriert." Die Übernahme der Betriebsleitung im Schichtbetrieb ermöglichte ihr, nach der Nachtschicht am Tag zu Hause zu sein. Damit war sie für ihr Kind verfügbar und konnte auch mal mit zum Kinderturnen. "Teilnahme am Leben des Kindes ist auch für weibliche Führungskräfte mit großer zeitlicher Beanspruchung sehr wichtig." Befragt was sie sich wünschen würde, kommt ihre Antwort wie aus der Pistole geschossen: "Ganztagsschulen" - damit jede Frau die Chance hat, ihren Traum zu leben.

Simone Weinmann-Mang ist studierte Juristin, seit 1984 geschäftsführende Gesellschafterin der Arno Arnold GmbH, verheiratet und hat zwei Kinder. Für sie ist der faire Wettbewerb zwischen Jungen und Mädchen wesentliche Voraussetzung, um Frauen den Zugang zu einer Karriere als Führungskraft zu öffnen. "Dazu gehört in jedem Fall eine gute Ausbildung, zweitens der Wille, Karriere machen zu wollen, drittens ein guter Umgang mit Menschen und Kommunikationsfähigkeit, viertens eine Vision und der Mut sie umsetzen zu wollen und schließlich, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu tun." Wenn wir heute nicht genug Frauen in technischen Berufen und erst recht in Führungsfunktionen in diesem Bereich haben, dann liege das auch daran, dass weibliche Vorbilder fehlten. Sie hatte ein solches Vorbild. Sie war schon als Kind in der Produktion und wollte dort "helfen". Glücklicherweise durfte sie das auch und hat sich auf diese Weise früh mit den Produkten und der Produktion identifiziert. Sie hat etwas aus dem ihr mitgegebenen Selbstbewusstsein gemacht und gemeinsam mit ihrem Mann ihre Vision realisiert, die Arno Arnold GmbH zu einem weltweit gefragten Zulieferer des Maschinenbaus zu machen. Das Betriebsklima ist ihr enorm wichtig: "Es muss Freude machen und die Menschen müssen sich selbst entwickeln können. Auch das ist ein win-win-Verhältnis. Denn, wenn die Atmosphäre stimmt, ist auch die Leistung höher." Auch deshalb achtet Simone Weinmann-Mang auf flache Hierarchien, geöffnete Türen und eine hohe Durchlässigkeit der Firma.

Quelle und Kontaktadresse:
HESSEN METALL Verband der Metall- und Elektro-Unternehmen Hessen e.V. Dr. Ulrich Kirsch, Leitung, Presse und Kommunikation Emil-von-Behring-Str. 4, 60439 Frankfurt am Main Telefon: (069) 95808-0, Telefax: (069) 95808-126

(tr)

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