Pressemitteilung | ifo Institut - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V.

ifo Institut/EconPol Europe: Geopolitische Blockbildung träfe pharmazeutische Industrie, Maschinenbau und Automobilbranche in der EU besonders hart

(Brüssel) - Eine Aufteilung der Weltwirtschaft in geopolitische Blöcke würde die europäischen Hersteller von pharmazeutischen Produkten, die Automobilhersteller und Zulieferer sowie den Maschinenbau besonders hart treffen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Forschungsnetzwerkes EconPol, die heute in Brüssel vorgestellt wurde. Kleine Wertschöpfungssteigerungen könnten zwar die Landwirtschaft und der Bergbau verzeichnen, die aber nur einen geringen Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung der EU ausmachen.

"Eine geopolitisch motivierte Einschränkung von Handelsströmen würde der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft erheblich schaden. Vor allem der eingeschränkte Zugang zu internationalen Vorprodukten hätte deutliche Produktivitätsverluste für europäische Firmen zur Folge", sagt Lisandra Flach, Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft, eine der Autorinnen der Studie.

Ein Zerfall der Weltwirtschaft in einen westlichen Block (EU und die USA) und einen östlichen Block mit China und Russland würde das europäische Wohlstandsniveau dauerhaft um 1,6 Prozent senken und zu Wertschöpfungsverlusten in Milliardenhöhe führen. Insbesondere die europäische Industrie und die Dienstleistungssektoren würden darunter leiden.

"Ein einseitiger Rückzug der EU aus internationalen Lieferketten würde sogar mit noch deutlich höheren Wohlstandsverlusten und einem Rückgang der industriellen Wertschöpfung in Europa von mehr als 10 Prozent einhergehen", ergänzt Andreas Baur, Außenhandelsexperte am ifo Institut. Kleine und sehr offene Volkswirtschaften mit hohem Anteil an Handel außerhalb der EU würden in den simulierten Szenarien am meisten leiden, darunter Malta, Luxemburg, Belgien. Stark betroffen wären auch die baltischen Staaten. Die größeren europäischen Länder wären zwar noch signifikant, aber tendenziell weniger betroffen, etwa Italien, Deutschland und Spanien.

"Die EU sollte sich deshalb weiterhin für das multilaterale Handelssystem stark machen, um diese Nachteile zu vermeiden. Eine Vertiefung des europäischen Binnenmarkts und neue Freihandelsabkommen mit strategischen Partnern gewinnen zudem in einer Welt wachsender geopolitischer Spannungen erheblich an Bedeutung", sagt Florian Dorn, Mitautor der Studie.

Mit Hilfe des ifo Handelsmodells wurden fünf geopolitische Szenarien simuliert, unter anderem auch ein gleichzeitiger Rückzug der EU, der USA und China aus internationalen Lieferketten. Dieses Szenario träfe China selbst wirtschaftlich am stärksten, gefolgt von der EU, Mexiko und Kanada.

Quelle und Kontaktadresse:
ifo Institut - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. Harald Schultz, Pressesprecher Poschingerstr. 5, 81679 München Telefon: (089) 92240, Fax: (089) 985369

(jg)

NEWS TEILEN: