Pressemitteilung | Verband der Landwirtschaftskammern e.V. (VLK)

Kammern erwarten gutes Wirtschaftsjahr / Trotz Wetterkapriolen und steigenden Betriebsmittelkosten können die landwirtschaftlichen Betriebe auf moderat steigende Unternehmensergebnisse hoffen

(Berlin) - Die Landwirtschaftskammern legen ihre Prognose über die Entwicklung der Wirtschaftsergebnisse für das laufende Wirtschaftsjahr 2011/12 vor. Die vorliegende Prognose basiert auf den Buchführungsergebnissen des Vorjahres 2010/11, auf Ergebnissen des ersten Halbjahres und auf Trendanalysen. Diese Informationen werden gemeinsam verrechnet.

Im laufenden Wirtschaftsjahr werden sich die Ergebnisse zwischen den Betriebstypen auseinanderfächern. Der Futterbau bringt sich in die Spitzenposition. Die Lage der Veredlungsbetriebe wird sich entspannen. Sie werden aber kein ausreichendes Ergebnis erzielen. Nach wie vor bildet die Schweineproduktion das Schlusslicht. Mäster schneiden besser ab, Ferkelerzeuger schlechter. Der Ackerbau bewegt sich mit regionalen Unterschieden zwischen dem Futterbau und der Veredlung. Trotz deutlich steigender Ausgaben überwiegt jedoch der Effekt zunehmender Einnahmen, so dass die Unternehmensergebnisse überwiegend moderat ansteigen.

Wetterextreme benachteiligten den Pflanzenbau
Witterungsbedingt gestaltete das Vegetations- und Erntejahr 2011 sich schwierig. Im Futterbau brachten der 1. und der 2. Schnitt drastische Ertragsausfälle. Die Spanne des Rückgangs bei Getreide liegt zwischen -2,5 Prozent und -20 Prozent. Noch deutlicher reagierte der Raps mit Ertragseinbrüchen zwischen -10 Prozent und -39 Prozent.
Außer bei Wintergerste konnte die Ernte nicht planmäßig eingefahren werden. Die reichlichen Sommerniederschläge und nahezu optimalen Witterungsbedingungen im Herbst führten zu weit überdurchschnittlichen Erträgen bei Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais. Die bis dahin nicht ausreichende Futtergrundlage konnte so durch ein hervorragendes Angebot an Mais wieder ausgeglichen werden.

Preise für Marktfrüchte uneinheitlich
In Folge des geringeren Aufkommens und im Ergebnis einer insgesamt wachsenden Nachfrage steigen die Preise für Marktfrüchte überwiegend an: Bei Getreide um bis zu 5 Prozent über Vorjahresniveau, bei Raps in einer Spanne zwischen 5 Prozent bis 25 Prozent. Dagegen sanken die Kartoffelpreise teilweise auch auf Grund unbefriedigender Qualitäten derartig, dass trotz besserer Ernte erhebliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen sind. Im Grunde haben sich die Kartoffelpreise halbiert. Erzeuger mit Direktvermarktung oder langfristigen Vertragsbindungen werden die Folgen nicht so hart zu spüren bekommen und nur einen Rückgang von etwa einem Viertel hinnehmen müssen. Eine Rekordernte bei Zuckerrüben mit überdurchschnittlichen Zuckergehalten sowie die Verteuerung des Zuckers auf dem Weltmarkt beschert den Zuckerrübenbauern ein klares Plus von voraussichtlich 15 Prozent; zumal auch für die Industrierüben bessere Erlöse sowie eine höhere Schnitzelvergütung erzielt werden.

Milch: Preise weiter erfreulich
Der Milchpreis setzt seine vor zwei Jahren begonnene Erholung deutlich fort und bewegt sich gegenwärtig im Bereich von 34 bis 36 Cent/kg. Sollte er nicht über das saisonbedingte Absinken im Frühjahr hinaus abfallen, dürfte die beachtliche Steigerung des Vorjahres von 20 Prozent weiter überboten werden.

Schlachtrinder tendieren freundlicher
In der Rindfleischproduktion sind - auf das gesamte Wirtschaftsjahr gesehen - höhere Preise bei Schlachtkühen, Jungbullen und bei Färsen zu erwarten. Auch die Nutzkälberpreise dürften sich über Vorjahresniveau bewegen. Durchschnittlich wird von einem Preiszuwachs von etwa 10 Prozent ausgegangen.

Schweinesektor entspannt sich wieder
Während die Preise für Mastschweine im vergangenen Wirtschaftsjahr ein leichtes Plus verzeichnen konnten, gerieten die Ferkelpreise weiter unter Druck. Zum Jahresende 2011 zeichnet sich jedoch ein Silberstreif am Horizont ab. Offensichtlich sind zahlreiche Sauenhalter aus der Produktion ausgestiegen so dass der Markt entlastet wird. In der Vorschätzung wird daher für 2011/12 ein leichter Anstieg von 3 Prozent bis 8 Prozent bei den Ferkelpreisen und ein stärkeres Plus von 8 Prozent bis 9,5 Prozent bei den Mastschweinepreisen unterstellt.

Spezialkosten ziehen an
Auf der Ausgabenseite werden für das laufende Wirtschaftsjahr rund 13 Prozent höhere Ausgaben für Düngemittel geschätzt. Der Pflanzenschutzaufwand wird bei normalem Witterungs- und Krankheitsverlauf nur unwesentlich höher ausfallen. Die Saatgutpreise dürften 10 Prozent höher liegen. Insgesamt kann mit einer Steigerung des Spezialaufwands der Bodenproduktion von 9 Prozent gerechnet werden.

Unverändert erschwert wird die Situation der Veredlungsbetriebe durch 8,5 Prozent höhere Futterkosten. Die Ausgaben für Viehzukauf liegen 7,5 Prozent über dem Vorjahr. Insgesamt ist mit einer Zunahme der Betriebsausgaben für die Tierproduktion von 10 Prozent zu rechnen.

Spürbar höhere gesamtbetriebliche Kosten
Deutlich teurer werden erneut Heizstoffe und Diesel auf Grund des hohen Ölpreises und größerer Verbrauchsmengen. Auch die Strompreise legen weiter zu. Die Ausgaben für Lohnarbeit werden ebenfalls weiter ansteigen.

Die Investitionstätigkeit in Form von Neu- und Ersatzinvestitionen hat in Folge der guten Ergebnisse im Vorjahr wieder zugenommen. Demgemäß ist mit höheren Aufwendungen für Abschreibung und Unterhaltung von Gebäuden und Maschinen zu rechnen. Insgesamt wird ein Anstieg der sonstigen Betriebsaufwendungen von 5 Prozent erwartet.

Ackerbau uneinheitlich prognostiziert
Die Kammern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Saarland erwarten einen Rückgang der Unternehmensergebnisse im spezialisierten Ackerbau. Mit Einbrüchen von 20 Prozent bis 40 Prozent wird der fünfjährige Durchschnitt dort nur minimal überboten. Demgemäß müssen sich die Betriebe auf einen Rückgang des Gewinns um etwa 15.000 EUR einstellen. Erwartet werden Unternehmensergebnisse zwischen 50.000 und 60.000 EUR. Eine volle Vergütung der eingesetzten Faktoren - Arbeit, Kapital und Boden - wird nicht erreicht. Die erzielte Nettorentabilität schwankt in diesen Ländern zwischen 63 Prozent und 98 Prozent.

Anders sieht das für Nordrhein-Westfalen aus. Geringere Ertragsrückgänge, in der Tendenz freundlichere Preise, ein geringerer Einfluss der Kartoffeln und ein höherer Anteil von Zuckerrüben in der Ackernutzung sind als Gründe anzuführen. Vor diesem Hintergrund wird ein um 5 Prozent verbessertes durchschnittliches Unternehmensergebnis vorhergesehen. Die Ackerbauern in NRW können sich damit auf einen Jahresabschluss freuen, der eine vollauf rentable Wirtschaftsweise belegen wird.

Futterbaubetriebe liegen vorne
Die spezialisierten Futterbaubetriebe in den nördlichen Bundesländern können ihren Aufschwung voraussichtlich in abgeschwächter Form fortsetzen. Bei derzeit stabilen Milchpreisen erscheint eine weitere Verbesserung von 3,5 Cent bzw. 10 Prozent gegenüber 2010/11 durchaus realistisch. Angesichts höherer Produktion und weiterer Leistungssteigerungen ist daher ein deutliches Einnahmeplus aus der Milch von rund 12 Prozent sehr wahrscheinlich. Da die Preise für Schlachtvieh und Kälber ebenfalls steigend sind, werden auch hier 11 Prozent höhere Einnahmen geschätzt. Die erneut höheren Futter- und Düngemittelpreise sowie Energiekosten bremsen auch im Futterbau die positive Entwicklung.

Zusammenfassend werden die Futterbaubetriebe ihr Unternehmensergebnis um rund 10.000 bis 15.000 EUR - also um 10 bis 20 Prozent - verbessern können. Die Unternehmensergebnisse werden zwischen knapp 70.000 und gut 80.000 EUR pendeln. Damit befinden sich die Rinderhalter in einem absolut rentablen Wirtschaftsjahr. Die rheinland-pfälzischen Molkereien können in diesem Jahr dem positiven Trend beim Milchauszahlungspreis nicht folgen.

Verbesserung in der Schweinehaltung reicht nicht aus
Die Veredlungsbetriebe, überwiegend Schweinehalter, können mit einer positiven Entwicklung rechnen. Angesichts voraussichtlich 3 Prozent bis 8 Prozent höherer Ferkel- und 8 Prozent bis 9,5 Prozent besserer Mastschweinepreise erscheint - trotz höherer Futterkosten und steigendem Saatgut- und Düngeraufwand - eine deutliche Gewinnsteigerung möglich. Gegenüber dem unbefriedigenden Vorjahr lassen die gegenwärtigen Vorzeichen ein Plus erwarten, das zwischen rund 10.000 und 17.000 EUR erwartet wird. Das absolute Niveau im Unternehmensergebnis dürfte zwischen 40.000 und 60.000 EUR liegen. Die Nettorentabilität erreicht jedoch nirgends die zu fordernde 100 Prozent-Marke. Daraus ist abzuleiten, dass die Situation in der Schweinehaltung angespannt bleiben wird. Dies gilt vor allem für die Ferkelerzeuger und jene Betriebe, die das geschlossene System favorisieren.

Weinbau vor erneut gutem Jahr
Trotz regionaler Ernteausfälle sorgte der Witterungsverlauf 2011 für Erntemengen, die um 35 Prozent höher waren, als im Vorjahr 2010. Als umsatzrelevant im Wirtschaftsjahr 2011/12 können jedoch nur 15 Prozent angenommen werden.

Die Fassweinpreise bei "Dornfelder" sind deutlich gefallen. Konstant gute Preise bei Weiß- und Flaschenwein fangen, in Verbindung mit den höheren Erntemengen, Kostensteigerungen auf und führen zu steigenden Unternehmensergebnissen.

Regionale Auswirkungen verschieden
Die strukturellen Unterschiede der Haupterwerbsbetriebe spiegeln sich erneut in der erwarteten Entwicklung der Unternehmensergebnisse wider. Gebiete, die durch eine spezialisierte Milchviehhaltung - oder durch eine sonstige Rindviehhaltung - geprägt sind, befinden sich in einem guten Jahr. Die Veredlungshochburgen können aufholen, liegen aber immer noch hinten. Die Ackerbaustandorte befinden sich dazwischen.

Abschlussbemerkung
Nach aktuellem Stand wird das Wirtschaftsjahr 2011/12 - wie das Vorjahr - durch überwiegend bessere Erzeugerpreise bei gleichzeitig gestiegenen Betriebsmittelausgaben geprägt. Es überwiegen die positiven Effekte, so dass die Unternehmensergebnisse ansteigen. Im Durchschnitt aller Regionen und aller Betriebsformen werden 100 Prozent Nettorentabilität erreicht.

Damit werden Investitionen wieder ein Thema. Mit Blick auf die Erfahrungen des Jahres 2008 wird jedoch dringend empfohlen, Rückstellungen für Steuerzahlungen einzuplanen und Liquiditätsreserven für ertragsschwächere Jahre zu bilden.

Im Internet finden Sie uns unter www.landwirtschaftskammern.de

Quelle und Kontaktadresse:
Verband der Landwirtschaftskammern e.V. (VLK), Haus der Land- und Ernährungswirtschaft Pressestelle Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 Berlin Telefon: (030) 31904-512, Telefax: (030) 31904520

(cl)

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