Pressemitteilung | wvib - Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden e.V.

Konjunkturmotor läuft

(Freiburg) - Zum Jahresende 2011 hat der wvib (Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen Baden e.V.) bei seinen rund 1.000 Mitgliedsunternehmen die Konjunkturdaten zum zweiten Halbjahr erhoben. 464 Firmen haben ihre Daten zur Auswertung geschickt, was einer Beteiligung von 46,12 Prozent entspricht.

Nach der großen Krise und dem rasanten Aufschwung ist die Lage durchweg zufriedenstellend und das durchschnittliche Umsatzplus von 11,7 Prozent ist ein ordentlicher Schritt nach vorne. Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Münzer: "Die Schwarzwald AG hat sich 2011 nicht von der schlechten Finanzmarkt-Stimmung im Euro-Raum beirren lassen und weltweit gute Geschäfte gemacht."

Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage präsentierte der wvib in den Räumen der Badenova AG. Im Unternehmernetzwerk wvib sind rund 1.000 produzierende Unternehmen mit ca. 180.000 industriellen Arbeitsplätzen und einem Umsatz von rund. 32 Milliarden Euro zusammengeschlossen.

Im zweiten Halbjahr 2011 konnten zwei Branchen Umsatzzuwächse über dem errechneten Durchschnittswert von 12 Prozent verbuchen: der Maschinenbau (15%) und die Metallverarbeitung (14%). 73 Prozent der Firmen konnten ihre Umsätze gegenüber dem 2. Halbjahr 2010 nochmal steigern, 13 Prozent meldeten gleiche Umsatzzahlen und bei 14 Prozent der Unternehmen sind die Umsätze gesunken. Spitzenreiter bei den gestiegenen Umsätzen: Der zuletzt so sehr gebeutelte Fahrzeugbau - hier freuten sich 80 Prozent der Firmen über gestiegene Umsätze.

Welche Umsatz-Erwartungen haben die Unternehmen für die kommenden sechs Monate? Knapp die Hälfte der Firmen (49%) rechnet mit unveränderten Umsätzen, 37 Prozent erhoffen sich weitere Steigerungen und nur 14 Prozent rechnen mit sinkenden Umsätzen. Für sich genommen sind die Werte positiv, in Reihe gesehen, kann man jedoch sagen, dass die Unternehmen hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung skeptischer werden. Zum Vergleich: Ende 2010 erhofften sich 64 Prozent Steigerungen, 33 Prozent rechneten mit gleichbleibenden Werten und nur 3 Prozent mit sinkenden Umsätzen.

Baden-Württemberg ist ein Exportland. Der schwache Euro machte es den exportierenden Firmen leichter, ihre Waren auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Da aber noch immer ein Großteil der Exporte in der EU bleibt, könnte die europäische Schuldenkrise ein Problem für die Exportwirtschaft werden. Die weitere Entwicklung in den Ländern Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien und Großbritannien wird zunehmend von Bedeutung sein.

Jedes zweite Unternehmen (51%) im Verbandsgebiet hat für das zweite Halbjahr 2011 steigende Exporte gemeldet, bei 33 Prozent sind die Auslandsgeschäfte auf gleichem Niveau geblieben. Bei 16 Prozent der Firmen sind die Order aus dem Ausland rückläufig gewesen. Im Vergleich zur Umfrage Ende 2010 haben sich dieses Werte leicht verschlechtert: Steigende Exporte meldeten damals 65 Prozent der Betriebe, gleich bleibende Exporte 28%, sinkende Export 7%.

Die Firmen der Schwarzwald AG konnten im Auftragseingang im Durchschnitt Zuwächse um 8 Prozent im Vergleich zum 2. Halbjahr 2010 in ihren Auftragsbüchern feststellen. Nach einem Plus im Auftragseingang von zuletzt 20 Prozent (1.HJ 2011) und 36 Prozent (2.HJ 2010) ist das kein wirklicher Absturz wie 2008 sondern einen Stabilisierung mit der die meisten Unternehmen gut leben können. Die Engpässe im Auftragseingang haben sich deutlich entspannt.

Über dem Durchschnitt liegen die Branchen Fahrzeugbau mit 13 Prozent und der Maschinenbau mit 12%. Schlusslicht ist die Kunststoffindustrie mit nur 4 Prozent Zuwachs im Auftragseingang.

Mehr als die Hälfte aller Unternehmen (58%) konnten sich im zweiten Halbjahr über einen Zuwachs im Auftragseingang freuen, bei 18 Prozent war der Auftragseingang unverändert gegenüber dem 2. Halbjahr 2010 und bei 24 Prozent sind die Aufträge gesunken. Die Unternehmen aus dem Bereich des Fahrzeugbaus haben im zweiten Halbjahr 2011 noch mal überdurchschnittlich zulegen können. Hier haben 87 Prozent der Firmen mehr Aufträge eingebucht als im Vergleichzeitraum 2010.

Für das kommende Halbjahr schätzen die Unternehmen ihre Perspektive verhalten optimistisch ein. 35 Prozent rechnen mit weiter steigenden Auftragseingängen (1. HJ 2011 26%), 50 Prozent sehen nach zuletzt 55 Prozent die Seitwärtsbewegung kommen und 15 Prozent (gegenüber 9 Prozent im 1. HJ) fürchten Rückgänge. Damit liegt die Schwarzwald AG im Bundestrend. Hier rechnet ein Drittel der Unternehmen mit einer verbesserten Geschäftslage in 2012 und die Hälfte geht von einer gleichbleibenden Geschäftslage aus. Diese Zahlen stehen für eine größere Atempause in der zuletzt sehr dynamischen Konjunkturentwicklung - vermutlich aber nicht für eine beginnende Krise. In Rest-Europa sieht das anders aus.

Die gute Auslastung in der Produktion und der Zuwachs im Auftragseingang führten zu weiterem Beschäftigungsaufbau. Die Zahlen der letzten drei Umfragen liegen hier nur um wenige Prozentpunkte auseinander und belegen eine einstellungsfreudige Personalpolitik in den Betrieben. Im zweiten Halbjahr 2011 haben erneut 58 Prozent der Unternehmen zusätzliches Personal eingestellt (im 1. HJ waren es 60%, im 2.HJ 2010 56%), 32 Prozent arbeiteten mit der gleichen Mannschaftsstärke weiter (im 1. HJ waren es 30%, im 2.HJ 2010 29%). Der Anteil der Firmen, die ihr Team verkleinern mussten, ist noch mal gesunken. Im 2. HJ 2010 mussten 15 Prozent der Unternehmen Entlassungen vornehmen, im 1. HJ. 2011 waren es nur noch 10 Prozent und in der Umfrage zum 2. HJ 2011 sank die Zahl erstmals unter 10 Prozent auf 9,7 Prozent ab.

In 2011 erreichten Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung den jeweils niedrigsten Stand seit 1991 und die Erwerbstätigkeit den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Bundesweit ist die Zahl der Arbeitslosen 2011 auf unter drei Millionen gefallen. Die Arbeitslosenquote lag im Bundesdurchschnitt 2011 bei 7 Prozent Prozent, in Baden-Württemberg sank die Arbeitslosenquote in den vergangenen 12 Monaten um 0,9 Prozentpunkte auf 4,0 Prozent, so dass der Südwesten nach Bayern bundesweit die zweitniedrigste Arbeitslosenquote hat.

2011 haben die wvib-Unternehmen insgesamt knapp 10.000 (9.833) Arbeitsplätze neu geschaffen. Von Januar bis Juni waren 5.953 neue Arbeitsplätze auf dem Stellenmarkt zu haben und von Juli bis Dezember konnten 3.880 neu besetzt werden. Am einstellungsfreudigsten waren im zweiten Halbjahr die Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau (1.132 zusätzliche Arbeitsplätze), Elektrotechnik/Optik (1.042) und Metallverarbeitung (719).

Die Zahlen des zweiten Halbjahres liegen hinter denen des ersten Halbjahres 2011 zurück. Das kann an der Abschwächung der Konjunktur liegen, aber auch am seit Monaten leer gefegten Arbeitsmarkt. Viele Unternehmen wollen einstellen, finden aber die passenden Fachkräfte und Ingenieure nicht. Der wvib hat diese Erfahrung im letzten Jahr selbst gemacht. Auf die Ausschreibung im Sommer 2011 gab es nur sehr wenig Resonanz. Der Vertrag mit dem neuen Berater konnte erst vor wenigen Tagen unterschrieben werden und zählt damit auch erst als Einstellung in 2012.

Die Betriebe der Schwarzwald AG wollen auch 2012 zusätzliche Mitarbeiter einstellen. In den nächsten sechs Monaten planen 31 Prozent der Unternehmen Einstellungen. 62 Prozent wollen in der gleichen Mannschaftsstärke weiter arbeiten, nur 7 Prozent rechnen damit, Personal abbauen zu müssen.

Seit dem 2. HJ 2011 fragt der wvib in der Konjunkturumfrage auch die Zahl und den Anteil der Leiharbeiter in der Belegschaft der Schwarzwald AG ab. Jetzt liegen zu dieser Fragen zum dritten Mal zahlen vor, die sich nur minimal verändert haben. Im 2. Halbjahr 2010 beschäftigen 51 Prozent der Unternehmen Leiharbeiter, in der ersten Hälfte des Jahres 2011 waren es 53 Prozent und in der zweiten Jahreshälfte 52%. Der Anteil der Leiharbeiter an der gesamten Mitarbeiterzahl betrug in allen drei abgefragten Zeiträumen rund 4%. Weit über dem Durchschnittswert lag im zweiten Halbjahr 2011 der Fahrzeugbau mit knapp 10 Prozent (9,92%) Leiharbeiteranteil an der Gesamtbelegschaft.

Die weiterhin gute Nachfragesituation hat für eine insgesamt hohe Auslastung der Produktion in den vergangenen Monaten gesorgt. Die aktuellen Produktionspläne deuten auf eine Absenkung des Produktionsniveaus hin, was sich in den leicht zurückgehenden Überauslastungszahlen wiederspiegelt. Der in den beiden letzten Pressekonferenzen gemeldete Wert von 80 Prozent ausgelasteter Kapazitäten wurde im zweiten Halbjahr 2011 unverändert bestätigt. Die Zahl der überausgelasteten Betriebe ist von 16 Prozent auf 9 Prozent gefallen, die mit Vollauslastung stieg parallel dazu von zuletzt 65 Prozent auf 72 Prozent an. Die Zahl der Betriebe, die unterausgelastet sind, ist mit 18 Prozent um einen Prozentpunkt geringer als in der ersten Jahreshälfte. Die Auslastung des Maschinenparks ist weiterhin überdurchschnittlich und alle Unternehmen sind bemüht die eingehenden Aufträge fristgerecht abzuwickeln, was bei fehlenden Arbeitskräften und Bauteilen nicht immer einfach ist.

Auch in der Entwicklung der Investitionen zeigt sich die Stabilisierung der Konjunkturdaten. Die Zahlen der letzten drei Umfragen liegen auch hier ganz nah beieinander: 45 Prozent der wvib-Unternehmer haben im zweiten Halbjahr 2011 ihre Investitionen gegenüber dem Vorjahr erhöht (im 1.HJ 2011 waren es 46%, im 2.HJ 2010 47%), 45 Prozent haben so viel investiert wie im zweiten Halbjahr 2010 (im 1.HJ 2011 waren es 42%, im 2.HJ 2010 42%), und nur 10 Prozent haben weniger für Investitionen ausgegeben als im Vorjahrszeitraum (im 1.HJ 2011 waren es 12%, im 2.HJ 2010 11%).

Die Investitionsquote ist mit 6 Prozent im zweiten Habjahr ebenfalls gleichauf mit den Werten der beiden vorherigen Umfragen. Auch 2012 planen die wvib-Unternehmen weitere Investitionen. Die leichten Ermüdungserscheinungen im Auftragseingang lassen die Unternehmer in Bezug auf die Investitionen vorsichtiger werden. Hier sind die Zahlen leicht nach unten korrigiert worden. 30 Prozent der wvib-Mitglieder wollen ihre Investitionen in 2012 weiter steigern, das hatten zum 31.12.2010 noch 43 Prozent der Unternehmen geplant. Auf dem gleichem Niveau in Gebäude, neue Entwicklungen, Menschen und Maschinen investieren wie 2011 wollen 51 Prozent der Firmen, das waren im Vergleichszeitraum 2010 nur 47%. Zum 31.12.11 haben 19 Prozent der Betriebe angegeben, dass sie im kommenden Jahr ihre Investitionen in zurückfahren werden, der Vergleichwert von 2010 liegt bei 10%.

Die Stabilisierung der Konjunktur, eine verbesserte Planungssicherheit und die erfolgreich durchgeführten Anpassungen bei der Personalausstattung und der Maschinenauslastung schlagen sich in einer zufriedenstellenden Ertragslage nieder. Zum 31.12.2011 meldeten 41 Prozent der Betriebe gute Erträge, ähnlich wie im ersten Halbjahr 2011 (39%). Knapp die Hälfte (48%) der Unternehmen bezeichnen ihre Ertragslage von Juli bis Dezember als befriedigend. Die Zahl der Betriebe, die über schlechte Erträge klagt, liegt unverändert bei 11%.

Fazit: Der Konjunkturmotor der Schwarzwald AG läuft rund - aber auf etwas niedrigeren Drehzahlen. Die mittelständischen Betriebe im Südwesten sind für die Zukunft gut aufstellt und fahren weiter auf Sicht. Unsere Indikatoren weisen auf eine kleine Abschwächung hin, die nach Meinung vieler Ökonomen im Herbst wieder überwunden sein könnte. Von einer beginnenden Krise kann derzeit nicht die Rede sein. Das Jahr 2011 konnten von einigen wvib-Mitgliedern als Rekordjahr verbucht werden. 2012 hofft die Schwarzwald AG auf solide Ergebnisse und möglichst wenig finanzielle Schocks von der europäischen und internationalen Schuldenfront.

Quelle und Kontaktadresse:
wvib Wirtschaftsverband Industrieller Unternehmen in Baden e.V. Silke von Freyberg, Mitarbeiterin, Öffentlichkeitsarbeit Merzhauser Str. 118, 79100 Freiburg Telefon: (0761) 4567-0, Telefax: (0761) 4567-599

(cl)

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