Krankenkassen zahlen für die Früchte ihrer verfehlten Informationspolitik
(Frankfurt/Berlin) Die Ausgabensteigerungen bei Arzneimitteln haben sich die gesetzlichen Krankenkassen nach Auffassung des Hauptgeschäftsführers des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Dr. Hans Sendler, zum Teil selbst zuzuschreiben. Wer jahrelang bewährte patentfreie Medikamente verunglimpfe, der dürfe sich nicht wundern, wenn die Ärzte zunehmend auf neue, aber teurere Medikamente auswichen.
Wie Sendler heute in Frankfurt sagte, entlarvten Zahlen des Marktforschungsinstituts IMS- Health zu den Strukturverschiebungen im ersten Halbjahr 2000 die vom Betriebskrankenkassen-Bundesverband behaupteten Einsparvolumina als reine Luftbuchungen, durch stärkeren Einsatz von Generika und den Verzicht auf angeblich umstrittene Arzneimittel könnten noch erhebliche Sparpotenziale mobilisiert werden.
Realität sei, dass gerade die Markteinteile der patentfreien Arzneimittel einschließlich der Festbetragsmedikamente und der sogenannten umstrittenen Arzneimittel deutlich zurückgingen. Fasse man alle nicht mehr patentgeschützten Medikamente zusammen, dann belaufe sich der Umsatzeinbruch auf 138,8 Millionen Mark (minus 2,5 Prozent).
Nach den IMS-Zahlen gibt es derzeit nur ein wachsendes Segment im sogenannten GKV-Markt: nämlich die patentgeschützten Arzneimittel. Dieses gemessen an den Verordnungen mit 6,5 Prozent Marktanteil kleine Arzneimittelsegment habe beim Umsatz um 406,7 Millionen Mark (plus 21,7 Prozent) zugelegt und damit die Umsatzeinbrüche in den anderen Sektoren überkompensiert. Das Wachstum des gesamten GKV-Markts um 267,9 Millionen Mark (plus 2,4 Prozent) sei allein diesem relativ kleinen Segment zuzuschreiben.
Die gespaltene Entwicklung lässt sich auch an den verkauften Arzneimittelmengen ablesen: Der Verbrauch von Arzneimitteln in Deutschland geht demnach deutlich zurück. Im ersten Halbjahr 2000 sank die Zahl der verkauften Arzneimittelpackungen im sogenannten GKV-Markt um 28,4 Millionen Packungen (minus 6,3 Prozent) auf 423,1 Millionen.
Die patentgeschützten Medikamente legten mengenmäßig deutlich um 2,8 Millionen Packungen (plus 11,4 Prozent) auf 27,4 Millionen Packungen zu. Alle anderen Marktsegmente zusammen verzeichnen Mengenrückgänge von 31,2 Millionen Packungen (minus 7,4 Prozent) auf 395,7 Millionen Packungen.
Sendler: Die Ausgaben für die vom Patienten zu Recht oft sehnsüchtig erwarteten Arzneimittelinnovationen überkompensieren alle zweifelhaften Sparbemühungen bei nicht mehr patentgeschützten Präparaten. Die Kassen, Ärzte und Politiker müssen endlich zur Kenntnis nehmen, das der gezielte Einsatz des gesamten Arzneimittelspektrums am ehesten einer wirtschaftlichen Verordnungsweise entgegenkommt." Der weitere Verzicht auf bewährte Arzneimittel werde die Finanzprobleme der gesetzlichen Krankenversicherung nicht lösen, sondern lediglich die Versorgungsqualität der Patienten verschlechtern. Die Entwicklung unterstreiche die Unsinnigkeit starrer sektoraler Arzneimittelbudgets, die nur in eine zweifelhafte Substitution und Rationierung führten, sagte der BPI-Hauptgeschäftsführer.
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