Landesweites Projekt NIFA plus hilft Geflüchteten bei der Integration in Ausbildung oder Arbeit: 900 Personen erreicht
(Stuttgart) - Rund 900 Geflüchtete konnten beraten und davon 25 Prozent in Arbeit, Ausbildung oder Schule vermittelt werden. Diese positive Zwischenbilanz zieht die Werkstatt PARITÄT nach zwei Jahren Projektlaufzeit von NIFA plus - Netzwerk zur beruflichen Teilhabe von Geflüchteten. Vermittelt wurde vor allem in Dienstleistungsbranchen wie Friseurgewerbe, Steuergewerbe, produzierendes Gewerbe, aber auch in das Gesundheits- oder Sozialwesen. Beraten und unterstützt wurden die Teilnehmenden bei der Berufswegeplanung, der Berufsorientierung und zu Praktika, sprachlichen Qualifizierung, Anerkennung von Bildungsabschlüssen und beruflichen Qualifikationen, aufenthalts- und beschäftigungsrechtlichen Fragen, Bewerbungsmanagement oder bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Mittels der überregionalen Fachberatungsstelle NIFA plus konnten 570 Arbeitgebende und Multiplikator*innen geschult, sowie knapp 160 Fachberatungen für Arbeitgebende, (Arbeits-)Verwaltung, Sozialarbeitende und Ehrenamtliche durchgeführt werden.
„Ein wesentlicher Grund für den Erfolg von NIFA plus ist die ganzheitliche, stufenweise und langfristige Beratung und Begleitung von Geflüchteten und Betrieben auch noch nach der Aufnahme der Beschäftigung. So kann Abbrüchen vorgebeugt und eine nachhaltige Arbeitsmarktintegration mit Bleibeperspektive gefördert werden“, erklärt Lea Engisch, Projektkoordinatorin NIFA plus bei der Werkstatt PARITÄT. Insgesamt bestehe eine sehr hohe Nachfrage bei der Beratung zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten sowohl seitens der Geflüchteten selbst, aber auch auf Seiten der Arbeitgebenden, öffentlichen Verwaltung, Beratungsstellen und auch Flüchtlingshilfe. „Dies begründet sich vor allem in der komplexen Rechtslage beim Zugang zum Arbeitsmarkt und entsprechenden Förderinstrumenten. Hinzukommen vielerlei strukturelle Herausforderungen, wie die Überlastung der Behörden, fehlende Sprachkursplätze und Kinderbetreuungsangebote, die leider eher zunehmen als weniger werden“, so Engisch. Auch die gesellschaftliche Stimmung im Hinblick auf Migration und die Integration von Geflüchteten spiele eine Rolle. Allein im Hinblick auf den hohen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Druck was die Fachkräftegewinnung und -sicherung betrifft, brauche es dringend mehr berufliche Teilhabe von Geflüchteten.
„Wir als ein Teilprojektpartner am Standort Stuttgart konnten in den letzten zwei Jahren 37 Menschen mit Fluchtgeschichte in eine Ausbildung oder Arbeit vermitteln. Der weit größere Teil der Teilnehmenden wurde oder wird zu arbeitsmarktnahen und beschäftigungsvorbereitenden Themen wie Sprachkursen, Zeugnisanerkennung und rechtlichen Fragen zum Arbeitsmarktzugang von geflüchteten Menschen in oder nach dem Asylverfahren beraten“, sagt Julie Leube, Projektmitarbeiterin NIFA plus – Netzwerk zur beruflichen Teilhabe von Geflüchteten beim AGDW e.V. in Stuttgart. „Als eine der aktuell größten Schwierigkeiten sehen wir die „Verwaltungskrise“ an, welche durch Unterbesetzung und überbürokratische Abläufe beispielsweise in der Ausländerbehörde dazu führt, dass Menschen aufgrund monatelang dauernder Arbeitserlaubnisverfahren im Sozialleistungsbezug verharren, weil sie keine Beschäftigung aufnehmen und im Ergebnis auch nicht in die Sozialkassen einzahlen können. Erschwerend kommt hinzu, dass viele geflüchtete Menschen eine Wohnsitzauflage haben, sodass sie nicht in Regionen ziehen können, in denen Wohnraum zur Verfügung steht“, so Leube. Ein wichtiger Erfolgsfaktor für eine gelingende Integration seien gut vernetzte Unterstützungsstrukturen sowie eine funktionierende öffentliche Verwaltung.
„In Zeiten von Arbeits- und Fachkräftemangel, niedrigem Wirtschaftswachstum und Demokratiegefährdung ist es wichtiger denn je, das Thema Integration in den Fokus der Debatte zu stellen und Zuwanderung positiv zu besetzen. Statt Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben, muss das vorhandene Potential von Geflüchteten, die sich bereits in unserem Land befinden, stärker berücksichtigt und ihre Qualifikationen entsprechend anerkannt werden“, betont Nathalie Wollmann, Referentin für Migration, Vielfalt und Demokratie beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg. Eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt entlaste nicht nur das Sozialsystem, sondern wirke sich auch stabilisierend auf die negative Haltung gegenüber Menschen mit Zuwanderungsgeschichte aus und stärke unsere Demokratie. „Statt eine Arbeitspflicht zur gemeinnützigen Arbeit zu diskutieren, müssen sich die Debatten wieder damit befassen, wie viele qualifizierte Menschen in unserem Land aufgrund der Gesetzeslage und des Bürokratismus daran gehindert werden, auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich Fuß zu fassen“, so Wollmann.
Quelle und Kontaktadresse:
Der Paritätische Wohlfahrtsverband - Landesverband Baden-Württemberg e.V., Hina Marquart, Leiter(in), Hauptstr. 28, 70563 Stuttgart, Telefon: 0711 2155-0, Fax: 0711 2155-215
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